Wenn Das Leben Dir Eine Zitrone Gibt, Frag Nach Salz Und Tequila
Mailand. Massen von Model-Mädels, die alle meilenweit weg von zu Hause unter Einsamkeit litten und sich nach Zweisamkeit sehnten … Die Rotlicht-Ladys auf St. Pauli waren schwieriger rumzukriegen!
Tobi mochte es hier nicht? Wahrend ich noch darüber nachgrübelte, ob er vielleicht schon von gierigen Kolleginnen vergewaltigt worden war, hatte Davide, unser Puderluder, mir die Wickler vom Kopp gerissen und toupierte entrückt meine Flusen auf Peggy-Bundy-Volumen, während er unser Aphrodisiakum durch den Spiegel des Schminkplatzes anschmachtete.
»Davide?« Ich räusperte mich. »Are you dreaming?«
»Oh, yeeees, Baby!« Davide grinste anzüglich in Richtung Tobi und hatte es plötzlich verdammt eilig, mich loszuwerden. Mit wedelnden Armen schwang er den Rougepinsel über meine Wangen, würdigte mich keines Blickes und schrie: »Tutto perfetto!«
Was mir da im Spiegel entgegenblickte, war weit entfernt von perfekt, aber ich räumte demütig das Feld. »Tobiii, come hierrre!« Wie Rumpelstilzchen hüpfte der rosarote Römer voller Vorfreude um seinen Maskenstuhl herum.
Tobi nahm’s gelassen. Geschmeidig wie ein Prinz bestieg er den Thron. Zeitgleich zwinkerte Davide mir zu und schnitt Grimassen, die selbst ein Autist bei Scharade als Trockenorgasmus hätte deuten können.
Während Davide seine Beute in Beschlag nahm, konzentrierte ich mich darauf, nicht weiter hinzugaffen und stattdessen angestrengt Desinteresse zu heucheln.
Doch zwei funkelnde Smaragd-Augen fixierten mich und rissen mich aus meiner Trance. »Wo kommst du denn her?«
»Frankfurt. Und übermorgen geht’s endlich mal wieder heim.«
Auch mir ging das Leben in der Modemetropole ordentlich auf den Keks, und ich freute mich tierisch auf meine multikulturelle Heimatstadt. »Oh, Hilfe! Frankfurt! Ist ja hart …«
Sofort war die Lokalpatriotin in mir auf Krawall gebürstet. »Was soll denn das bitte heißen? Kennst du Frankfurt denn?«
»Nee, ich bin aber auch nicht so der Stadtmensch.«
»Soso …«, entfuhr es mir schmunzelnd. Bei der Landpomeranze war wohl nix mit ›Sex and the City‹. Vielleicht ›Bauer sucht Frau‹?
»Du, Frankfurt hat zwar einen beschissenen Ruf, ist aber voller Gegensätze und wirklich spannend.«
»Oh, toll, in drei Wochen fliege ich über Frankfurt. Vielleicht hast du ja Zeit für eine kleine Stadtrundfahrt?«
»Logo …« Für die Reputation Frankfurts würde ich auch Frankenstein auf eine Führung durch Downtown schleppen.
Während wir noch weiter smalltalkten und Tobi-Törtchen mich nach meiner Nummer fragte und mir das Datum seiner Ankunft in Frankfurt einbläute, dämmerte es mir langsam: Hatte der mir gerade eine Verabredung abgeluchst? Ja. Ich hatte ein Date. Mit einem Model. Einem fucking heißen Model! Heiliger Bimbam! Im Geiste ging ich meine Mädels durch. Die Hälfte war Single und würde mir den Jungen sicher dankbar abnehmen, denn, hey, sharing is caring !
Und jetzt: Sex in the City!
Drei Wochen später hatte ich Mr Schwarzwald stundenlang von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit geschleift und war mit ihm im Schlepptau auf dem Weg zu meinen Hühnern. Der Freitagabend wurde traditionell in Steffis winziger Zwei-Zimmer-Wohnung mit Vorglühen eingeläutet, wozu sich regelmäßig bis zu fünfzehn wilde Weiber versammelten.
Normalerweise schaffte es nur das Auftauchen einer sündhaft teuren Designertasche, die Lautstärke des Gegackers der Horde zu dimmen. Kaum hatte ich jedoch mit Tobi am Händchen das vollgequalmte Wohnzimmer betreten, verstummte jedes Gespräch schlagartig. Okay, auch ich verfiel bei seinem Anblick noch regelmäßig in stumme Anbetung, aber konnten meine Damen sich nicht ein wenig beherrschen? Das war ja so peinlich! Meinem Gucci-Täschchen auf zwei Beinen schien seine durchschlagende Wirkung glücklicherweise überhaupt nicht bewusst zu sein.
»Ladys, das ist der Tobi«, stellte ich meine Begleitung der schockgefrosteten Meute vor.
»Der Tobi« hob brav das Pfötchen, hauchte »Hallo!«, und winkte wie eine chinesische Glückskatze in die Runde. Danach lächelte er mich glücklich an. Irgendwie erinnerte er mich dabei an meinen Hund, wenn er brav ein Kunststückchen vollführt hatte und auf ein Leckerchen wartete. War mein Leckerchen vielleicht ein bisschen doof? Nein, widersprach ich mir lautlos, er war eben nur nicht eingebildet, sondern einfach total lieb. Er hatte ja auch Abitur und studierte nebenbei noch BWL. Das war immerhin mehr, als man von mir
Weitere Kostenlose Bücher