Wenn das Herz heimkehrt: Mittsommerträume (German Edition)

sich an Lars. “Nun, du erwähntest Majdal Slott – was ist damit? Ist der alte Schuppen jetzt endgültig zusammengebrochen?”
    Katrina beobachtete besorgt, wie Lars' Miene sich verfinsterte. “Hast du eigentlich vor gar nichts Respekt?”, entgegnete er eisig. “Du sprichst hier immerhin vom Haus deiner Vorfahren. Ist dir deine Familie wirklich vollkommen gleichgültig?”
    “Von welcher Familie sprichst du? Mutter und Vater sind vor Jahren gestorben, und Magnus hat es vorgezogen, feige die Flucht zu ergreifen. Tja, und wir zwei sind auch nicht gerade ein Muster an brüderlicher Liebe, oder wie denkst du darüber?”
    Lars sprang von seinem Platz auf, stützte sich mit der linken Hand auf die Schreibtischplatte und deutete mit dem Zeigefinger der Rechten in Gunnars Richtung. Auf seiner Stirn hatte sich eine steile, v-förmige Falte gebildet. “Hör endlich auf damit, so von Magnus zu sprechen. Du weißt genau, dass er nur deinetwegen fortgegangen ist!”
    “Und du stehst also noch immer auf seiner Seite, obgleich du weißt, was er getan hat!”, konterte Gunnar hitzig und erhob sich ebenfalls. Wie zwei erbitterte Feinde standen die Brüder sich gegenüber, man konnte die Luft zwischen ihnen förmlich knistern hören.
    Katrina war schockiert über die Art und Weise, wie dramatisch die Beziehung zwischen den beiden sich verschlechtert hatte. Gunnar und Lars waren nie besonders gut miteinander ausgekommen, aber das hier …
    “Bitte beruhigt euch”, versuchte sie zu schlichten. “Wir sind erwachsene Menschen. Es muss doch möglich sein, vernünftig miteinander zu sprechen, ohne dass ihr gleich aufeinander losgeht!”
    Aber Gunnar schüttelte den Kopf. “Das hat doch alles keinen Sinn! Ich weiß gar nicht, warum ich mich überhaupt auf dieses alberne Treffen eingelassen habe. Ich wusste von Anfang an, dass das zu nichts führen würde!”
    “Da bin ich ausnahmsweise einmal völlig deiner Meinung”, sagte Lars und wandte sich an Katrina. “Komm, lass uns verschwinden.”
    “Aber …”
    “Verflixt, du siehst doch, was dabei herauskommt, wenn man versucht, ein sachliches Gespräch mit Gunnar zu führen!”
    Katrina atmete tief durch, dann stand sie auf. “Vielleicht ist es tatsächlich besser, wenn wir die Sache für heute auf sich beruhen lassen.” Sie nickte Gunnar zu. “Es hat mich trotz allem gefreut.”
    Sie folgte Lars, der ohne ein Wort des Abschieds aus dem Büro seines Bruders stürmte.
    Erst am Fahrstuhl holte sie ihn ein. “Was sollte das?”, fragte sie, ärgerlich die Fäuste in die Seiten gestemmt. “Hast du mir nicht heute Morgen noch versprochen, dich zu beherrschen?”
    Für einen Moment blitzte es in Lars' Augen kampfbereit auf, doch dann seufzte er. “Du hast recht, ich hätte mich zusammenreißen müssen. Aber soweit es Gunnar betrifft, habe ich mich nur schlecht im Griff. Er schafft es immer wieder, mich zu provozieren.”
    Der Aufzug kam, und sie traten in die Kabine, die sie wieder nach unten in die Eingangshalle des Bürogebäudes beförderte.
    “Wir werden es eben noch einmal versuchen müssen”, sagte Katrina. “Daran führt kein Weg vorbei, wenn du Majdal Slott tatsächlich verkaufen willst.”
    Lars nickte, doch Katrina fragte sich, ob sie sich da nicht auf ein Unterfangen eingelassen hatte, das unmöglich zu realisieren war.
    Die Fronten zwischen den Brüdern waren vollkommen verhärtet. Wie es schien, brauchten die beiden dringend eine Familientherapie, ehe an ein vernünftiges Gespräch überhaupt zu denken war.
    Aber da weder Lars noch Gunnar sich zu seinem solchen Schritt bewegen lassen würden, blieb die undankbare Aufgabe, zwischen ihnen zu vermitteln, nun wohl ihr überlassen. Auf was hatte sie sich da nur eingelassen?
    Lars fühlte sich erleichtert und zugleich frustriert, als er noch am selben Abend einen Anruf von Marie erhielt, der ihm einen Grund gab, zusammen mit Katrina die Heimreise anzutreten. Ein erneutes Treffen mit Gunnar kam damit fürs Erste nicht infrage, und darüber war er alles andere als unglücklich.
    Die Kehrseite der Medaille aber besagte, dass er in Sachen Majdal Slott noch immer keinen einzigen Schritt weitergekommen war.
    “Hätte Marie das nicht allein regeln können?” Katrina saß neben ihm in der Anka und musterte ihn leicht vorwurfsvoll. “Wozu seid ihr schließlich Geschäftspartner, wenn du am Ende doch für alles allein verantwortlich bist?”
    Lars zog es vor, nicht auf ihre Frage zu antworten. Was immer er auch gesagt