Wenn das Dunkle erwacht (German Edition)
Jeans.
Kierland neigte den Kopf und flüsterte ihr etwas ins Ohr. „McConnells ganze Familie wurde von einer Horde schurkischer Vampire ermordet, als er fünfzehn war. Kurz danach ist er der Armee des Kollektivs beigetreten und ziemlich schnell Offizier geworden.“
„Außerdem einer der gnadenlosesten Jäger, die sie je gehabt haben“, fügte Shrader hinzu.
McConnell schloss die Augen, als würde er genervt kapitulieren. „Denkt von mir aus, was ihr wollt, aber ich habe nie ein unschuldiges Lebewesen getötet, egal von welcher Gattung.“
„Nein“, hauchte Quinn dem Mann ins Gesicht, „du folterst sie nur so lange, bis sie wünschen, sie wären tot. Stimmt das nicht, Colonel?“
Stille machte sich breit. Quinns unbezähmbare Wut schien in der Luft zu knistern wie ein heraufziehendes Gewitter, und Saige hatte den Eindruck, dass in McConnells grünen Augen ein gewisses Bedauern lag. „Ich habe Fehler gemacht“, stöhnte der Soldat endlich, „aber ich habe niemals angeordnet, dass jemand gefoltert werden soll.“
Quinn ließ ein höhnisches Schnauben hören, die Muskeln seiner Arme zitterten vor Wut, aber zum zweiten Mal lockerte er seinen Griff, und der Mann sog gierig Luft ein. „Was zum Teufel willst du hier, McConnell?“
„Ich will euch sagen, dass dieser Mensch noch am Leben ist, soweit ich weiß. Aber sie halten ihn gefangen. Ob ihr es glaubt oder nicht, ich bin gekommen, um euch zu helfen.“
„Das glaubst du doch selber nicht“, höhnte Quinn.
„Tatsächlich möchte ich, dass ihr mir helft. Bei uns, beim Kollektiv, stimmt etwas nicht. Ich brauche Hilfe, bevor die Sache außer Kontrolle gerät.“
Quinn sah dem Mann mit bebenden Nasenflügeln in die Augen. „Du lügst.“
McConnell zuckte nicht einmal mit den Wimpern. „Ich wünschte, es wäre so. Dann würden wir nicht so in der Scheiße stecken. Und ich müsste nicht mein Leben riskieren und zu euch kommen.“
„Wir haben mit euch doch gar nichts zu schaffen.“ Shrader musterte McConnell durchdringend.
„Ich weiß, dass du mich hasst“, sagte er zu Quinn. Wahrscheinlich würde Saige nie erfahren, was zwischen den beiden vorgefallen war. Aber was immer es sein mochte, Quinn verabscheute den Soldaten so sehr, dass er ihn umbringen wollte. „Aber ich habe Verschiedenes lernen müssen, seit wir uns das letzte Mal begegnet sind.“
„Was denn zum Beispiel?“ Quinn hielt immer noch seine Kehle umklammert.
„Das ihr nicht alle böse seid. Und dass nicht alle unsere Soldaten ehrenvolle Kämpfer sind. Dass wir nicht einmal alle dieselben Ideale haben. Aber darüber können wir uns ein anderes Mal unterhalten. Ich bin hier, weil ich wichtige Informationen für euch habe.“
„Hat Jamison gesagt, dass er hier auf uns warten sollte?“ Saige überlegte, woher dieser Mann den Treffpunkt kannte.
„Soweit ich weiß, hat er zu niemandem etwas gesagt. Ich habe meinen Männern befohlen, alle Straßen in Henning zu überwachen“, erklärte McConnell. „Sie haben gesehen, wie Shrader und Scott durch die Stadt gefahren sind, und ich bin euch gefolgt, in der Hoffnung, dass sich so eine Gelegenheit wie jetzt ergeben könnte.“
Shrader gab ein höhnisches Lachen von sich. „Und jetzt willst du uns aus reiner Herzensgüte verraten, wo Haley ist?“
„Lass ihn ausreden“, kommandierte Kierland. „Wir können uns genauso gut anhören, was er zu sagen hat.“
Quinn knurrte voller Abscheu, aber er ließ McConnells Kehle los und marschierte auf und ab wie ein Raubtier, dem man gerade die Beute weggenommen hatte. „Ich glaube kein Wort von diesem Scheiß“, murmelte er und fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar.
„Sag, was du zu sagen hast, McConnell, und dann verschwinde.“ Kierlands Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.
McConnell lehnte sich stöhnend an den Baum und behielt Quinn im Auge. „Wie ich gerade sagte, bei uns im Kollektiv ist etwas nicht in Ordnung.“
Shrader lachte rau. „Das hätte ich euch Arschkriechern schon vor Jahren sagen können. Ihr seid alle nicht ganz richtig im Kopf.“
„Ich rede von den höheren Rängen.“ Das Sonnenlicht glänzte in dem goldenen Haar, sodass McConnell eher wie ein kalifornischer Surfer wirkte, nicht wie ein gnadenloser Offizier des Kollektivs. „Kürzlich wurde eine neue Abteilung geschaffen, deren Existenz man geheim zu halten versucht, aber ein paar wenigen Offizieren, darunter auch mir, wurde mitgeteilt, dass es sie gibt.“
„Was soll denn die Geheimhaltung?“, wollte
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