Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)
Stockholm begleiten? Zu Gunnar?”
Lars lächelte. “Wie heißt es doch so schön: Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, dann muss der Prophet eben zum Berg gehen.” Er musterte sie eindringlich. “Also was ist? Kommst du mit?”
Katrina zögerte nur einen kurzen Moment, dann nickte sie. Der Gedanke, noch mehr Zeit mit Lars zu verbringen – und das auch noch auf engstem Raum –, behagte ihr zwar nicht sonderlich. Aber immerhin war sie es gewesen, die darauf gedrängt hatte, dass er das Gespräch mit seinem Bruder suchte. Da konnte sie jetzt schlecht Nein sagen.
“Also gut”, sagte sie deshalb. “Wann brechen wir auf?”
“Jederzeit”, erwiderte Gunnar. “Es ist alles bereits organisiert. Wenn du so weit bist, können wir los.”
“Ich muss noch ein paar Sachen packen, schließlich werden wir wohl mindestens bis morgen fort sein, oder?”
“Ach, was.” Lars winkte ab. “So lange wird es wahrscheinlich gar nicht dauern. Wenn alles nach Plan läuft, sind wir heute Abend bereits wieder in Kronsfjället.”
Katrina warf ihm einen skeptischen Blick zu. “Bis nach Stockholm sind es über dreihundert Kilometer.”
Er lächelte geheimnisvoll. “Wir werden sehen. Aber wenn du unbedingt auf Nummer sicher gehen willst, treffen wir uns in einer Stunde am Söderhus.”
Katrina nickte, setzte sich wieder in den Volvo und fuhr los.
Als sie ihr Elternhaus erreichte, informierte sie zuerst Editha darüber, dass sie mit Lars nach Stockholm fahren würde. Anschließend packte sie ihre Schminksachen und ein paar Kleidungsstücke ihrer Mutter zusammen. Zum Glück hatten sie die gleiche Kleidergröße gehabt, sonst würde sie jetzt in ernsten Schwierigkeiten stecken. Dann rief sie noch kurz in New York an, um Stephen Wallace, ihrem engsten Mitarbeiter, mitzuteilen, dass sie vorerst nur über Handy erreichbar war.
Pünktlich um halb zehn hörte sie Lars vor dem Haus hupen und eilte mit ihrer Tasche nach unten.
“Bist du bereit?”, fragte Lars, während er ihr das Gepäck abnahm und es im Kofferraum seines Wagens verstaute. Katrina nickte, und er lächelte. “Wunderbar, worauf warten wir also noch? Steig ein!”
Sie fuhren los – und Katrina runzelte fragend die Stirn, denn zu ihrer Überraschung nahm Lars nicht die Straße zurück in den Ort, sondern schlug den Weg ein, der am Ufer des Sees entlangführte.
“Hast du bereits die Orientierung verloren?”, neckte sie ihn. “Das hier ist eine Sackgasse. In einem halben Kilometer wirst du wenden müssen.”
Wieder dieses geheimnisvolle Lächeln. “Lass das ruhig meine Sorge sein”, erwiderte er knapp.
Katrina schüttelte den Kopf. Irgendetwas stimmte hier nicht. Aber was? Doch als der Weg schließlich in der breiten Bucht endete, in der sie als Kinder so oft gebadet hatten, weil das Wasser hier frei von Schilf und Wasserpflanzen war, beantworteten sich ihre Fragen von selbst.
“Was um Himmels willen hat das denn zu bedeuten?”.
Auf dem See dümpelte ein Wasserflugzeug in der Junisonne.
Lars lachte. “Darf ich vorstellen?”, sagte er stolz. “Das ist die Anka. Sie gehört einem Freund von mir, der sie mir für unseren Trip nach Stockholm geliehen hat.”
“Das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst!”, stieß Katrina entsetzt aus. Als Lars keine Miene verzog, schüttelte sie energisch den Kopf. “O nein, mein Lieber! Wenn du glaubst, dass ich in diese Maschine steige, dann irrst du dich gewaltig!”
“Und? Was sagst du?”
Katrina suchte nach den richtigen Worten. “Fantastisch!”, platzte es schließlich aus ihr heraus. “Ich hätte niemals geglaubt, dass Fliegen so schön sein kann!”
Lars, der auf dem Pilotensitz saß, lächelte ihr zu. “Weißt du, mir ging es bei meinem ersten Flug mit einer Maschine wie dieser ganz ähnlich. Ich hatte furchtbare Angst. Aber schließlich ließ ich mich doch überreden, und seitdem hat mich die Fliegerei in ihren Bann gezogen.”
“Ich verstehe, was du meinst”, erwiderte Katrina und schaute wieder zum Seitenfenster hinaus. Es war ein beeindruckender Anblick. Sie überflogen gerade den Vättersee, den zweitgrößten See des Landes. Aus der Luft betrachtet wirkte seine Oberfläche wie poliertes Silber, eingebettet in ein Meer aus Grün und Braun.
Ihre Flugroute folgte dem Göta-Kanal, der über die Städte Linköping und Norrköping schließlich bei der Kleinstadt Söderköping in den Schärengarten der Ostsee mündete. Wie ein blaues Band zog er sich durch das Land, und die Orte und Städte
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