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Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila

Titel: Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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betrachtete sie meine wunderbaren Bilder mit herablassender Langeweile. Anschließend seufzte sie so tief, als laste das gesamte Elend der Welt nebst dem Bullen von Tölz auf ihren Schultern, und sagte: »Also nee, jemand mit so hängenden Mundwinkeln, das verkauft sich nicht.«
    Rumms, das hatte gesessen! Hängende Mundwinkel hatte ich. Aha! Natürlich, jetzt sah ich es auch! Dass mir das noch nie aufgefallen war! Die Bookerin erklärte sich dann mit großzügiger Geste bereit, einen Satz meiner Abzüge dazubehalten. »Aber große Hoffnungen mach ich dir da nicht, Mädchen.«
    Und so entließ sie mich hinaus in die alte graue Welt, in der mein trauriges Schicksal auf mich wartete. Mein wankelmütiges Teenie-Selbstwertgefühl, das mich gestern in der U-Bahn noch in höchste Supermodelsphären katapultiert hatte, stürzte mit zischendem Getöse genau vor meine Füße und zerschellte in tausend kleine Scherben. Ich konnte nur von Glück sagen, dass Mehmet nicht vor Ort gewesen war. Komisch eigentlich, dass ihm das mit meinem Mund noch nicht aufgefallen war. Aber er war mit seinen Einsfuffzig wohl einfach zu weit entfernt von meinen Horrorlippen.
    Zu Hause stand ich vor dem Spiegel und prüfte kritisch mein entstelltes Gesicht. Wie konnte ich nur eine Sekunde lang denken, ich sei ein potenzielles Model?
    Ich musste den Tatsachen ins Auge sehen: Ich hatte mich selbst überschätzt und vollkommen zur Susi gemacht. Wahrscheinlich stand dieser Foto-Typ auf Minderjährige, war gar kein Fotograf und hatte mich am Ende doch nur angraben wollen, die züchtigen Bilder waren nur Tarnung. Und ich dumme Nuss war drauf reingefallen. Schön blöd!
    Als meine Mama sich erkundigte, wie es gelaufen sei, meinte ich nur resigniert: »Das wird nix mit dem Modeln. Guck mal hier, wie auch – mit den Mundwinkeln.« Mit Tränen in den Augen deutete ich auf den Spiegel. Mama guckte mich an, als hätte ich zu heiß gebadet. »Was ist mit deinen Mundwinkeln? Du siehst doch super aus.«
    Ja, so sind sie, die Mütter. Glauben immer, ihr Küken sei das schönste, auch wenn es nur ein hässliches Entlein ist. Zack, schon wieder ein Traum geplatzt, aber da hatte ich ja schon Erfahrung mit …
    Ich pfefferte Siggis Bilder so achtlos auf den Tisch, dass sie auf der anderen Seite auf den Fußboden segelten – was sollte ich noch mit diesen Beweisen meiner absoluten Unvollkommenheit? Mama klaubte die Teile sofort wieder auf. »Also, wenn du die schönen Fotos nicht mehr willst, ich nehm sie gern!«
    Ich seufzte: »Ach, von mir aus, Mama. Aber zeig die bloß niemandem …« Dann verzog ich mich auf mein Zimmer, um mir ausnahmsweise heimlich einen literarischen »Schuss« zu setzen: Hermann Hesse, das passte eins a zu meiner finsteren Depri-Stimmung.
    Als ich ein paar Tage später nach dem Job im Jeansladen nach Hause kam, saß zu meiner Überraschung Norbert, ein alter Bekannter meiner Mutter, den ich ewig nicht mehr gesehen hatte, bei uns in der Küche. Ich quälte mir ein Lächeln ins Gesicht und sagte traurig »Hallo!«. Ich wollte mich schon auf mein Zimmer verziehen, da rief er hinter mir her. »Sonya, warte mal, Marlene hat mir eben die Bilder von dir gezeigt …«
    Na, herzlichen Glückwunsch! Danke, Mama! Gibst dein eigen Fleisch und Blut der Lächerlichkeit preis! Hoffentlich habt ihr euch wenigstens gut amüsiert. Ich zuckte resigniert mit den Schultern. »Ja, ja, ich weiß schon, was du sagen willst … Hängende Mundwinkel, is klar.«
    Norbert guckte nur verwundert und meinte: »Hängende Mundwinkel? Ist mir nicht aufgefallen. Ich wollte eigentlich fragen, ob du mal Lust auf ein Probe-Shooting in meinem Studio hast.«
    Der Mann machte wohl Witze. Ich sah mich um. Gleich sprang garantiert irgendein sadistischer Scherzkeks aus dem Nebenzimmer und schrie: »Haha, reingelegt, versteckte Kamera!« Alles nur, um sich an meinem Unglück zu weiden. Oder war das etwa ernst gemeint? Ich wusste immerhin, dass Norbert ebenfalls Fotograf war.
    Doch Norbert beharrte auf seinem Vorschlag, er machte tatsächlich keine Witze!
    Na ja, was hatte ich denn zu verlieren? Mein Selbstwertgefühl war ja schon im Keller, konnte also nur besser werden. Und vielleicht kam ich auf diese Weise ja doch noch zu guten Bildern für meine Oma. Ein paar Tage später turnte ich also vor Norberts Kamera rum. Dabei achtete ich sorgfältig darauf, die Mundwinkel nicht hängen zu lassen, und konzentrierte mich ganz auf meine »Körperarbeit«. Sämtliche Verrenkungen, die Norbert

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