Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Titel: Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary C Brooks
Vom Netzwerk:
bereits?“
    „Dass ich gelogen habe. Dass du meine Tochter bist.“
    Für einen Moment war es, als hätte ihr jemand in den Magen geboxt. Die Luft wich mit einem entsetzten Aufkeuchen aus ihren Lungen und sie hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. „Du…“
    Binnen eines Herzschlages glomm Entsetzen in Barrons Augen auf. „Ich dachte, er hätte es dir gesagt! Ich dachte … Kim.“
    „Du bist nicht mein Vater“, schrie sie. „Matt war es, nicht du!“
    Barron griff nach ihr, doch sie schlug die Hand zurück. „Fass mich nicht an!“
    „Kim. Matt war nicht dein Vater. Das konnte er gar nicht sein, er war dein –“
    „Sind denn jetzt alle verrückt?“, unterbrach sie ihn. Als er die Arme ausstreckte, um sie zu umarmen, prallte sie zurück und stieß mit dem Rücken gegen das Holz.
    „Kim…“
    „Nein! Kein Wort mehr. Keine Lügen mehr.“ Sie zog an dem Türgriff und wich der Hand aus, die nach ihr griff. Ohne ein weiteres Wort rannte sie nach draußen, schlitterte über das noch immer feuchte Deck, das Oliver und einige andere vom Salz zu befreien versuchten. Sie sahen auf, als sie an ihnen vorbei lief, und erst später bemerkte sie, dass ihr Tränen übers Gesicht liefen. Fluchend wischte sie sich über die Augen und begann dann, die Takelage heraufzuklettern. Frankie war nicht dort und das war auch gut so. Dieses Mal wollte sie keine Geschichten hören, keine Märchen, davon hatte sie fürs erste genug. Sie wollte allein sein, oben im Krähennest, wo niemand sie stören würde, um sich in Ruhe zu sammeln und zu beruhigen. Die Seile der Takelage waren noch feucht vom Regen, aber nicht rutschig, und die Kühle tat gut auf ihrer Haut. Solange es so bewölkt war, konnte die Sonne sie nicht vollständig trocknen, und obwohl Kimberly dieses klamme Gefühl von halbfeuchtem Stoff normalerweise nicht leiden konnte, verharrte sie nun mitten in der Bewegung. Das raue Seil lag grob in ihrer Hand, aber es fühlte sich echt an – echter als alles, was sie in den letzten Tagen erlebt hatte, es war normal, magielos und würde immer so sein wie es war. Kein Dämon konnte es plötzlich böse werden lassen, kein Kristall konnte seine Struktur verändern.
    Ein Lachen stieg in ihrer Kehle empor, aber Kimberly hatte Angst, es frei zu lassen, denn es war ein hysterisches, verrücktes Lachen. Eines, mit dem sie sich selbst zeigte, wie wahnsinnig sie langsam wurde, denn hier oben waren Gedanken von Dämonen, verfluchten Kristallen und Schutzamuletten einfach zu absurd.
    Bevor es ihren Mund erreicht hatte, wurde das Lachen etwas anderes. Ein leises Schluchzen, das langsam lauter wurde und sie beeilte sich, ins Krähennest zu klettern, wo niemand sehen konnte, wie sie sich zu einer kleinen Kugel zusammen rollte und sich von ihren Gefühlen überschwemmen ließ.
    Sie hätte sich über Captain Barrons Geständnis freuen müssen, sie hätte erleichtert sein müssen, dass sie doch noch einen Vater hatte, dass der Captain nicht nur in Onkel war, sondern tatsächlich die Vaterfigur, die sie sich immer gewünscht hatte. Stattdessen konnte sie nicht glauben, dass es wahr war. Sie wollte nicht, dass es wahr war. Welcher Vater brachte seine Tochter derart in Lebensgefahr? Welcher Vater trug zwanzig Jahre lang solch eine Lüge mit sich herum? Wenn es stimmte, was er sagte, wieso hatte er sie belogen? Warum hatte er ihr nie gesagt, wer er war, warum diese Lügengeschichte über ihre Eltern? Wenn Matt nicht ihr Vater war, wer war er dann? Sie verfluchte sich dafür, dass sie ihn nicht hatte ausreden lassen.
    Ein anderer Gedanke durchzuckte sie, noch qualvoller als die anderen. Wenn alles eine Lüge war, wenn er wirklich ihr Vater war: was war mit ihrer Mutter geschehen? Lebte auch sie noch? Oder war sie anders gestorben, als Barron sie all die Jahre hatte glauben lassen? Hatte er sie vielleicht…?
    Kimberly wollte die Gedanken fortjagen, sie wollte nicht mehr denken und nicht mehr fühlen.
    Sie hätte glücklich sein müssen.
    Stattdessen fühlte sie sich verraten und belogen und er war ihr fremder als je zuvor.

Anór

    Ein stetiges Tropfen erfüllte die dämmrige Höhle. Von irgendwoher kam ein schwacher Sonnenstrahl und manchmal eine Brise mit frischer Luft. Stalaktiten hingen von der Decke, die mit den Jahren länger und länger geworden waren. Nur daran konnte die Gestalt, die in einer Ecke kauerte, ablesen, wie lange sie schon hier unten war. Der Mann erhob sich und rutschte tiefer in eine Nische, suchte die

Weitere Kostenlose Bücher