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Wenn das Glück dich erwählt

Wenn das Glück dich erwählt

Titel: Wenn das Glück dich erwählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ansah. »Ich bereite jetzt das Abendessen zu«, fuhr er fort. »Ich möchte, dass du etwas isst und dich dann zu Abigail ins Bett legst und versuchst, zu schlafen. Ich werde bei ihr wachen heute Nacht.«
    Dasselbe unmögliche, unbeschreibliche schöne Gefühl wie schon zuvor stieg wieder in ihr auf, bis sie glaubte, zerspringen zu müssen von dem Druck, und es wäre eine große Erleichterung für sie gewesen, wenn sie hätte weinen können, aber ihre Tränen waren verbraucht, und ihre gesamte Energie hatte sie Abigail gespendet.
    »Danke«, sagte sie, denn das war das Einzige, wozu sie jetzt noch fähig war.
    Scully ging einen Moment hinaus und kehrte mit dem Eimer Milch zurück. Er leerte den Waschzuber und brachte ihn in die Speisekammer, wusch sich die Hände und trat an den Herd. Evangeline fragte sich, ob es irgendwo auf der Welt noch einen anderen Mann wie Scully geben mochte, und dachte, dass das sehr unwahrscheinlich war. Er war unglaublich männlich, weit mehr als jeder andere Mann, den sie bisher gesehen hatte, und dennoch machte es ihm nichts aus, das Abendessen zuzubereiten. Er trug Zärtlichkeit in sich und Poesie, und sie wusste, wie sehr er sein Land liebte.
    Langsam drehte Evangeline sich wieder zu ihrer Tochter um und nahm Abigails kleine Hand. Das Fieber war gesunken, aber nicht sehr viel, und Evangeline hatte Angst zu hoffen und konnte doch nichts anderes tun.
    Irgendwann war das Essen, das Scully für sie zubereitet hatte, fertig: ein Omelett aus Rühreiern, gebratenen Zwiebeln und Corned Beef aus der Dose. Evangeline ging nur deshalb an den Tisch, weil er sie vom Stuhl hochgezogen und sanft in diese Richtung geschoben hatte, bevor er ihren Platz am Bett einnahm. Nur deshalb aß sie, und das mit einem Appetit, der sie verblüffte. Das Essen war bestimmt sehr schmackhaft - es roch zumindest wunderbar -, aber ihre Wahrnehmungsfähigkeit war nicht mehr da.
    Als sie zum Bett zurückkehrte, war Abigail wach, obwohl sie um sich blickte wie in Trance, als wüsste sie nicht recht, wo sie war.
    »Mama?«, wisperte sie fragend.
    »Ich bin hier, Liebling«, erwiderte Evangeline rasch. Sie setzte sich auf die Bettkante, nahm Abigails Gesicht zwischen ihre Hände und strich mit den Daumen über die Wangen. »Ich bin hier.«
    Eine steile Falte bildete sich zwischen Abigails fein gezeichneten Augenbrauen. »War ich ein Engel?«
    Evangeline war verblüfft über die Frage; sie schaute Scully an, der nach wie vor auf seinem Stuhl saß und ihr daher sehr nahe war. So nahe, dass sie die Hitze seines Körpers so deutlich spüren konnte wie Abigails.
    Scully lächelte. »Nicht richtig«, sagte er. »Du warst sehr krank, und deshalb habe ich dich in einen Waschzuber mit Eis gesteckt, um das Fieber zu senken.«
    »Ist das wahr?«, fragte Abigail, während Hortense aufs Bett sprang, auf das Kissen des Kindes krabbelte und sich schnurrend an seiner Schulter rieb.
    Er nickte. »Es war das Einzige, was mir einfiel«, erwiderte er schlicht.
    Abigails Mund verzog sich zu einem Gähnen. »Ich bin schrecklich müde«, sagte sie und schlang beide Arme um das Kätzchen, das sich bereitwillig an ihre Brust kuschelte. Einen Moment später waren sie beide eingeschlafen.
    Evangeline wandte sich zu Scully. Sie wusste, dass ihre ganze Zuversicht und Hoffnung für ihr Kind sich klar und deutlich auf ihrem Gesicht abmalten.
    »Das Fieber ist noch nicht gebrochen, Eve«, sagte er leise. »Es ist ein bisschen gesunken, aber sie ist noch immer sehr, sehr krank und ...«
    Er brauchte nicht weiterzureden, denn Evangeline wusste nur zu gut, was er ihr zu verstehen geben wollte. Schließlich hatte sie Krankheitsfälle wie Abigails schon oft genug gesehen. Es war schon vorgekommen, dass ein Soldat sich wunderbar von den Verletzungen erholt hatte, die er sich auf dem Schlachtfeld zugezogen hatte, um dann ganz plötzlich an hohem Fieber zu erkranken und zu sterben. Lungenentzündungen nahmen fast immer einen fatalen Ausgang, und aus Erfahrung wusste Evangeline - hatte es wahrscheinlich schon von Anfang an gewusst -, dass das, was ihre Tochter befallen hatte, nichts anderes als eine Lungenentzündung sein konnte.
    Abigail konnte tagelang krank sein, wochenlang vielleicht sogar, ohne dass ihr Zustand sich beträchtlich besserte. Aber sie konnte auch heute Nacht noch sterben.
    »Ich lasse sie nicht gehen«, wisperte Evangeline. »Ich werde mit Herz und Seele an ihr festhalten. Ich lasse sie nicht gehen.«
    Scully stand auf und zog Evangeline auf die

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