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Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila

Titel: Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonya Kraus
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gebräunter Teint, den man normalerweise nur tausend Kilometer südlich von Baden-Württemberg fand, und dichtes braunes halblanges Haar mit natürlichen hellen Reflexen, wie bei einem Surfer. Was für eine Mischung!
    Das Highlight aber waren die Augen … In tiefem Moosgrün mit goldenen Tupfen blitzten sie unter dichten langen geschwungenen Wimpern hervor. War Gott schwul? Oder warum beschenkte er ausgerechnet Kerle immer mit Klimperleisten, für die wir Mädels töten würden?
    Ich schluckte. Vermehrter Speichelfluss! Lag es vielleicht daran, dass ich seit Jahren das erste Mal wieder Single war? Nee, dieser Typ war einfach das Perfekteste an Mann, das ich in den letzten zehn Jahren gesehen hatte. Ich war sprachlos – und das passiert selten.
    Kurz zur Orientierung:
    Man schrieb das Jahr 1997, und mein magerer Modelkörper saß in einem Maskenstuhl in einem Fotostudio östlich von Mailand, wo er von Profis für das Shooting bearbeitet wurde. Bei mir war eine stundenlange Fassadenkomplettrenovierung nötig, um mich fototauglich zu tunen – ganz im Gegensatz zu dem überirdisch schönen männlichen Wesen, das gerade in die Garderobe geschwebt war.
    Davide, unser glatzköpfiger stockschwuler Visagist, würde das Schätzchen wohl nur Millisekunden zum Fummeln in die Finger bekommen. Ich hingegen sah völlig nach Baustelle aus: Meine Haare waren aufgedreht, die Segelohren somit freigelegt. Es war erst eine falsche Wimper montiert, was mir im Großen und Ganzen den schiefen Charme von Quasimodo verlieh.
    Seltsam! Normalerweise war es mir doch so was von egal, wie meine männlichen Kollegen mich zu sehen bekamen. Hilfe, was war denn los mit mir?
    Eigentlich sollte ich nach einer Dekade im Modelbusiness immun sein gegenüber körperlicher Perfektion. Männliche Models sahen zwar gelegentlich lecker aus, waren aber meist selbstverliebte Arschlöcher, stockschwul oder furzblöd!
    Dieses Testosteron-Teilchen allerdings ließ meine Östrogene Boogie tanzen. Etwa 1,90 Meter wohlproportioniertes Männerfleisch in Jeans, Chucks und weißem T-Shirt streckten mir wohlerzogen eine feingliedrige Klavierspielerhand in XXL-Format entgegen.
    »Hallo, ich bin der Tobi!« Sprach’s, öffnete die perfekt geschwungenen Lippen und präsentierte mir dabei zwei makellose Reihen Beißerchen, die jeden Zahnklempner in Ekstase versetzt hätten.
    Jetzt war ich völlig verwirrt …
    Erstens: Wo gab’s bitte schön diese perfekte weiße Kauleiste zu kaufen? Und was musste man dafür hinblättern? Oder gab es tatsächlich Menschen, die mit so was geboren wurden?
    Zweitens: Male-Models schlabberten einem grundsätzlich schon beim Begrüßungs-Bussi-Bussi »erotisch« das Ohr aus. Schätzungsweise um sich schon mal für einsame Hotelnächte zu bewerben. Dieser Adonis hatte mir jedoch gerade brav wie Schwiegermutters Liebling das Pfötchen gegeben.
    Drittens: Wie konnte so ein Kerl bloß »Tobi« heißen?
    Normalerweise nannten sich Kerle dieses Kalibers in der Branche Fernando, Lawrence oder Jay, auch wenn in Wahrheit ein Franz, Lars oder Jochen dahintersteckte.
    Klare Sache, der Typ war Frischfleisch im Gewerbe, unerfahren und unverdorben! Er hatte anscheinend noch nie in den Spiegel geguckt, und er hatte keine Ahnung, dass er beim weiblichen Geschlecht einen spontanen Eisprung auslöste.
    Während Tobi gerade fasziniert die klorollengroßen bunten Lockenwickler auf meinem Kopf inspizierte, fiel mir ein, dass es – nach etwa 90 Sekunden – vielleicht mal Zeit wäre, zu antworten …
    »Hi, bin die Sonya.« Keep it simple, ich wollte das Leckerchen ja nicht überfordern.
     
    Tobi deutete auf die riesigen Klettwickler auf meinem Haupt.
    »Luschtig sehn die aus!«
    Bingo, wusste ich’s doch: ein Anfänger! Er hatte solche Teile anscheinend noch nie gesehen. Und noch was: Hörte ich da nicht einen Hauch Boris-Becker-Slang raus?
    »Wo kommst’n du her?«, fragte ich neugierig grinsend.
    »Aus Tonbach im Schwarzwald.«
    Hört, hört! Wenn im dunklen Wald alle Kerle so stramm wuchsen wie diese deutsche Eiche, dann würde ich auf der Stelle auf Forstbetrieb umsatteln.
    »Oh, ein Kirschtörtchen …«, säuselte ich witzig-charmant. Stopp, war ich gerade ernsthaft dabei, mit einem Model zu flirten!?
    Tobi lächelte gequält. »Ach, erwähn’s bloß nicht, ich bin seit drei Wochen hier und hab jetzt schon tierisch Heimweh! Ich hasse Mailand.«
    Wie war der denn drauf? Das passte nun absolut gar nicht ins Klischee. Jedes männliche Model liebte

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