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Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)

Titel: Wenn das Dunkle erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhyannon Byrd
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hervorsprudelnde Blut verursachte in Quinns Innerem die schlimmste Qual, die er je erlebt hatte. Er schrie.
    Und dann, von einem Atemzug zum nächsten, war er plötzlich wach.
    Schweißnass, alle Muskeln verkrampft und mit bebender Brust starrte Quinn an die Decke des billigen Hotelzimmers. Nach dem Marathon durch Mittelamerika und Mexiko sollte er eigentlich viel zu erschöpft sein, um noch träumen zu können, sie hatten immer nur für wenige Stunden Rast gemacht –aber so viel Glück war ihm offenbar nicht vergönnt. Stattdessen hatten die Albträume sich jede Nacht durch seine Erschöpfung gemogelt und wie ein Hammer auf ihn eingeschlagen. Dass Saige ins Spiel kam, konnte nur heißen, dass er langsam den Verstand verlor.
    Er schloss die Augen und wiederholte den Spruch, den er sich seit fünf Jahren immer wieder aufsagte.
    Das ist nicht real, du jämmerliches Arschloch. Nicht. Real.
    Trotzdem brannte die Erinnerung an den Traum in ihm, schmerzhaft, grausam. Er konnte diesen Albtraum einfach nicht abschütteln, musste Nacht für Nacht erneut durchleben, wie das Kollektiv ihn folterte und seine treulose Verlobte ermordete, inzwischen öfter, als er zählen konnte.
    Quinn fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, als könnte er sich den bitteren Geschmack des Verrats aus dem Mund waschen, aber er war zu tief eingebrannt. Vielleicht hätte er schon vor langer Zeit die Sache selbst in die Hand nehmen und mit Seth McConnell abrechnen sollen. Vielleicht müsste er dann die schrecklichsten Stunden seines Lebens nicht wieder und wieder durchmachen, was ihn langsam in den Wahnsinn trieb. Und ihn daran hinderte, zu neuen Ufern aufzubrechen.
    Und du weißt ganz genau, was für Ufer das wären, nicht wahr?
    Wie unglaublich dumm war er eigentlich? Für eine gemeinsame Zukunft mit Saige gab es keine Chance, das wusste er doch längst. Er zwang sich, noch einmal die Etappen ihrer Reise zu rekapitulieren. Wie sie es überhaupt so weit schaffen konnten, ohne auf irgendwelche Casus zu stoßen, war ihm nicht klar. Waren sie einfach nur geschickt genug gewesen, sie zu umgehen … oder waren diese Schweinehunde irgendwie dahintergekommen, wo sie eigentlich hinwollten, und waren auf dem schnellsten Weg nach Denver geflogen, wo sie nun schon auf sie warteten, damit sie sie zu Jamison Haley und dem Dark Marker führten?
    Jedenfalls war Quinn völlig klar, dass sie nicht ewig so ein Glück haben würden. Die letzten Szenen des Albtraums liefen noch einmal vor seinen Augen ab, und er fluchte vor sich hin.
    „Wieder ein böser Traum?“
    Er hob den Kopf und erblickte Saige, unter einer Decke zusammengekauert in einem Sessel neben dem Fenster, eine draußen flackernde Neonreklame tauchte ihr Gesicht in changierendes Licht. Regen trommelte gleichmäßig an die trübe Fensterscheibe, in der Ferne grollte Donner, während ein wolkenverhangener Tag anbrach. Das Wetter passte perfekt zu seiner Stimmung.
    „Kann man so sagen.“ Hatte er im Schlaf geschrien, und sie hatte alles mitangehört? Er richtete sich im Bett auf und konnte die Augen nicht von ihr lassen. Trotz des fürchterlichen Albtraums war er schon wieder scharf auf sie. „Bist du immer noch sauer auf mich?“ Seit dem Krach von Freitag konnten sie sich nur mit Mühe davon abhalten, einander an die Kehle zu gehen, hatten kaum miteinander geredet auf dem Weg von einem Ort zum nächsten. Zwar hatte er nicht die geringste Lust, mit ihr über seine quälenden Albträume zu reden, aber auf erbärmliche Art war er dankbar, dass sie überhaupt wieder mit ihm sprach, anstatt das eisige Schweigen zwischen ihnen knistern zu hören.
    „Weil du mich am Freitag hast hängen lassen? Wieso sollte ich da sauer sein? Wahrscheinlich hast du mir einen Gefallen getan, Quinn. Wenn du mich entjungfert hättest, müsste ich die Erinnerung daran den Rest meines Lebens mit mir herumschleppen.“
    Diese Frau war einfach unglaublich. Und es war erstaunlich, wie leicht sie ihn ständig in Wut versetzen konnte, aber genauso leicht konnte sie ihn zum Lachen bringen, leichter als jede andere, der er je begegnet war, als ob sie seine Gefühle jederzeit nach Gusto manipulieren könnte, wie ein Bildhauer Ton modellierte. „Ich habe meine Gründe doch genannt, Saige. Ich hatte nie vor, dich zu verletzen.“
    Sondern nur, mein eigenes Herz zu beschützen.
    Sie starrte aus dem Fenster und zog die Decke hoch bis ans Kinn. Zwar hatte er sich am Samstag rasiert, aber jetzt hatte er schon wieder zwei Tage alte Stoppeln

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