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Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila

Titel: Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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Behandlung.
     
     
    Das Bordell für die Dame
     
    Im Bus traf ich auf die Kandidaten zwei bis sieben. Beim Gang durch den Bus konnte man sich als heterosexuelle Frau nur wie ein Kokser im Warenlager des Medellin-Kartells oder der Drogenfahndung fühlen. Hier wurde einfach jedes Beuteschema bedient:
    Ganz vorne die Startnummer 2: Typ »Nordisch-Blond« mit Husky-Augen. Allerdings kam dieses Prachtexemplar von Wikinger weder aus Schweden, Norwegen oder Dänemark, noch hieß es Thor oder Sören. Ich hatte das Vergnügen mit Jeff from Australia, bekleidet mit Schlangenleder-Cowboyboots im Crocodile-Dundee-Style. Okay, die Stiefel musste er dringend loswerden, und ich war auch kein Fan von blonden Boys, aber darin war ich mir sicher: Der Kerl wäre der Renner als Zuchtbulle in jeder Samenbank!
    In Reihe zwei saß Kandidat Nummer 3: Das Beste aus Richard Gere und George Clooney, für die Liebhaberin echter Eleganz mit grau melierten Schläfen und lässiger Körpersprache. Der Hollywood-Beau hing am Handy und telefonierte lautstark auf Hardcore-Schweizerdeutsch, was seinem kosmopolitischen Look einen kleinen Kratzer bescherte.
    Schräg gegenüber döste der vierte Kleiderständer: Ein wettergegerbter Surferboy mit kinnlangem Wuschel-mich-durch-Haar in sonnengesträhntem Dunkelblond. Der Naturbursche schenkte mir ein müdes, aber trotzdem ziemlich sexy Zahnlückenlächeln und raunte mir ein kehliges »Russel« entgegen.
    Wow! Das war hier wie im Bordell: Für jeden Geschmack war was dabei. Und beim Anblick des nächsten Herzbuben auf Startplatz 5 knurrte mein Magen. Da saß doch glatt James Dean! Oder besser gesagt, sein optimiertes generalüberholtes Body Double: Werner aus Österreich. Vor Jahren hatte ich schon einmal die Ehre gehabt, mit ihm zu arbeiten. Möglichst gelassen winkte ich ihm zu: »Hi Werner! Mensch wie lang ist das wohl her?« Seine Reaktion war bombig: Die Augenbrauen zogen sich zusammen, die Stirn warf sich in Denkerpose, und ich wurde wie ein bekloppter Fan gemustert. »Sorry, i weiß’ ned …« Arschloch! Tja, Frau Kraus, typischer Fall von Selbstüberschätzung. Wie kam ich bloß auf die Idee, dass world famous Werner sich an so eine wie mich erinnern würde? James Dean war für mich soeben ein zweites Mal gestorben.
    Der Anblick des Kerls auf dem Sitz dahinter tröstete mich über dieses Unglück hinweg. Nummer 6 war ebenfalls Sex pur und löste bei mir einen sofortigen Anfall von Gina-Wild-Schnappatmung aus. Er war der Inbegriff des Latinlovers. Dunkle, braunglänzende Haare, Schlawinerlächeln und Glutaugen, die südamerikanisches Temperament versprachen. Olé! Stier, ich zieh ein rotes Kleid an, und du nimmst mich auf die Hörner! Ich hatte soeben meinen Lieblingsmann im Modelharem erwählt. Innerlich bebend und beinahe sabbernd hechelte ich ein obligatorisches »Hi!« in Richtung Zielobjekt. Und siehe da, von arroganter Zurückhaltung war hier keine Spur! »Ciao bella! I’m Massimo …!« Ich wurde links und rechts stürmisch feucht geknutscht. Ein Italiener? Gut, ich hatte mich mal eben im Herkunftsland vertan, aber dafür war der Name anscheinend Programm. Von »kleiner Italiener« konnte bei diesem Kerl auch keine Rede sein. Er war ein stattliches Zwei-Meter-Teil, und wenn der liebe Gott etwas von Proportionen verstand, war die Makkaroni hier auch »massimo«. Aus meiner Zeit in Milano wusste ich außerdem, dass im Pastaland eine »bella bionda tedesca« hoch im Kurs stand. Die drei Arbeitstage versprachen äußerst kurzweilig zu werden.
    Ich fühlte mich wie Alice im Wunderland und konnte gut verkraften, dass Model Nummer 7 auf der hintersten Bank so gar nicht mein Typ war. Ziemlich schmal und schlaksig – jedenfalls im Vergleich zur Schrankwand Dustin und Ma-Ma-Massimo – hatte es sich da ein rothaariges Männlein gemütlich gemacht und las Zeitung. Während sich Dustin vom Gang auf einen Doppelsitz plumpsen lies, legte der Rotschopf seine Lektüre beiseite, stand höflich auf und schmetterte mir ein gut gelauntes ultrabritisches »Good Morning!« entgegen. »Ick bin de Peanuts!«
    Hatte sich ein erwachsener Mann jetzt ernsthaft bei mir als »Erdnuss« vorgestellt? Na ja, vielleicht lag es auch an der totalen Überdosis Mann auf nüchternen Magen, die ich hier verpasst bekam, und ich halluzinierte? Noch etwas deutete darauf hin, dass die Matrix mir einen Streich spielte: Wie konnten so viele Sommersprossen auf ein und demselben Gesicht Platz finden? Ich blinzelte, aber Pumuckel

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