Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
hochzuwürgen, aber seine Hände glitten unter ihm weg.
„Helft ihm auf“, befahl Samuel, woraufhin Frankie und Oliver ihn auf die Füße zogen. „Bringt ihn in die Kombüse.“
Er warf Kimberly einen seltsamen Blick zu, eine Mischung aus Erleichterung und Verärgerung. Sie folgte ihnen durch den Regen, der langsam schwächer wurde, zu dem kleinen Behandlungszimmer und wrang ihre durchweichte Bluse aus. Wieder einmal wurde der Stoff durchsichtig. Sie musste sich unbedingt etwas einfallen lassen, vor allem, solange Tyler an Bord war.
Tyler schlug den Arm beiseite, der ihn auf die harte Pritsche drücken wollte, aber er war zu schwach, um sich gegen Frankie zu wehren und sackte kraftlos auf das Gestell.
„Dir passiert nichts“, raunte er ihm zu. „Wehr dich nicht.“
Tyler wollte etwas sagen, aber es kam nur ein heiseres Krächzen heraus, also beließ er es bei einem zornigen Blick. Seine Zähne klapperten, obwohl er die Kiefer fest aufeinander presste, aber er wich zurück, als Kimberly sich ihm näherte. Zuerst dachte sie, er hätte Angst vor ihr, aber das war es nicht. Er war wütend. So rasend, dass seine Muskeln zitterten, als würde er gleich die Beherrschung verlieren und etwas kaputt schlagen – oder jemanden verletzen.
„Sei kein Dummkopf“, fuhr Kimberly ihn an, als er Samuel anknurrte und sich wie ein Tier in der Falle so weit wie möglich weglehnte, ohne von der Pritsche zu fallen. Seine Augen, die wieder kalt waren, ruckten zu ihr herum und fixierten sie, ließen sie nicht mehr los. Kimberly verschränkte die Arme vor der Brust und hielt den Kontakt.
„Sam will dir helfen.“
Langsam, ganz langsam, nickte er und ließ seine Abwehrhaltung fallen. Als hätte man einer Marionette die Fäden gekappt, sackte er in sich zusammen, alle Anspannung wich auf einmal aus seinem Körper und nach kurzem Zögern beugte Samuel sich über ihn, um die Wunde an seinem Kopf zu versorgen. Ein Schnitt auf der Stirn, der angeschwollen war, als hätte er sich erst an etwas an der Schiffswand geschnitten und dann heftig gestoßen. Vermutlich eine der vielen Seepocken, die unter der Wasseroberfläche auf dem Schiff wuchsen.
Samuel goss einen halben Becher Rum darauf und verband die Wunde mit einem groben Leinentuch notdürftig. „Du solltest dich ausruhen, Tyler. Falls du noch keine Kopfschmerzen hast, werden sie sehr bald kommen, und dann wirst du froh sein, liegen zu können.“
Tyler nickte vorsichtig, wandte den Kopf ab und schloss die Augen. Die Geste war eindeutig, aber Kimberly blieb, während alle anderen den Raum verließen.
„Lass ihn leben“, raunte Samuel ihr zu und bedachte sie mit einem ernsten Blick.
Sie zog die Augenbrauen zusammen und rollte mit den Augen „Ich habe ihn nicht gerettet, um ihm jetzt etwas anzutun.“
„Deine Zunge ist genauso scharf wie ein Messer“, erwiderte er nur und ließ sie allein.
Eine ganze Weile über stand sie unschlüssig im Eingang, während Tyler von ihr abgewandt auf der Pritsche lag und sich nicht bewegte. Nur sein Brustkorb hob und senkte sich deutlich.
„Warum hast du die Kajüte verlassen?“, fragte sie schließlich und fand ihre eigene Stimme zu laut.
Tyler schwieg und sie wusste er nicht, ob er sie ignorierte oder schlief. „Ich habe eine Stimme gehört. Jemand hat mich gerufen.“ Er sprach leise und gegen die Wand, aber sie verstand trotzdem jedes einzelne Wort.
„Wer?“
„Ich weiß es nicht. Ich kannte die Stimme nicht, aber ich kenne auch noch nicht viele Menschen hier an Bord. Es könnte nahezu jeder gewesen sein.“
Kimberly biss sich auf die Lippe. Jeder. Auch ein Dämon?
Zögernd trat sie einen Schritt näher, musterte den nassen, erschöpften Männerkörper und ließ sich schließlich auf der Ecke der Pritsche nieder. Er zuckte zusammen und rutschte so weit fort, wie es ging, ohne herunterzufallen – was nicht sonderlich viel war. Ächzend richtete er sich auf und verzog sich ans andere Ende, die Beine angezogen. Tyler bettete den Kopf auf den Knien und holte mehrmals langsam und tief Luft. „Ich hätte dort bleiben sollen“, murmelte er. Worte, die eigentlich nicht für ihre Ohren bestimmt waren, die sie aber trotzdem hörte.
„Damit die Spanier dich irgendwann finden und töten?“, wisperte sie und widerstand dem Drang, die Hand nach ihm auszustrecken.
„Ich bin lieber allein auf der Flucht als umgeben von Menschen, die mir misstrauen und mich am liebsten sofort wieder loswerden würden.“
„Wenn wir dich loswerden
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