Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
etwas gefunden zu haben, wo er glücklich werden konnte.
Captain Barron führte ihn zur Holy Devil und stellte ihn der Crew vor. Dass es sich um Piraten handelte, hätte er sich denken können, und trotzdem war es im ersten Moment ein Schock für ihn. Ein Abend mit der ganzen Besatzung nahm ihm seine Angst, indem er sie kennenlernte, seine Geschichte erzählte und das Gefühl vermittelt bekam, wirklich willkommen zu sein.
Und seit jenem Tag, an dem er in Frankie umgetauft wurde, hat er nicht ein Mal daran gedacht, ein anderes Leben zu leben.“
Kimberly schwieg, ein leises Lächeln auf dem Gesicht und die Augen noch immer geschlossen. Sie hatte diese Geschichte schon oft gehört und immer noch hinterließ sie ein warmes Gefühl in ihrer Brust.
„Hat es dir geholfen?“, fragte Frankie schließlich und wandte den Kopf zu ihr. Aus seinem Blick sprach Sorge.
„Sie hat mir einmal mehr gezeigt, dass es, wie ausweglos alles auch erscheint, ein glückliches Ende geben kann.“ Kimberly lächelte traurig und kämpfte die Tränen zurück, als Gavins Bild vor ihren Augen aufstieg.
„Willst du darüber reden?“ Frankie lachte leise, als er ihr verblüfftes Gesicht sah, aber es war eine überschattete Fröhlichkeit. „Ja, ich bin ein Mann und ja, ich bin ein Pirat. Und ich kann trotzdem zuhören.“
„Weißt du, was ich mir am wenigsten verzeihen kann?“
„Es war nicht deine Schuld. Es hätte genauso gut dich treffen können, Kim. Und keiner hat damit gerechnet, dass so etwas passiert. Captain Barron dachte, ihr wärt sicher. Sonst hätte er euch doch niemals geschickt.“
Sie schnaubte. „Ach, wirklich? Da habe ich ganz andere Dinge gehört.“
„Wie meinst du das?“
„Vergiss es.“ Sie zuckte mit den Achseln und sah stur nach unten, sie wollte nicht an Albert denken und an das, was er gesagt hatte.
„Kopf hoch, Kim.“ Er hob ihr Kinn mit seinen rauen Fingern an und grinste wieder. „Du kannst kein Schiff segeln, wenn du auf die Planken starrst.“
„Wie … was?“ Sie war viel zu überrascht, um einen klaren Satz zu formulieren, ihre Gedanken rasten. War das ein Trick?
„Captain Barron will, dass du das Steuer übernimmst. Nur kurz, aber immerhin.“ Seine blauen Augen blitzten vor Neid und gleichzeitig Stolz, denn es war ein Privileg, dass der Captain jemand anderen als seinen Steuermann Finn ans Steuerrad ließ. Sie konnte sich nicht erinnern, dass er es bisher jemandem erlaubt hatte.
„Warum macht er das?“, fragte sie dennoch. „Wo ist der Haken?“
Frankie lachte. „Meine Liebe, du bist zu misstrauisch. Es gibt keinen. Der Captain will dich einfach aufmuntern und ablenken. Vielleicht hat er auch ein schlechtes Gewissen.“
„Aufmuntern? Seit wann interessiert er sich für mich?“
„Meine Güte, Kim. Genieß es doch einfach. Die Gelegenheit bekommst du nie wieder. Kein anderer würde eine Frau ein Schiff steuern lassen!“
„Genau deshalb frage ich ja. Es bringt Unglück, eine Frau ans Steuer zu lassen. Also was soll das?“
„Vielleicht denkt dein Onkel einfach, dass du Manns genug bist? Los jetzt“, gab Frankie zurück und schüttelte seine Rasterlocken aus. Der kleine goldene Ohrring in seinem linken Ohr blitzte im Sonnenlicht auf und strahlte mit seinem Grinsen um die Wette.
Kimberly nickte zögerlich und schaute in die untergehende Sonne, die sich in einen glutroten Feuerball verwandelte, der langsam im Meer versank. Es müsste zischen und dampfen, aber nichts dergleichen geschah – natürlich nicht.
Tyler
Es war einmalig gewesen, die Macht über etwas so Großes wie ein Schiff in den Händen zu halten, aber es war auch beklemmend gewesen und hatte Kimberly die Verantwortung spüren lassen, die dabei auf ihren Schultern lastete. Verantwortung für die Unversehrtheit eines Schiffes und für eine Crew, die sich auf sie verließ. Es wäre noch aufregender gewesen, wenn Finn bei ihrem Anblick nicht verächtlich geschnaubt hätte.
Kimberly schüttelte die Erinnerung ab und atmete den Geruch des Dschungels ein, rümpfte die Nase bei den vielen verschiedenen Gerüchen. Vor wenigen Stunden war die Holy Devil auf der Rückseite von Puerto Rico vor Anker gegangen, um noch einmal die Vorräte aufzufüllen. Captain Barron kannte den Dschungel, er wusste, wo die Quelle war und welche Tiere man dort jagen konnte.
Kimberly ging in die andere Richtung, weg von den jagenden Männern und schlug sich mit ihrem Säbel einen Weg durch das Dickicht. Die Jagd interessierte sie nicht
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