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Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Titel: Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary C Brooks
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Macheten einen Weg durch das Dickicht. Verdammte Spanier.
    Der Fremde ließ sie langsam los und krabbelte einige Schritte zurück, verbarg sich weiterhin in den Schatten. Kimberly schob sich aus dem Versteck, zu viele Blätter und Zweige kitzelten und kratzten ihre Haut, zu viele Insekten zirpten direkt an ihrem Ohr.
    Ihre Hand hob den Säbel, als sie hörte, wie auch der Fremde aus dem Gewächs kroch, und sie drehte sich zu ihm um. Vor sich sah sie einen trainierten, nackten Oberkörper, an dem Schweiß und Erde klebten, die Hose war rissig und verdreckt und seine bloßen Füße mit Kratzern übersät. Die Haut unter all dem Schmutz, die sich über wohlgeformte Muskeln spannte, hatte einen warmen Ton, wie Honig und Karamell. Ihr Blick wanderte nach oben zu seinem Gesicht, das erstaunlich jung wirkte. Er war vielleicht 22 oder 23, nicht viel älter als sie selbst. Die braunen, sich kräuselnden Haare waren zu ihrer Verwunderung kurz geschnitten, ganz denen der Einheimischen angepasst und vollkommen anders als die der Piraten. Ein stoppeliger Dreitagebart bedeckte seine untere Gesichtshälfte und ließ die roten Lippen noch voller wirken. Die gleiche straffe, honigfarbene Haut spannte sich über hohe Wangenknochen und ein markantes Kinn. Ja, er war jung. Aber nicht kindlich, schon lange nicht mehr.
    Das Faszinierendste aber waren seine Augen. Er trat einen Schritt näher, in einen Sonnenstrahl, der zwischen den Baumkronen hindurch fiel, und das Licht ließ sie golden leuchten. Es war ein warmes, freundliches Bernstein, eine Augenfarbe, die sie noch nie zuvor gesehen hatte und von deren Anblick sie sich nicht loszureißen vermochte. Und diese Augen musterten sie ebenso unverfroren wie sie ihren Besitzer. Kimberly wurde sich ihrer durchsichtigen Bluse bewusst und verschränkte die Arme über der Brust. Die Beule in seiner Hose verriet, dass er bereits vorher einen guten Blick hatte erhaschen können, und auf seinem Gesicht erschien ein düsteres, schiefes Grinsen, als hätte er seine Lippen schon lange nicht mehr zum Lächeln benutzt.
    „Danke“, murmelte Kimberly und wandte sich ab, aber etwas hielt sie davon ab, zu gehen. Wer war er? Hatte er sie gerettet oder war er auch hinter ihr her?
    „Ich heiße Tyler“, sagte er mit einer überraschend dunklen Stimme, die aber ebenso warm war wie seine Augen, warm und weich wie in Honig getränkt. Und gleichzeitig war sie ein wenig kratzig und unbeholfen, als hätte er sie schon länger nicht mehr benutzt. „Und du?“
    „Wieso hast du mich gerettet?“
    „Weil ich weiß, was sie mit solchen wie dir machen, wenn sie sie erwischen.“ Auf ihren fragenden Blick hin fügte er hinzu: „Du bist Britin. Wie bist du hierhergekommen? Was machst du hier?“
    „Das geht dich genauso wenig an wie mein Name“, gab sie zurück und unterdrückte den Impuls, wegzulaufen. Sie fühlte sich hin und hergerissen zwischen Flucht und Bleiben, ihrem Instinkt und ihrer Neugierde. Irgendetwas war mit diesem Mann, das anders war. Sie wusste nur nicht zu sagen, was es war.
    „Ich denke schon. Ich habe meine Freiheit aufs Spiel gesetzt. Sie hätten mich mit dir zusammen sehen können. Eine Diebin? Eine Mörderin? Was bist du?“
    „Freibeuterin“, gab sie wütend zurück und lächelte innerlich, als er zusammen zuckte.
    „Wohl eher eine Lügnerin. Du siehst nicht aus wie ein Piratenmädchen. Und kein Pirat ist so blöd am helllichten Tag hierher zu kommen. Es wimmelt vor Spaniern, wie du gerade gesehen hast. Die ganze verdammte Insel stinkt nach ihnen.“ Ein dunkler Schatten huschte über sein Gesicht, ließ alte Wunden erkennen, die vergangen, aber nicht vergessen waren.
    Kimberly runzelte die Stirn und presste die Lippen zusammen. Ihre Finger krampften sich um den Griff des Säbels. Etwas an ihm war falsch. Umso mehr überraschten sie ihre nächsten Worte.
    „Wenn ich dir mein Schiff zeige, musst du mir wohl glauben.“
    Er legte den Kopf schief und musterte sie. Seine Augen waren unruhig, huschten umher wie ein Tier, das sich gefangen und bedroht fühlte; sie wirkten wild, wie der Rest an ihm auch. Ein starkes, wildes Tier. „Das muss ich dann wohl. Aber wo könntest du ein Schiff so gut verstecken, dass die Spanier es nicht sehen?“
    Kimberly wollte noch etwas sagen, aber Tyler griff wieder nach ihrem Handgelenk, und zog sie zurück ins Dickicht. Etwas Spitzes drückte sich in ihre Haut und riss ihre Hände auf. Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, aber der Mann legte ihr rasch

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