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Wenn das Verlangen uns beherrscht

Wenn das Verlangen uns beherrscht

Titel: Wenn das Verlangen uns beherrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Bailey
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Zorn nur schwer unterdrücken konnte.
    Sie suchte nach einer ausweichendenden Antwort, doch dann fiel ihr ein, dass er aufrichtig gewesen war, was seine Familienverhältnisse betraf. „Nach Dads Tod wollten sie das Sorgerecht für mich erzwingen.“
    „Warum das denn?“
    Sie zuckte kurz mit den Schultern. „Weiß ich auch nicht so genau. Sie mochten meine Mutter nicht, hatten sie immer abgelehnt, sie kam aus einer anderen sozialen Schicht. Solange mein Vater lebte, hatte er sie und mich beschützt. Aber nach seinem Tod ließen sie jede Rücksicht fallen.“
    Ihr Vater kam aus einer reichen und mächtigen Familie, und Susannah hatte schon früh lernen müssen, dass reiche Leute meist das erreichten, was sie wollten. Ihre Mutter hatte das nicht sehen wollen, als sie heiratete. Zu sehr hatte sie den Vater geliebt. Aber Susannah würde diese Lektion nie vergessen. Reiche Familien wie die ihres Vaters – oder die Kincaids – waren voll dunkler Geheimnisse und nutzten brutal ihren Einfluss. Wer weiß, welche Leichen die Kincaids im Keller hatten …
    „Das ist ja kriminell!“, schimpfte Matthew. „Die Situation für euch beide noch zu erschweren, wo ihr sowieso schon genug ertragen musstet.“
    Dass er sich so spontan auf ihre Seite stellte, tat Susannah gut und machte ihr Mut, sich ihm weiter anzuvertrauen. „Es kam noch schlimmer. Nachdem sie den Prozess um das Sorgerecht verloren hatten, haben sie Mom einfach aus ihrem Leben gestrichen. Sie taten so, als existiere sie gar nicht. Mom musste mich einmal im Monat bei ihnen abliefern, und dann überschütteten sie mich mit Geschenken und versuchten, mich zu überreden, bei ihnen zu wohnen.“
    „Das ist ja ungeheuerlich“, empörte er sich. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Graces Eltern jemals zu so etwas fähig wären. Natürlich hängen sie an Flynn. Sie kommen regelmäßig zu Besuch und rufen ihn jeden Sonntag an. Aber dass sie ihn mir wegnehmen würden …“ Er schüttelte den Kopf. „Nein, das ist völlig unmöglich. Hast du deiner Mutter von den Versuchen erzählt?“
    „Nein, ich wollte sie nicht traurig machen.“ Bis sie eines Tages zu weit gingen.
    „Wie geht es ihnen denn jetzt?“
    Susannah zögerte kurz, bevor sie zugab: „Ich weiß es nicht.“
    „Ihr habt keinen Kontakt mehr? Warum?“
    Die Erinnerung an diese Zeit in ihrem Leben hatte sie immer erfolgreich verdrängt. Aber vielleicht war es besser, sich endlich einmal auszusprechen? Und irgendwie kam es ihr so selbstverständlich vor, sich Matthew gegenüber zu öffnen. „Vor vier Jahren ist meine Mutter um alles, was sie besaß, betrogen worden. Sie hatte einem Kollegen vertraut, der verschwand, als die Sache aufflog. Viele Leute hatten bei diesem Betrug ihr Geld verloren. Und obwohl die Sache zur Anzeige kam, das Geld war weg. Und Mom war kurz davor, auch noch das Haus zu verlieren. Ihre Familie hatte nicht viel Geld, und so musste ich ihr versprechen, niemand etwas zu sagen. Aber die Eltern meines Vaters waren reich, und immerhin war sie deren Schwiegertochter.“
    „Und du hast sie gefragt, hast deiner Mutter aber nichts davon erzählt?“
    „Genau.“
    „Und was haben die Großeltern gesagt?“
    „Sie waren extrem höflich, sahen sich aber leider nicht in der Lage, uns zu helfen. Aber …“ Schon bei der Erinnerung an die falsche Freundlichkeit packte sie wieder die Wut. „Tatsache war, dass sie gar nicht daran dachten, einer Frau Geld zu geben, die sie nicht leiden konnten und die sie immer verachtet hatten.“
    An dem Tag hatte sie ihre Ahnung bestätigt gefunden. Geld veränderte die Menschen. Vor allem für solche, die reich erbten, gab es diese Familien und jene , wir und die da . Natürlich wollte auch Susannah genug Geld haben, um gut zurechtzukommen. Aber reich zu sein war seit dieser Erkenntnis nicht ihr Ziel. Und sie hatte sich geschworen, nie in eine reiche Familie einzuheiraten, so wie ihre Mutter es getan hatte.
    Matthew trat auf sie zu und strich ihr leicht über den Arm, eine tröstende Geste – und sehr erregend. „Wie schäbig. Und wie schrecklich für dich und deine Mutter.“
    „Etwas Gutes hatte das Ganze. Ich nahm den Mädchennamen meiner Mutter an und habe die Großeltern väterlicherseits nie mehr wiedergesehen.“ Zwar hätte sie den Namen des geliebten Vaters gern behalten. Aber Dad hätte bestimmt Verständnis für diesen Schritt gehabt, denn auch er hatte sich darüber geärgert, wie schlecht seine Familie seine Frau immer behandelt

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