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Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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wann es in der Nacht geregnet hat?«
    »Nein. Aber auf jeden Fall nach Mitternacht.« Bongartz ist schon auf dem Weg zu seinem Auto.
    Van Oss und Böhm gehen hinüber zu Bernd Lembach. »Habt ihr noch was?«
    Lembach steht gebückt in einem schmalen Wassergraben, der das Feld von der Straße trennt. Er trägt Gummistiefel, deren Schäfte ihm bis zur Mitte der Oberschenkel reichen. »Bis jetzt noch nicht, aber wir sind auch noch lange nicht fertig!« Er richtet sich auf und betrachtet den Gegenstand, den er im Schlamm gefunden hat. Das verrostete Gestänge eines Regenschirms. »Na ja!« Er wirft den Fund auf einen kleinen Haufen am Straßenrand. Da sammeln sich bereits kaputte Bälle, ein Fahrradgepäckträger, rostige Bierdosen und anderes.
    »Können diese Bauern ihre Wassergräben nicht wenigstens einmal im Jahr sauber machen? Wenn das so weitergeht, müssen wir ‘ne Mulde bestellen, wenn wir fertig sind.«
    Van Oss grinst ihn an. »Warum wirfst du es zur Straßenseite? Wirf es zur anderen Seite auf den Acker. Dann muss der Bauer sich drum kümmern!«
    Bernd Lembach stemmt die Hände in die Hüften, schiebt seinen ausladenden Bauch vor und sieht van Oss an. »Du hast gute Ideen, was? Wenn der Bauer Ärger macht, kann ich den dann zu euch schicken?«
    Van Oss zieht Augenbrauen und Schultern hoch. »Der Bauer macht keinen Ärger, Lembach. De Boer is dood!«
    Böhm ist mit seinen Gedanken bei Gietmann. »Die Schuhe, Bernd. Glaubst du, dass die noch hier sind?«
    Lembach beugt sich vor und taucht die Hände erneut in braunes Wasser. »Wir suchen danach, aber ehrlich, ich hab das Scheißgefühl, dass wir sie nicht finden. Nicht die Schuhe und auch sonst nichts.« Er holt einen modrigen Tennisball hervor und lässt ihn in seiner Handinnenfläche hin und her rollen. »Ich kann dir das nicht erklären, aber irgendwas stimmt hier überhaupt nicht.«
    Böhm starrt in den Graben und nickt bedächtig. Der Geruch von Brackwasser steigt ihm in die Nase.
    Van Oss verschränkt die Arme vor seiner schmalen Brust. »Auf mich macht es ein – wie sagt man das – heel wanhoopig indruk!«
    Lembach und Böhm sehen ihn an.
    »Verzweifelt!« Lembach nickt. »Ja. Vielleicht ist es das!«
- 12 -
    Böhm sammelt erste Informationen und Überlegungen im Computer. Eine Datei, bestehend aus losen Blättern, mit Überschriften wie:
Opfer, Zeugen, Verbindungen
und so weiter enthält alles, was irgendwie mit dem Fall zu tun hat. Alle Gedanken, die ihm kommen, alle Bemerkungen, die Kollegen gemacht haben. Solche Aufzeichnungen halfen ihm oft, wenn die Ermittlungen in eine Sackgasse gerieten, und niemand wusste, wo man neu ansetzen konnte. Als er hier anfing, hatten die Kollegen ihn belächelt, aber inzwischen wurden seine Dateien sehr geschätzt, und es gab Nachahmer.
    Die verkalkte Kaffeemaschine auf dem kleinen Beistelltisch neben der Tür röchelt ihre letzten Tropfen in die Kanne. Kaffeekochen ist das eine, aber eine saubere Tasse finden ist in dieser Abteilung die eigentliche Kunst. Er geht über den Flur in Achim Steegs Büro und nimmt sich einen der ungespülten Becher.
    Steeg ist da unschlagbar. Sein Rekord liegt bei achtzehn ungespülten Bechern in seinem Büro. Als die Kollegen sich beschwerten, stellte er am nächsten Tag einen Antrag. Eine Spülmaschine wäre unabdingbar zum Erhalt des Arbeitsfriedens.
    Steeg kommt ihm auf dem Flur entgegen.
    »Hallo Achim.« Böhm zeigt auf seinen Kaffeebecher. »Ich habe nur meinen Kaffeebecher bei dir rausgeholt.«
    Steeg hebt die breiten Schultern an, und sein kurzer Hals verschwindet für einen Augenblick komplett im Stehkragen eines schwarzen T-Shirts. Darüber trägt er ein rauchschwarzes Wolljackett. Vom 1. Oktober bis zum 31. März trägt er dieses Wolljackett. Ab dem 1. April erscheint er dann in einem beigefarbenen Leinenjackett. Steeg macht solche Entscheidungen nicht vom Wetter abhängig. Steeg hat unumstößliche Regeln. »Ja, kein Problem. Nimm ruhig.«
    Böhm hat sich lange über diese selbstgefällige Art geärgert und sie als Provokation empfunden. Irgendwann hatte er verstanden, dass Steeg einfach kein Gespür dafür hat, wie er auf andere Menschen wirkt und wie er mit ihnen umgehen soll. Er ist kein schlechter Polizist, neigt aber manchmal zu Alleingängen, die ihm schon zwei Disziplinarverfahren eingebracht haben. Van Oss ist der Einzige, der ihn offensichtlich gerne mag und nicht müde wird, ihn zu verteidigen. »Du warst bei den Angehörigen?«
    Steeg drückt ihm eine Seite der

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