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Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Krankenhaus und schnappst dir Gerhard Lüders. Ich will wissen, wo er gestern Abend und heute Morgen war.«
    Van Oss greift sich seine Jacke und läuft los. In der Türe stößt er fast mit Lembach zusammen. »Hey, hey. So überschwänglich bin ich schon lange nicht mehr begrüßt worden.«
    Van Oss grinst. »Du irrst dich. Ich fliehe!«
    Lembach geht zur Kaffeemaschine. »Kann ich auch einen Kaffee bekommen?«
    »Gerne. Wir wollten gerade deinen Bericht lesen.«
    »Hier ist keine Tasse!«
    Böhm sieht Steeg an. Achim Steeg rutscht mit seinem Stuhl zurück, steht auf und geht murrend hinüber.
    »Also, was hast du gefunden?«
    »Wir haben Fußspuren. Nicht sehr aussagekräftig, weil die Sohle kein Profil aufweist und weil die Abdrücke nicht sehr tief sind. Schuhgröße zweiundvierzig. Kleine Füße, und wie ich euch bei Gietmann schon gesagt habe, der Mann ist leicht.«
    Böhm reibt sich über die Stirn. Gerhard Lüders hat mindestens hundert Kilo.
    »Wie leicht?«
    »Ich schätzte zwischen sechzig und siebzig Kilogramm.«
    Steeg reicht Lembach eine Tasse Kaffee.
    »Danke! Lüders war mit Gaffa-Tape gefesselt und geknebelt. Ein Klebeband, das man nicht überall kaufen kann. Es wird vor allem in der Kunstszene benutzt. Bühnentechnik im weitesten Sinne. Kabel werden damit positioniert, Tanzböden verklebt, bei Bühnenbildern wird es benutzt, und Maler fixieren damit Leinwände auf Rahmen. Es kann sehr hohe Kräfte in der Längsrichtung aufnehmen und ist in der Querrichtung ganz einfach mit der Hand abzureißen. Es hinterlässt keine Kleberückstände. Das Material gibt es in verschiedenen Ausführungen. Unser Täter hat das so genannte Standard-Gaffa-Tape benutzt.«
    »Wo kann man es kaufen?«
    »Künstlerbedarf. Fachhandel für Bühnentechnik. Dann gibt es auch Firmen, die Scheinwerfer und Tonanlagen verleihen. Vielleicht verkaufen die so was auch. Außerdem kann man das natürlich im Internet bestellen.«
    Böhm und Steeg machen sich Notizen.
    »Dann haben wir eine Faser in der rechten Handinnenfläche der Leiche. Rote Einfärbung. Ein rein synthetisches Material. Leider weit verbreitet, vor allem in der Sportbekleidung.«
    Böhm nickt ihm anerkennend zu. Lembach hat keine schriftlichen Unterlagen bei sich. Er weiß alle Fakten, bis auf das kleinste Detail, auswendig, und man kann sich hundertprozentig darauf verlassen, dass er nichts vergessen hat.
    »Die Holzpflöcke sind aus Fichte und Standardware, wie man sie in jedem Gartencenter oder Baumarkt kaufen kann. Sie wurden gut dreißig Zentimeter tief mit einem Hammer mit rechteckiger Schlagfläche in den Boden geschlagen. Wahrscheinlich ein ganz normaler Fäustel. Anhand der Laubdecke und des Bodens direkt um die Hölzer herum gehen wir davon aus, dass sie auf jeden Fall vor Samstag in die Erde gebracht worden sind.«
    Steeg und Böhm heben gleichzeitig die Köpfe. »Was?«
    »Ja. Der Tatort ist vor mindestens drei Tagen vorbereitet worden.«
- 38 -
    Ach, hätte sie es gestern doch gesagt. Aber sie wollte Klara nicht erschrecken. Dabei war es ihr erster Gedanke. Noch bevor Klara sagte, der hat Kunstdünger oder Rattengift gefressen, hatte sie gedacht: Wer hat den vergiftet?
    Sie trägt das Holzbrettchen und eine Tasse zum Küchentisch. Marmelade, Honig und Margarine. Die Kanne Tee und zwei Scheiben Graubrot. Sie setzt sich an den gedeckten Tisch und schüttelt den Kopf. Eine Tasse Tee, ja, aber Hunger hat sie beileibe nicht. Jeder Bissen würde ihr im Halse stecken bleiben.
    Klara hat um Mitternacht angerufen. »Ist Ludwig noch da?«
    Sie wollte gerade absperren und hat gedankenlos gesagt: »Der war gar nicht hier!«
    Klara hat einen kehligen, panischen Laut von sich gegeben, wie ein verendendes Tier.
    Sie setzt sich auf den Küchenstuhl und schenkt Tee ein.
    Rübergefahren war sie, und dann haben sie gesucht. Sie ist mit dem Auto die Landstraße langgefahren, war bei Gerhard, oben am Kotten und am Hochstand. Immer hat sie gedacht, ich will den nicht finden, lieber Gott, lass mich ihn nicht finden, und dann sind ihr die ersten Polizeiautos entgegengekommen. Da hat sie es gewusst. Sie war nach Hause gefahren und hat drei Mariacron getrunken.
    Und die Klara jetzt im Krankenhaus. Aber die ist zäh, die wird schon wieder. Aber dass der Gerhard nicht zu Hause war? Nachts um eins, mitten in der Woche! Wieder schüttelt sie den Kopf. Und jetzt läuft dieses ganze fremde Volk hier herum. Diese Pressefritzen. Vom Schlafzimmerfenster aus hat sie einen mit diesen großen

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