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Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Titel: Wenn das Dunkle erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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erkennen. Im nächsten Augenblick marschierte er zu der Kommode, auf der die Pistolen der Casus lagen. Daneben lagen sein Seesack und die Tüte mit den Sachen, die sie vorhin gekauft hatten. Er kippte die Tüte aus der Apotheke auf der Kommode aus, schnappte sich ein paar Arzneimittel und ging zum Badezimmer. „Ich geh jetzt duschen“, brummte er. „Wenn du wieder abhauen willst, von mir aus. Ist mir wirklich scheißegal. Aber dann bist du endgültig auf dich allein gestellt. Ich werde jedenfalls nicht noch einmal hinter dir herrennen.“
    „Du würdest wirklich zulassen, dass ich durch diese Tür latsche und verschwinde?“
    Es schien ihm nichts gleichgültiger zu sein. „Wenn es das ist, was du willst.“
    Im Stillen stieß Saige ein Stoßgebet aus, dass seine Worte nicht ernst gemeint waren. „Es tut mir sehr leid, dass ich dir nicht gleich getraut habe, Quinn. Aber jetzt tue ich das.“
    „Ach wirklich? Also, nur damit du’s weißt: Ich traue dir kein bisschen.“
    Er knallte die Badezimmertür hinter sich zu, und Saige lief in dem Zimmer auf und ab, lauschte dem fließenden Wasser und dachte über all das nach, was sie ihm gerade erzählt hatte. Obwohl er so zornig und abwehrend gewesen war, spürte sie eine Leichtigkeit in der Brust wie schon seit sehr langer Zeit nicht mehr, und das lag offenbar daran, dass sie zum ersten Mal all ihre Geheimnisse mit jemandem teilte, dem sie vertraute. Sie fühlte sich auf eine Art zufrieden, die sie seit Jahren nicht erlebt hatte, doch gleichzeitig war sie auch nervös, unter ihrer Haut kribbelte es. Ein wachsendes Bedürfnis stieg in ihr auf, scharf und süß und verwirrend. Es war ihr unmöglich, das einfach zu ignorieren.
    Hinter der Badezimmertür hörte das Wasser auf zu rauschen, und sie wartete und hoffte, dieser starrköpfige Kerl würde sie bitten, seine Wunden zu reinigen. Aber die Minuten schlichen dahin, und sie fuhr fort damit, einen Trampelpfad in den Teppich zu treten. Als sie einen lauten Fluch aus dem Bad hörte, schlich sie zur Tür und drückte sie vorsichtig auf, um hineinzuschauen. Wie vermutet stand Quinn mit dem Rücken zum Spiegel, er trug nur seine Jeans, und sein rechter Flügel war ausgestreckt. Schweißtropfen glitzerten auf seinen Brauen, offenkundig litt er starke Schmerzen, während er mit der linken Hand über die Schulter griff und versuchte, die Schusswunde im Flügel zu säubern.
    Entschlossen, sich nicht von ihm verscheuchen zu lassen, drückte sie die Tür ganz auf und betrat das von Dampf erfüllte, nach Quinn duftende Badezimmer. „Du machst dich lächerlich mit deinem Gehabe“, sagte sie und zeigte auf den Klodeckel. „Setz dich da hin.“
    „Ich hab’s schon.“
    Sie ignorierte seinen Zorn. „Setz dich einfach da hin, Quinn.“
    „Ich will deine Hilfe nicht, Saige.“
    „Ja, ist mir schon aufgefallen. Deshalb sage ich dir einfach,
    was du tun sollst, anstatt dich darum zu bitten. Und jetzt sei brav und setz dich hin.“
    Gereizt folgte er ihrem Befehl, warf den antiseptischen Tupfer in den Mülleimer, wandte ihr den Rücken zu und setzte sich auf den Klodeckel. Saige trat hinter ihn und starrte ihm im Spiegel direkt in die Augen. Beinahe hätte sie sich in seinem finsteren, wilden Blick verloren, aber sie riss sich zusammen und konzentrierte sich auf die Geräte, die auf der Anrichte lagen. Sie griff nach einem frischen Tupfer, riss die Verpackung auf und spürte die kühle, mit einer Lösung getränkte Baumwolle an den Fingerspitzen.
    Dieser ausgebreitete Flügel war von einer jenseitigen Schönheit. Die seidigen Federn waren so dunkel, dass sie im Neonlicht der Lampe von oben fast blau wirkten, genauso wie sein kurzes tintenschwarzes Haar. Weil es hier drin so eng war, musste er den Flügel leicht abknicken, während der andere in seinem Körper ruhte. Den Tupfer in der linken Hand, streichelte Saige mit der rechten sanft über die weichen, glänzenden Federn und staunte über die Geheimnisse dieses übernatürlichen Körpers – wie war es nur möglich, dass er etwas so Starkes und Schönes in seinem Körper verbergen konnte, ohne dass es sichtbar war?
    Die Kugel war an der dicksten Stelle durch den von Muskeln bedeckten Knochen gedrungen, kaum fünfzehn Zentimeter von der Stelle entfernt, wo der Flügel aus dem Rücken kam. Vorsichtig schob sie die Federn beiseite, berührte die Wunde mit dem Tupfer und zuckte zusammen, als er ein Zischen durch zusammengebissene Zähne hören ließ. „Das war echt ein schlauer

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