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Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Titel: Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary C Brooks
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schmunzeln, sie wusste, dass er hier seine Theatralik spielen ließ.
    „Als die Mönche fanden, dass der Junge alt genug war, teilten sie ihm eine Arbeit zu, die er jeden Tag zu verrichten hatte, um sich wie alle anderen sein Essen zu verdienen. In den wenigen Stunden, in denen er nicht beten musste, schleppte er Eimer voll Wasser, um den Garten zu bewässern, schrubbte Böden und wusch das Geschirr. Er lernte schnell, dass es besser für ihn war, sich an die Regeln zu halten, keinen Ärger zu machen und keine Fragen zu stellen. Die Konsequenzen, wenn er sich daneben benahm, hatte er oft genug gespürt, wenn er abends mit blauen Flecken ins Bett ging.“
    Frankie legte eine dramatische Pause ein und zwinkerte Kimberly zu.
    „Mit zwölf Jahren wagte der kleine Franziskus es das erste Mal in die verbotenen Katakomben hinabzusteigen und die geheimen Kammern zu erforschen. Den Schlüssel dazu hatte er einem alten Mönch gestohlen, als dieser schlief. Er wusste, dass er eine Menge Ärger bekommen würde und mehr als nur ein paar blaue Flecken, wenn er erwischt wurde, aber das war ihm egal. Der Drang, dem trostlosen Alltag zu entfliehen, den Geschmack des Verbotenen zu kosten, war einfach zu groß.
    So kam es, dass er einen Raum fand, den er in diesem Kloster niemals vermutet hätte, er war viel heller als alle anderen Zimmer und gleichzeitig lag ein Hauch Finsternis über ihm, als hätte etwas Böses ihn berührt.“
    Kimberly spannte unbewusst alle Muskeln in ihrem Körper an. Jetzt kam die Stelle, auf die sie wartete.
    „Es kam ihm vor, als sei er mit dem Schritt durch die Tür in eine andere Welt getreten. Boden und Wände des Zimmers waren mit seltsamen Symbolen bedeckt, die strahlten, als glühte hinter ihnen ein weißes Feuer. Eine Ecke seines Verstandes erkannte, dass hier etwas Wichtiges geschah, etwas Großes, Bedeutendes. Aber sein Kinderherz sah einen Moment nichts anderes als den Anhänger, der an einem großen Holzkreuz baumelte. Wie gebannt schlich er näher und vergaß alle Vorsicht. Seine Finger berührten das kalte Metall und strichen das Muster nach. Es war ein fünfzackiger Stern und der Kreis, der ihn umschloss war eine schwarze Schlange, die sich einmal um ihn wand und deren Kopf in der Mitte des Sterns ruhte. Sie wirkte sonderbar lebendig, als würde sie nicht aus Metall, sondern aus etwas anderem bestehen, etwas, das atmete.
    Seine Hand schloss sich um die Silberkette, nahm sie vom Kreuz und hängte sie um seinen Hals. In dem Moment, in dem der Anhänger gegen seine nackte Brust schlug, durchzuckte ihn das Bild einer scheußlichen Fratze mit violetten Augen und einem diabolischen Grinsen, das ihre Reißzähne entblößte. Das Wesen streckte die Hand nach ihm aus, zuckte aber zurück, als es den Anhänger sah, fauchte und kreischte, und verschwand wieder.
    Franziskus ließ die Katakomben rasch hinter sich, doch den Anhänger behielt er, gut verborgen unter seiner Kutte. Das Metall fühlte sich warm auf seiner Brust an und gab ihm ein Gefühl der Sicherheit, als könnte ihm jetzt niemand mehr etwas anhaben.“
    Eine Wolke schob sich vor sie Sonne und warf Schatten auf die beiden Piraten. Franziskus atmete tief durch, sog die klare Luft ein, bevor er weitererzählte. Dabei hatte Kimberly längst die Information, die sie brauchte. Die Schlange, die den Stern umarmte. Daher kannte sie das Symbol.
    „Obwohl sein Diebstahl fürs Erste unbemerkt blieb, was ihn zutiefst verwunderte, war das Leben im Kloster kein schönes. Im Gegenteil, es wurde sogar immer schlimmer. Er und die anderen Waisenkinder schmiedeten immer wieder Pläne, um zu fliehen, aber wenn es drauf ankam, kniffen sie und spielten weiter brav das Spiel der Mönche.
    Je älter Franziskus wurde, desto härter wurde es. Die Arbeit wurde anstrengender, das Essen weniger und der Schlaf auf gerade so viele Stunden reduziert, dass er sich tagsüber auf den Beinen halten konnte. Es vergingen viele Nächte, in denen er abends erschöpft ins Bett fiel und am nächsten Morgen müder als zuvor erwachte. Es war nicht etwa so, dass er nicht mehr ausbrechen wollte, ihm fehlte einfach die Kraft dazu. Vielleicht gehörte das zum Plan der Mönche.
    Die Tage vergingen, zogen sich zu Wochen und Monaten und beraubten Franziskus seiner Kraft, zu rebellieren. Zumindest äußerlich. In seinem Inneren wurde das Feuer der Wut und bitteren Entschlossenheit mit jedem Schlag, den er bekam, nur noch mehr geschürt. Er wusste, dass sein Widerstand niemals bröckeln

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