Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Titel: Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary C Brooks
Vom Netzwerk:
würde, und er wartete angespannt auf den richtigen Moment der Flucht.
    Und er kam.
    Eines Tages, wenige Wochen nach seinem vierzehnten Geburtstag, versammelten sich die Mönche in heller Aufregung im Großen Saal. Wichtiger Besuch stand vor der Tür und lenkte die Aufmerksamkeit von den vier Waisenkindern. Sie hatten Aufgaben zugeteilt bekommen für diesen Tag und durften sich nicht blicken lassen, aber Franziskus hatte nicht vor, den Mönchen länger zu gehorchen. In den Katakomben gab es einen Fluchttunnel und die Tür in den Keller war zwar neuerdings zugesperrt – anscheinend war der Diebstahl doch bemerk wurden – aber Franziskus wusste, wo die Schlüssel waren.
    Ein Teil von ihm schrie ihm zu, zu bleiben. Er hatte ein Dach über dem Kopf, einen Schlafplatz und etwas zu essen. Wenn er floh, hatte er nichts mehr.
    Seine anderen Gedanken sprangen jubelnd in seinem Kopf umher, dachten nur noch an die Freiheit, die er schon auf der Zunge schmecken konnte. Er konnte es nicht fassen, als er den nächtlichen Himmel nach seiner geglückten Flucht tatsächlich über sich sah, aus dem die Sterne zu ihm herabfunkelten.“
    Kimberly schloss nun die Augen, um ganz in seine Geschichte abzutauchen. Den letzten Teil kannte sie auswendig, es war immer ihre Lieblingsstelle gewesen, denn nun wurde sie besser, fröhlicher. Ihr Herz raste bei der Erkenntnis, dass sie etwas über den Dämon herausgefunden hatte, auch, wenn es nicht viel war. Sie wusste jetzt, dass das Symbol etwas mit alledem zu tun hatte. Die Frage war nur: waren die Mönche diejenigen, die den Dämon bewachten, oder die, die ihn anbeteten? Kimberly wurde etwas zuversichtlicher, genoss das Prickeln der Sonne auf ihrem Gesicht und ließ sich in die Geschichte fallen.
    „So viele Gerüche und Bilder stürzten auf ihn ein, obwohl es Nacht war, dass er wie angewurzelt stehen blieb und sich einige Minuten lang nicht zu rühren vermochte. Als seine Muskeln ihm dann endlich wieder gehorchten, achtete er kaum auf den Weg, so fasziniert war er von Coellen und seinen Gebäuden. In der Ferne konnte er die Baustelle des Doms erspähen und lächelte bei seinem Anblick. Er hatte noch niemals eine Kathedrale gesehen, aber wenn er sich eine hätte vorstellen müssen, hätte sie so ausgesehen – auch wenn diese noch lange nicht fertig war und es auch nicht so aussah, als würde er es jemals sein.
    Schon von Weitem hörte er das Rauschen der Wellen, das sanfte Flattern der Segel und das Quietschen des Holzes, das auf dem Wasser sachte hin und her schaukelte.
    Der Rheinhafen.
    Wenn der Anblick Coellens ihn beeindruckt hatte, so wurde Franziskus von dem Anblick der Schiffe, die vor Anker lagen, überwältigt. Eines stach ihm besonders ins Auge, auch wenn es eigentlich aussah wie alle anderen. Ein Segelschiff – ein großer Dreimaster – dessen Flagge zeigte, dass es ein Handelsschiff war. Manches Mal hatte er heimlich die Bibliothek des Klosters aufgesucht und dort Bücher über Schiffe gefunden. Auf das dunkle Holz war mit weißer Schrift der Name Viva Colonia geschrieben, sodass er auch bei Dunkelheit noch zu erahnen war. Der Junge zögerte nicht länger und schlich sich auf das Schiff, hoffend, dass es ihn weit, weit weg von dem Kloster und seinen Mönchen bringen würde. Er wusste nicht, wo die Mannschaft war, doch es war ihm nur recht, dass das Schiff verlassen erschien. Wahrscheinlich betranken sie sich in einer der Kneipen, warum auch immer.
    Franziskus verbarg sich zwischen den Kisten, die unter Deck gelagert waren und hoffte, dass ihn niemand finden und die Fahrt nicht allzu lange dauern würde.
    Was seinen ersten Wunsch betraf, so wurde er erfüllt, doch mit seiner Befürchtung lag er richtig. Er wusste nicht, wie viele Tage und Nächte vergangen waren, seit er sich auf die Viva Colonia geschlichen hatte, doch der Hunger machte sich immer lauter bemerkbar und das wenige Regenwasser, das er sich in einer Nacht aus den Segeln gewrungen hatte, half nicht, seinen Durst zu stillen. Und er entdeckte, dass es noch viel grausamere Menschen als die Mönche des Klosters gab und erschreckte zum ersten Mal vor seiner neu gewonnenen Freiheit. So furchtbar es im Kloster auch gewesen war, er war sicher gewesen – so sicher, wie man unter Männern, die Kinder mit Stöcken verprügelten, eben sein konnte.
    Der Captain dieses Schiffes war nicht nur unglaublich geldgierig, wie Franziskus bald herausfand, als er die Besatzung belauschte, er war auch selbstsüchtig und brutal zu seiner

Weitere Kostenlose Bücher