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Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila

Titel: Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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verschwand nicht. Der Mensch sah wahrhaftig aus, als hätte man ihn feucht-fröhlich angepupst. Schön? Nein. Lustig! Der Naturbursche verkörperte den gespuckten Iren, als wäre er direkt aus der Kerrygold-Reklame gepurzelt. Für einen waschechten Briten war das natürlich eine Majestätsbeleidigung. Wer sich von der gesprenkelten Gesichtstapete nicht allzu sehr ablenken ließ, konnte dahinter edle Gesichtszüge erkennen. Ein Hauch von englischer Aristokratie. Das Nüsschen war definitiv kein Flirtmaterial für mich, aber nett schien er zu sein.
    Erschöpft vom Flanieren durchs Schlaraffenland, okkupierte ich eine freie Sitzreihe und atmete erst mal tief durch. Sieben auf einen Streich waren selbst für die tapfere Sonya zu viel des Guten.
    Nur zwei Stunden später waren, neben James Dean (der hatte es ja gar nicht erst in die letzte Runde geschafft), noch drei weitere Kandidaten bei meiner ganz persönlichen Castingshow unwiderruflich ausgeschieden.
     
     
    Die Jury tagt
     
    Startnummer 3, der Schweizer Handyman, flog raus, ohne dass er überhaupt ein Wort mit mir wechselte. Als er endlich aufgehört hatte, lautstark mit seinem Broker zu telefonieren, folgte ein Referatsvortrag an das versammelte Kollegium über Geldanlagen und den damit zu akkumulierenden Wohlstand. Der Gere-Clooney-Mix unterstrich das Gesagte durch einen Stapel Fotos seiner Errungenschaften. Der »Mein Auto, mein Boot, mein Haus«-Typ aus der Werbung war ein Scheißdreck gegen diesen Angeber und mir schon ganz schlecht vom Zuhören und Fremdschämen.
    Der australische Nordmann aus Reihe eins eliminierte sich durch seine ganz eigene Sportschau. Kaum hatte unser Bus an der ersten Location Halt gemacht, zog Blondi blank. Gegen einen kleinen Strip hatte ich grundsätzlich gar nichts einzuwenden. Oben ohne hängte er sich an den nächstbesten stabilen Ast, bildete den Body durch Klimmzüge und versüßte uns das idyllische Zirpen der Grillen mit rhythmischem Stöhnen. Dann wurde die Isomatte ausgerollt, die Bauchmuskeln mussten jetzt gepimpt werden. Alles noch tolerierbar. Doch als das Frühstücks-Catering aufgebaut wurde und mein leckeres Serrano-Schinken-Brötchen von ihm als Fettfalle denunziert wurde, war er raus.
    Russel, der sexy Surfer, zelebrierte dagegen exzessive Gelassenheit. Es war noch ziemlich früh am Morgen, als er sich auf den Busstufen niederließ und völlig entspannt, in Sichtweite von Kunde, Kollegen und Crew, einen Joint drehte. Wohlgemerkt, es war der erste, aber lange nicht der letzte an diesem sonnigen Arbeitsmorgen. Im 30-Minuten-Takt räucherte er das Team ein, bot allen bereitwillig die Tüten zum Teilen an und betörte durch den Duft nach »Eau de Hanf«. Somit war auch der Surfer, nach nicht einmal zwei Stunden, mit viel Qualm in den Fluten des Cannabis-Rausches versunken.
    Das waren ja mal positive Aussichten: Es war noch nicht mal Siestazeit, und vier von sieben »Traummännern« hatten sich schon als echte Flops erwiesen. Ich castete hier ja nicht ernsthaft den zukünftigen Vater meiner Kinder, sondern suchte maximal eine kommunikative Begleitung fürs Abendessen. Jetzt schon mit nur drei verbliebenen Kandidaten im Topmodel-Finale angekommen zu sein, war dramatisch. Im Rennen waren jetzt noch:
    – Dustin, der Schrank aus Ebenholz, made in USA
    – Peanut, der gepunktete, britische Pumuckel
    Und – Hurra! Hurra! – Massimo, der Latinlover mit italienischer Salsa in den Adern. Wenigstens entsprach somit einer der drei meinem Beuteschema.
    Ein echter Vorteil, mit so vielen Kerlen zu arbeiten, war die Verpflegung. Es gab nicht nur Salat und Obst zu beißen, sondern reichlich Reichhaltiges, das tatsächlich schmackhaft war.
    Meine Flanke hatte seit dem Morgen ganz selbstverständlich der dunkle Dustin eingenommen, so auch beim Lunch. Dass Dustin jedes Möbelstück mit ausgekauten Kaugummis dekorierte, war zu ertragen. Seine, nennen wir es mal diplomatisch, »typisch entspannte amerikanische« Körperhaltung am Mittagstisch – einarmig, mit auf den Tisch gestützten Ellenbogen, tief über den Teller gebeugt – war schon ziemlich gewöhnungsbedürftig. Nur die Prügel, die er dem flirtenden Massimo nach dem Lunch androhte, gingen zu weit! Er hatte wohl nicht kapiert, dass »Sweetheart« nicht beschützt werden musste, und vor allem nicht beschützt werden wollte. Da waren’s nur noch zwei!
    Meine ursprünglichen Bedenken, dass bis zum Feierabend unklar bleibt, mit wem ich dinieren wollen würde, waren wohl

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