Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
gezogen. Ihre Klingen kamen durch den Flügel selbst nicht durch, weshalb sie am Knochen herumsägten, durch dicke Muskeln und Sehnen, die Schmerzen waren so entsetzlich, dass er immer wieder ohnmächtig wurde. Dann schütteten sie ihm Eiswasser ins Gesicht und fingen mit der Prozedur von vorn an. Bis heute hatte Quinn keine Ahnung, wie lange diese sadistische Folter gedauert hatte. Stunden? Tage? Wochen? Jedenfalls hatte man ihn bereits einen ganzen Monat vermisst, bis Kierland und die anderen endlich seinen Standort herausfanden und ihn retteten, und da hatte er längst jedes Zeitgefühl verloren.
Nach mehreren Monaten voller Schmerzen waren seine Flügel nachgewachsen, aber die Narben der Folter trug er immer noch auf dem Rücken – doch diese körperlichen Narben, über die Saige sich gewundert hatte, waren nichts im Vergleich zu den Verletzungen, die er in seinem Innern mit sich herumtrug.
Und nach all diesen Jahren wollten ihn die Träume immer noch nicht in Ruhe lassen.
Er warf die kalten, schweißdurchtränkten Decken beiseite und versuchte den Albtraum abzuschütteln, aber das war unmöglich. Er biss die Zähne aufeinander, weil er diesen fanatischen Soldaten nicht die Genugtuung verschaffen wollte, seine Schreie zu hören, während sie ihm den Flügel abhackten. Er wollte ihre Gesichter zerfetzen, die Schadenfreude ausreißen, aber sie hatten ihm all seine Krallen gezogen, eine nach der anderen, seine Finger waren geschwollen und taub.
Als sie es endlich geschafft hatten, den linken Flügel abzusägen, riss Quinn den Kopf zurück und gab einen unmenschlichen Schrei von sich. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, als würde man glühende Kohlen in die Wunde stopfen. Er würgte, aber es kam nichts außer Blut und Galle. Einer der Soldaten packte seinen Kopf und drückte sein Gesicht in die stinkende Masse, bevor er seinen Schädel auf den Zementboden hämmerte. Ihm wurde schwarz vor Augen, sein ganzer Körper zuckte, als ein anderer Soldat die rechte Seite seines Rückens aufschlitzte und sie anfingen, ihm auch den rechten Flügel abzusägen.
Er betete nur noch, dass sie ihn umbringen würden, aber es sollte noch schlimmer kommen.
Er lag da, blutend an Leib und Seele, als einer der Soldaten Janelle an den Haaren hereinzerrte. Sie war offenbar bereits mehrmals vergewaltigt worden, ihr nackter Körper war grün und blau geschlagen, die Augen glasig, als wäre ihr Geist längst gestorben. Quinn schrie nach McConnell, dem Offizier dieser Einheit des Kollektivs, der seine Gefangennahme organisiert hatte, aber McConnell kam nicht.
So musste er daliegen und zusehen, wie sie sie umbrachten – langsam und qualvoll –, während sie immer wieder fragten, ob er ihnen nicht doch verraten wollte, wo noch mehr von seiner Gattung zu finden wären. Manchmal stellte Quinn sich gern vor, er hätte tatsächlich geschwiegen, aber die hässliche Wahrheit war, dass er gar keine anderen Raptoren kannte. Sein Vater war der letzte dieser Abstammungslinie gewesen und seine Mutter ein Mensch, beide waren vom Kollektiv ermordet worden, als er erst zehn Jahre alt gewesen war.
Janelles Schreie erfüllten die Folterkammer, er rüttelte mit aller Kraft an seinen Ketten, schaffte es aber nicht, sich zu befreien und ihr zu helfen. Obwohl sie nur ein paar Tropfen Pantherblut in sich trug, reichte das für das Kollektiv, sie als Tier zu betrachten. Quinn musste zusehen, wie Janelle langsam ihr Leben aushauchte, und wünschte sich wie jedes Mal, er könnte aufwachen und irgendwie diesen entsetzlichen Film anhalten, der sich wieder und wieder in seinem Kopf abspulte. Er versuchte aus den zerstörerischen Tiefen des Traums aufzutauchen – der sich plötzlich veränderte, eine neue Richtung einschlug, eine, die er zum ersten Mal nach seinem Streit mit Saige erleben musste. Er brüllte auf, zerrte so fest an den Ketten, dass seine Hand- und Fußgelenke zu bluten begannen, während Janelles langes schwarzes Haar zu einem warmen rötlichen Braun wurde. Und plötzlich war es Saige, die da schreiend unter einem dieser Bastarde lag, der lachende Soldat hielt ihr ein Messer an die Kehle und schlitzte ihr genüsslich die Haut auf, während seine Kameraden ihre Arme und Beine festhielten. Quinn konnte die Wut ihres Merricks in ihren Augen glühen sehen, aber sie war nicht stark genug, sich zu befreien, weil sie sich geweigert hatte, sein Blut zu trinken. Er schrie verzweifelt, bis der Soldat ihr schließlich die Kehle durchschnitt, das
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