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Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Tageszeitung in die Hand und geht in sein Büro. Er ruft Böhm zu: »Oben links. Lies das erst mal. Ich komme sofort rüber.«
    Die dünne Zeitungsseite ist auf die Größe eines DIN-A4-Blattes gefaltet und enthält die Todesanzeigen. Oben links, in einem etwa zehn mal sechs Zentimeter schwarzen Rahmen mit einem schlichten Kreuz auf der linken Seite, steht:
    Begrenzt ist das Leben, doch unendlich die Erinnerung
.
    Werner Gietmann ist am 9. März 2001 von uns gegangen
.
    Böhm liest die Zeilen wieder und wieder. Er faltet das Papier auseinander und sucht nach dem Datum der Zeitung. 10. März 2001.
    Steeg kommt mit einem ungespülten Becher in der Hand herein und gießt sich ein. »Na? Schon verdaut?«
    »Wo hast du das her?«
    Steeg setzt sich auf die Schreibtischkante und bläst vorsichtig in seinen Kaffee. »Damit war die Familie beschäftigt, als ich ankam. Frederike Gietmann, die Tochter, wohnt mit ihrer Familie in einem der schicken Neubauten in der Nachbarschaft. Sie hat die Anzeige entdeckt. Sie ist rüber zu ihrer Mutter, weil sie wissen wollte, ob es sich um Verwandtschaft handelt.«
    Böhm steht auf, um sich Milch zu holen. »Ist dir der Kaffee nicht zu stark?«
    »Nee. Zu heiß.« Steeg sieht in seine Tasse. »Frau Gietmann hatte ihrer Tochter gerade erzählt, dass ihr Mann über Nacht nicht zu Hause gewesen sei, als ich ankam.« Steeg fährt sich durch seine braune Stoppelfrisur. »Ich habe nur meinen Ausweis gezeigt, da ist sie zusammengebrochen.«
    »Hat Frau Gietmann sich denn keine Sorgen gemacht? Ich meine, wenn ein alter Mann über Nacht ...?«
    »Nee! Das kam wohl öfter vor. Die Tochter sagt, der Alte machte wohl ganz gern mal einen drauf und übernachtete dann in der Stadt. Außerdem, so alt war der nun auch nicht.«
    »Achtundsechzig Jahre!«
    Steegs Kaffee ist endlich so weit abgekühlt, dass er ihn trinken kann. Er nimmt einen großen Schluck. »Der Fall ist jedenfalls so gut wie aufgeklärt. Mit der Anzeige hat der einen echten Fehler gemacht. Den schnappen wir, bevor es dunkel wird.«
    Böhm steht am Fenster und schaut auf den Marktplatz. Warum kann er Steegs Optimismus nicht teilen? Warum ist er sich so sicher, dass der Täter ganz und gar nicht dumm ist? Böhm sieht zu, wie der letzte Gemüsestand abgebaut wird. Plötzlich zieht sich sein Magen zusammen. Einkaufen! Er sollte einkaufen.
    Er greift nach seiner Lederjacke und läuft los. »Fünf Minuten, Steeg! Ich bin in fünf Minuten wieder da!«, ruft er vom Flur aus. Im Laufschritt erreicht er den Gemüsehändler. Der Einkaufszettel liegt auf dem Küchentisch.
- 13 -
    Als er die Einkaufstüten in den Kofferraum seines Toyota verstaut, ist er zufrieden. Er hat wahrscheinlich nichts von dem eingekauft, was auf Brigittes Zettel stand, aber er hat frische Tomaten, Eier, Kohlrabi, Basilikum, Kartoffeln und Eisbergsalat. In dem kleinen Supermarkt an der Ecke hat er Mozzarella, zwei schöne Rumpsteaks und einen Merlot aus Kalifornien erstanden. Sie würden auf keinen Fall verhungern.
    Wie aus dem Nichts beginnt sein Herz zu rasen, ist der Wurm in seinem Hirn wieder lebendig: Eine Tagung an einem Samstag. Vielleicht kommt sie nicht zurück!
    Er schlägt den Kofferraum zu, schiebt seine Nickelbrille auf den kahlen Kopf und reibt sich die Augen. Brigitte hatte Auseinandersetzungen nie gescheut. Er war derjenige, der Konflikten aus dem Weg ging. Jedenfalls zu Hause. Sie würde nicht einfach fortbleiben!
    Als er den Korridor der Abteilung Kapitalverbrechen betritt, stehen die Bürotüren von Steeg und van Oss weit auf. Er winkt in beide Zimmer kurz rein, um sich zurückzumelden. Die Kollegen telefonieren.
    Böhm setzt sich an seinen Schreibtisch und nimmt die Anzeige zur Hand. Was willst du damit? Ist diese Anzeige für die Angehörigen oder für uns? Was ist das für ein Text:
Begrenzt ist das Leben, doch unendlich die Erinnerung?
An was erinnerst du dich?
    Du hast Rache genommen, nicht wahr?
    Achim Steeg taucht als Erster im Türrahmen auf. Sein Optimismus ist ungebrochen. Er schlägt mit der flachen Hand gegen das Holz der Türzarge. »Die Anzeige ist in Duisburg in einem Internetcafé aufgegeben worden. Bezahlt wurde sie über Kreditkartenummer und Datenabgleich des Personalausweises.« Er lässt sich auf den Stuhl gegenüber von Böhms Schreibtisch fallen. »Die Anzeige wurde am Freitag, den 9. März 2001 – also gestern – von Frau Gisela Mischak aus Duisburg aufgegeben.« Er strahlt Böhm an. »Die Kollegen in Duisburg kümmern sich

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