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Wenn das der Führer wüßte

Wenn das der Führer wüßte

Titel: Wenn das der Führer wüßte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Basil
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abgeschlachtet hatte, daß ferner Panzerspitzen der Japse bereits die Vororte von Mailand und in nördlicher Stoßrichtung das Südufer des Gardasees erreicht hatten, nachdem der in Caserma Passalacqua liegende Stab des OB der Heeresgruppe Süd in Feindeshand geraten war. Dabei ging auch das Erste WM-RAK-Kommando, ein bekannt hartschlagendes, höchst mobiles Kommando, verloren. In vielen Städten Venetiens, Friauls und der Lombardei seien die Braunen Häuser angezündet und deren Insassen von der verhetzten Menge gelyncht, alle deutschblütigen Frauen öffentlich zu Tode geschändet worden. Auch faschistische Hilfsmilizen hätten sich an den Plünderungen und Hinrichtungen beteiligt.
    Die „Lande der Eidgenossen“, also der Alemannische Gau, den der Führer sowieso immer mit Mißtrauen betrachtet hatte, seien gleichfalls in revolutionärer Bewegung, doch waren die betreffenden Nachrichten sogleich weiter verschlüsselt worden und daher unverständlich gewesen.
    Höllriegl hörte mit stoischem Gleichmut, ja völliger Gleichgültigkeit zu, als beträfe es Ereignisse, die sich auf dem Mond oder Mars abspielten. Für ihn gab es nicht den geringsten Zweifel: die Reichsführung würde genau wissen, was not täte, und im einzig richtigen Moment den globalen Vernichtungsschlag führen. Das Reich verfügte ja allerletzten Endes über bemannte und unbemannte Raumschiffe, die ihre Kernwaffen über jedem beliebigen Punkt der Erde einsetzen konnten. Die Feinde der asischen Weltherrschaft würden dann ein letztes Mal geatmet haben. Tyr, der Gewaltige, Einarmige, hatte das Schwert, so fühlte Höllriegl, zum tödlichen Streich bereits erhoben …
    Aber es gab Schlimmeres. Unter den Verbänden des Strategischen Lufteinsatzes Nord war es in den frühen Morgenstunden des 13. November zu Gehorsamsverweigerungen gekommen. Einheiten der 16. und 17. Luftflotte hatten Köpflers Befehl, Flugbasen, Interrak-Rampen sowie die Rüstungskerngebiete auf Karafuto, Hokkaido und Honshu mit thermonuklearen Waffen anzugreifen, glatt sabotiert. Mehr wisse man nicht.
    Wie Höllriegl später aus verläßlicher Quelle erfuhr, war der Kommandant des Bomberverbandes „Fegelein“ – es hieß, er sei mit jenem Ritterkreuzträger identisch, der als einfacher Luftwaffenhauptfeldwebel im Frühsommer 1945 die historische Bombe über London ausgeklinkt und seither in freiwilliger Namenlosigkeit gelebt hatte – im Einverständnis mit dem Großteil seiner Kameraden funksprüchlich an das OKL-NA in Smithers (im ehemaligen Britisch-Kolumbien) herangetreten, ihn und seine Mannschaft von der Ausführung dieses „selbstmörderischen“ Befehls von „unabsehbarer Tragweite“ zu entbinden. In dem Funkspruch machte er auf die weltweiten Folgen aufmerksam, die sich aus der Entfesselung des „uneingeschränkten Kernwaffenkrieges“ – als ob es einen eingeschränkten Kernwaffenkrieg geben könnte, so aber lautete die amtliche Bezeichnung – nicht allein für das Reich, die Herrenrasse und deren Verbündete, sondern auch für die ganze Erdbevölkerung (die allerdings weniger wichtig war) ergeben würden. Dieser Entscheidung von Namenlos stimmten binnen kürzester Frist die Befehlshaber von sechs weiteren Luftgeschwadern zu; das gesamte Bodenpersonal und sogar Kampfstaffeln des XXIII. SS - Fliegerkorps, einer Totenkopf-Elitetruppe, schlossen sich der Meuterei an, zweifellos, weil sie gegen Köpfler gerichtet war. Der von diesem persönlich stammende Befehl kam also niemals zur Ausführung, auch schon deshalb nicht, weil jene Pulks, die von der Revolte unberührt geblieben waren, über Kamtschatka durch die Luftabwehr des Gegners zum Abdrehen gezwungen wurden, wobei es infolge massierten Einsatzes von Selbstmord-Jagdfliegern des Soka Gakkai zu schwersten Eigenverlusten kam. Eine H-Bombe geringerer Größenordnung war angeblich durch Abschuß des Trägerflugzeugs über Tigil explodiert und hatte die Stadt vom Erdboden getilgt, weite Strecken der Halbinsel zur feurigen Wüste und das Luftmeer darüber unatembar gemacht. Für ganz Nordostasien galt zur Zeit Strahlenalarm I.
    Wie Höllriegl in Heydrich weiter erfuhr, war die Meuterei im Nordpazifik für Köpfler der unmittelbare Anlaß gewesen, den Kernwaffeneinsatz schlagartig der gesamten Luftmacht des Reiches zu entziehen. Die meuternden Verbände stieß er aus der Luftwaffe aus und erklärte sie für vogelfrei – was einen tragikomischen Nebensinn hatte. (Namenlos verübte Selbstmord.) Es kam zu jenem

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