Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
Vom Netzwerk:
kein Maler es malen kann.
    Und dann dieses Glück. Dieses Glück im Herzen, es wirklich getan zu haben. Dieser Augenblick, der dich tanzen lässt ohne die kleinste Bewegung. Dieser Augenblick, der dich bewegt im absoluten Stillhalten.
    Nur noch die Nase verkleben, um sicher zu gehen.
    In der Ferne flackern sie wie Irrlichter in Blau die Landstraße entlang. Erst eins, dann immer mehr. Der Ton kommt einen Augenblick später dazu. Dieses gewichtige Auf- und Abjaulen! Dann ist es umgekehrt. Der schrille Ton durchbohrt die Brust und hebt das Herz in den Hals. Das Licht steigt durch die Pupillen in den Kopf und bringt angenehmen Schwindel. Sie rasen vorbei.
    Das ging schnell. Sie haben ihn schon gefunden.
    An einer Tanksäule gelehnt einen Blick in die Zeitung werfen. Ein bisschen Freude, ein bisschen Schmerz. Der Todestag ist nicht gelungen. Aber ... sie werden auch so verstehen! Das Risiko war zu groß.
    Ein Golf hält mit quietschenden Reifen. Ein Mann springt heraus und rennt in die Tankstelle. Mit einer Tageszeitung springt er in den Wagen zurück und fährt weiter.
    Das Lachen ist tief im Bauch. Es breitet sich aus und explodiert in der Kehle. Sie werden auch so verstehen!
- 37 -
    Die Häuser um den Marktplatz stützen das schwere Grau des Himmels mit ihren Dächern. Die kleine Bäckerei im Rathausweg öffnet um sechs Uhr. Steeg hat frische, belegte Brötchen und ein Pfund Kaffee gekauft und legt die Rechnung und den Beleg über den Kauf einer Tageszeitung gut sichtbar auf den Tisch.
    Van Oss nimmt die Belege und gibt sie ihm zurück. »Das kannst du abziehen und den Rest in die Kaffeekasse legen!« Er greift sich ein Käsebrötchen und beißt herzhaft hinein.
    »Spinnst du? Ich füttere euch doch nicht durch.«
    »Oh, sei mal ohne Sorge, das tust du schon nicht. Aber du hast diesen Monat noch nichts in die Kaffeekasse getan.« Van Oss rechnet laut. »Dreißig Mark fehlen von dir. Siebzehnachtzig hast du ausgegeben. Bleiben Zwölfzwanzig!«
    »Aber die Zeitung muss ich ja wohl nicht bezahlen!«
    Böhm steht an der Karte. Er hat mit einer Nadel den Fundort der zweiten Leiche markiert. Er greift in die Hosentasche und legt eine Mark auf den Schreibtisch. »Hier! Und jetzt hol bitte mindestens drei Tassen aus deinem Büro und lasst uns anfangen.« Ganz leise sagt er das, ganz langsam. Diese Kleinlichkeit und Egozentrik ist es, mit der Steeg ihn immer wieder wütend macht.
    Das Telefon schellt. Er greift zum Hörer. Siegfried Liefers ist am Apparat. Böhm hatte ihm gestern den Stand der Ermittlungen im Gietmann-Fall durchgegeben. Der »Kapitän« hat gesagt: Ihr macht das schon! Presse ist ja wohl meins, oder?
    »Mensch, Peter, die Presse rennt mir die Bude ein. Was können wir rausgeben?«
    Als Böhm die Abteilung Kapitalverbrechen übernahm, hatte Liefers ihm gesagt: Ich erwarte, dass man mich auf dem Laufenden hält und mische mich grundsätzlich nicht in die Arbeit meiner Abteilungen ein. Es sei denn, ich stelle grobe Fehler oder Inkompetenz fest.
    »Die haben am Montag schon eine Riesenwelle wegen der Anzeige gemacht.
Täter kündigt Mord in Tageszeitung an!
Und jetzt hat er es wieder getan.«
    »Ja. Die hat das
Tagesblatt
ja selber aufgenommen und veröffentlicht, obwohl sie über die Hintergründe der ersten Anzeige informiert waren. Hoffentlich schreiben die das auch.«
    Böhm hört, wie Liefers die Tastatur seines Computers bedient. »Du gehst davon aus, dass es sich um einen Rachefeldzug handelt. Das können wir doch ohne Schaden weitergeben. So etwas beruhigt die Menschen.«
    »Ja, das kannst du auf jeden Fall sagen.«
    »Ein paar Häppchen suche ich mir noch aus euren Aufzeichnungen heraus. Gietmann ist verblutet, muss auch kein Geheimnis sein. Wisst ihr schon, was bei Lüders die Todesursache ist?«
    »Ja. Er ist erstickt. Für wann hast du die Pressekonferenz angesetzt?«
    »Um zwölf Uhr unten im Sitzungssaal. Warum? Willst du dazukommen?«
    Böhm lacht. »Nein, ganz bestimmt nicht!«
    Das war seine Bedingung, als er die Arbeit hier aufgenommen hat. Er halte keine Pressekonferenzen ab, hat er gesagt. Er sei Polizeibeamter und kein Entertainer.
    Was sich heute in den Medien abspielt, hat mit dem Recht der Öffentlichkeit auf Information nichts mehr zu tun. Sie korrumpieren Polizisten mit Geldsummen, die mit der Arbeit eines einfachen Kriminalbeamten in einem Jahr nicht zu verdienen sind. Als vor zehn Jahren ein junger, fähiger Kollege, der wegen Hausbau und Scheidung in finanzielle Schwierigkeiten geraten

Weitere Kostenlose Bücher