Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn das Herz im Kopf schlägt

Wenn das Herz im Kopf schlägt

Titel: Wenn das Herz im Kopf schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
Vom Netzwerk:
»Okay, wir sind drin!«
    Steeg muss schon im Flur gewesen sein. Er läuft zu Joop, zieht Jansen die Schlinge vom Hals, und gemeinsam legen sie ihn auf den Boden.
    Böhm geht vor Lena in die Hocke. Seine Stimme ist ihm selber fremd. »Frau Koberg, Sie sind verhaftet. Alles, was Sie von nun an sagen, kann gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht ...« Er hält inne. »Frau Koberg, können Sie mich hören?«
    Sie hebt den Kopf, sieht an ihm vorbei. »Er hat es gesagt! Er hat endlich die Wahrheit gesagt!« Sie nickt zufrieden.
    Böhm sieht das junge, hübsche Gesicht. Nicht älter als sein jüngster Sohn.
    Er fasst vorsichtig nach ihrem Arm. »Frau Koberg?«
    Jetzt sieht sie ihn direkt an. »Mahler fehlt!«
    Sein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen. Er schiebt seine Finger unter die Brille und reibt sich die Augen. »Sie müssen jetzt bitte mitkommen.«
    Wortlos steht sie auf. Sie steigt mit einem großen Schritt über Jansen hinweg. »Mahler fehlt!«, wiederholt sie mit monotoner Stimme.
    Steeg hockt neben der Leiche. Er springt auf. »Du Monster! Bist du ...«
    Böhm gebietet ihm mit einer kurzen Handbewegung Einhalt. »Es hat keinen Sinn, Achim.« Er führt Lena hinaus und übergibt sie einem der uniformierten Kollegen. »Bringt sie ins Präsidium.«
    Lembach und Bongartz sind eingetroffen.
    Die lautlose Fassungslosigkeit, die wie eine Glocke über dem Haus hängt, wird jetzt routinierter, wortkarger Geschäftigkeit weichen.
    Böhm sieht sich suchend um. Er geht wieder hinein, durch den Flur, an dem Zimmer vorbei und hinaus in den hinteren Garten. Joop sitzt auf der Treppe. Seine Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, seine Hände hängen leblos zwischen seinen Knien. Die Stufen sind nass. Joop scheint es nicht zu bemerken. Böhm stellt sich neben ihn.
    Der Abend hat seine eigenen Schatten mitgebracht und den kleinen Wald endgültig in tiefes Schwarz getaucht. Dahinter ist das Licht in den Fenstern des Behrenshofs nur eine Ahnung.
    »Wir haben unser Bestes getan, Joop. Alle!«
    Joop verschränkt die Finger ineinander und nickt. »Ja, du hast wohl Recht. Es ist nur ... wie Gift, verstehst du?« Er steht auf, geht die zwei Stufen zum Ende der Treppe hinunter und stellt sich vor Böhm. »Wir haben Jansen nicht retten können, und das tut weh, aber dann habe ich einen kleinen Blick auf dieses Mädchen und kriege Zorn. Zorn auf diese toten alten Männer mit all ihrem Schweigen und den Lügen und der kranken Kumpanei. Was ist damals passiert, Peter?« Joop hat sich in Rage geredet. »Ich kann das so nicht einfach lassen, verstehst du? Ich will es wissen.«
    Achim steht im Eingang. »Hör auf, Joop.« Er lehnt sich mit der Schulter an den Türrahmen. »Mach dich nicht verrückt. Wir haben unsere Arbeit getan, und gut! Wenn du da anders rangehen willst, wirst du das nicht lange durchhalten.«
    Böhm ist überrascht. Er hört Sorge in Achims Worten. Sorge um Joop.
    Er geht einige Schritte in Richtung Garten. Er friert. Seine Uhr zeigt 19.45 Uhr. Er will nach Hause. Er will mit Brigitte reden, in ihrer Nähe sein.
    Wenn die Wahrheit zu schwach ist, sich zu verteidigen, muss sie zum Angriff übergehen. Wer hatte das gesagt?
    »Wir fahren zu Mahler. Zu Mahler und Ruth Holter. Vielleicht solltest du morgen nach Köln fahren und mit Anna Behrens reden.« Er springt die Stufen zum Haus hoch.
    »Wir müssen schnell sein. Und kein Wort davon, dass wir das Mädchen haben.«
    Wenn die Wahrheit zu schwach ist, sich zu ... Brecht. Ja, Bertolt Brecht hatte das gesagt!
- 61 -
    Ruth Holter zieht die Tischdecken der großen Tafel ab, legt sie nachlässig zusammen und wirft sie in den Wäschekorb.
    Jansen, sagen sie! Jetzt auch noch Jansen! Oben im Kotten, sagen sie. Tot im Kotten!
    Sie schüttelt den Kopf. Als all diese Polizeiautos vorbeikamen und Richtung Behrens fuhren, hatte sich der Saal in wenigen Minuten geleert. An der Garderobe hatte es ein richtiges Gedränge gegeben.
    »Was wollt ihr denn da?«, hat sie gefragt. »Helfen, oder was?«
    Jetzt sind die Ersten zurück und haben es gesagt. Jansen, haben sie gesagt. Er hat Jansen erwischt. Und die arme Lena hatten sie rauskommen sehen. Das arme Kind hat der Mörder mitgeschleppt. Sie muss wohl alles mit angesehen haben.
    Sie wirft die letzte Tischdecke in den Korb und setzt sich ans Ende der Tafel auf einen Stuhl. Vorne in der Gaststube sitzen Mahler und Loose, aber die wird sie jetzt gleich hinausbefördern. Sie will allein sein, ihre Ruhe haben. Sie will nachdenken. Nein,

Weitere Kostenlose Bücher