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Wenn das der Führer wüßte

Wenn das der Führer wüßte

Titel: Wenn das der Führer wüßte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otto Basil
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bekannten fünf Sätze nicht wissen, in denen diese sehr hohe Zahl, eine Eins mit vierzig Nullen, jeweils der Weisheit letzter Schluß ist. Also erstens: Wenn man den Krümmungsradius der Welt – Welt hier als Modell gedacht, ein sphärischer Raum mit dem Krümmungsradius R – durch den Radius eines Elektrons dividiert, so erhält man die Zahl 10 hoch 40 … Zweitens: Wenn wir die Masse der Welt durch die Masse eines Mesons – durchschnittlich ein Zehntel der Protonmasse – dividieren und aus diesem Bruch die Quadratwurzel ziehen, so erhalten wir 10 hoch 40 … Und drittens: Dividiert man das Alter der Welt durch die Zeit, die das Licht zum Durcheilen eines Elektronenradius benötigt, so erhält man wiederum 10 hoch 40 … Viertens: Wenn Sie die sogenannte Elementareinheit für die relativistische Gravitationskonstante durch die sogenannte relativistische Gravitationskonstante dividieren, so erhalten Sie was? Selbstverständlich 10 hoch 40 … Fünftens und letztens: Dividieren wir die Masse eines spontan gewordenen Sterns durch die Masse eines Mesons, erheben dann den Bruch zum Quadrat und ziehen aus diesem Quadrat die Kubikwurzel – so erhalten wir 10 hoch 40! Die Scholastiker glaubten noch, Christus wäre nur 34 Jahre alt geworden, darauf beziehen sich zum Beispiel auch die 34 Kreise im Globusspiel des erwähnten Nicolaus von Cues. Was aber haben meine Freunde von Delta-Epsilon unwiderleglich und ein für allemal nachgewiesen: der Galiläer hat mit genau 40 Jahren den Kreuzestod erlitten. Das ist mehr als bloße Zahlenspielerei, hier kommt eine kosmische Gesetzlichkeit zum Ausdruck … Was halten Sie davon?“
    Die Frage war rhetorisch. Höllriegl hätte darauf keine Antwort gewußt.
    „Haben Sie meine heutige Ansprache gehört?“ (Höllriegl nickte.) „Bitte wundern Sie sich nicht, daß ich von dem schönen Vorrecht deutscher Philosophen Gebrauch mache, nämlich mich so auszudrücken, daß kein Mensch außer mir selber den Text versteht. Notabene ist meine Person, mein Name an einen bestimmten Stil gebunden. Ich möchte vor Ihnen nicht verbergen, daß die Partei mit immer scheeleren Augen meine Arbeit betrachtet. Der mir unmittelbar vorgesetzte Philosophie-Offizier an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena hat mich bereits zweimal höheren Orts verpfiffen, was ich durch den Baumann unserer dortigen Zelle erfuhr. Für andere Universitätsoffiziere, die im Hause Unter den Linden 69 ein- und ausgehen und das Ohr des Ministers haben – ob auch des neuernannten Herrn Luyken, entzieht sich meiner Kenntnis –, rieche ich meilenweit nach Schwefel. Ich weiß sehr wohl, daß meine einflußreichsten Gegner im Promi und – burleskerweise – in der Reichsanstalt für Erdbebenforschung sitzen; letztere ist in Jena zu Hause – begreifen Sie jetzt den Zusammenhang? Ich müßte eine beträchtliche Mattscheibe haben, wenn ich nicht ahnte, daß mich der Werwolf wie die schwarze Pest haßt. Speziell die NATMAT-Leute würden mich am liebsten killen oder in ein UmL stecken, wenn sie die alleinige Macht hätten. Was soll ich Ihnen noch sagen? Der Bundschuh? Da gärts zu sehr, man weiß nicht, was draus wird. Da lob ich mir Ihre Namenlosigkeit! Natürlich halte ich mich über Wasser – aber wie lange noch? Die Hauptüberwachungsstelle für Ariosophie hat ein wachsames Auge und gefügige Kreaturen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie mir dieser Krieg gelegen kommt.“
    „Professor Kofut ist der Meinung, es sei höchste Zeit, daß Sie unter Tage verschwinden.“ Die Warnung war Höllriegl herausgerutscht, es war gegen seine Absicht.
    „Der gute Cunnilingus! Wissen Sie, wie mein Asenname lautet? Thiodhvitnir, das heißt Weltwolfsfisch. Ein guter Name. Ich warte noch zu, warte auf ein Zeichen. Im übrigen: Was dich nicht brennt, das blase nicht. Mein Gottesbeweis wird, sollte er je fertig werden, niemals unter Köpflers Augen erscheinen können, das ist klar. Zumindest nicht ober Tage und in Europa, Eurasien und den beiden Amerika. Eine Weile hoffe ich noch unbehelligt zu bleiben, falls uns der Krieg diese Weile läßt. Es sieht nicht so aus – wer weiß, ob wir morgen noch leben! Immerhin: die Partei gibt mir offizielle Aufträge, und ich erfülle sie … Trotzdem! – – – Mein Gottesbeweis geht, rein formalistisch gesehen, die üblichen, vom Promi gebilligten Wege, ich benütze einwandfreie ariosophische Methoden, nämlich das herkömmliche ontologische, kosmologische und teleologische Schema, ich stütze mich

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