Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
festgefroren, konnte sich nicht wehren und –
„ Ne in!“ Schweißgebadet schreckte sie hoch, stieß dabei Tylers Arm von sich, der noch immer um ihre Schultern gelegen hatte. Ihr Herz schlug hart gegen ihre Brust. Tyler wachte auf und sah sich verwirrt um, bis seine Augen an Kimberlys entsetztem Gesicht hängen blieben.
„Kim? Was ist passiert?“
Sie sah in seine sanften Augen und schluckte die Angst herunter. „Ein Traum“, antwortete sie kopfschüttelnd, um die Erinnerung daran loszuwerden. „Nur ein Alptraum.“
„Soll ich den Traum verjagen?“, fragte Tyler. Ein verwegenes Glitzern erschien in seinen Augen.
„Und wie willst du das tun?“
„Ich habe gehört, Albträume sind allergisch gegen Küsse“, erwiderte er und zog sie an sich, ohne ihre Antwort abzuwarten. Der Kuss war zaghaft und sanft und endete, bevor er richtig begonnen hatte.
„Und, hat es funktioniert?“, flüsterte er und hielt ihren Blick fest. Das Bernstein war dunkler geworden, wilder, er sah aus, als müsste er sich unglaublich beherrschen. Kimberly nickte nur, zu mehr war sie nicht fähig. Noch immer schmeckte sie die Mischung aus Kokosnuss und Honig auf ihren Lippen.
Tyler wich ein Stück zurück, räusperte sich und fuhr sich verlegen durch die kurzen Haare. „Hast du Hunger? Ich kann schauen, was noch in der Kombüse ist. Edward hat mir gezeigt, wie man kocht.“
Kimberly nickte dankend und hoffte, dass ihr Gesicht nicht allzu rot geworden war. „Soll ich helfen? Etwas zu tun, wäre wohl eine gute Ablenkung.“
Als er ihr einen merkwürdigen Blick zuwarf, der beinahe verletzt wirkte, fügte sie rasch hinzu: „Von dem Dämon, meine ich.“
„Na schön. Wenn es danach noch essbar ist“, frotzelte er und fügte auf ihren verwirrten Blick hinzu: „Edward hat mir erzählt, dass du gerne schon mal deine eigenen Finger opferst, um etwas mehr Würze ins Essen zu bekommen.“
Sie verzog schmollend das Gesicht, aber Tyler lachte nur und ging voraus. Der Himmel über ihnen war sternenklar, die dunkle Wolkenwand rückte jedoch schnell näher. Wenn der Mond hell genug schien und man sich anstrengte, konnte man den Regen sehen, der am Horizont wie ein geschlossener Vorhang auf dem Meer aufschlug. Spätestens morgen früh würden die Wolken sie erreicht haben und dann brach der nächste Sturm los.
„Eine schöne Nacht, nicht?“ Tyler war nicht bis zur Kombüse gegangen, sondern lehnte an der Reling und starrte hinaus auf die offene See. Kimberly gesellte sich zustimmend zu ihm, atmete die frische Seeluft ein und lauschte den Geräuschen. Man hörte das leise Glucksen des Wassers, das an die Schiffswand plätscherte, den Wind, der selbst durch die eingeholten Segel wehte, und hinter ihnen das Treiben auf Tortuga. Die ruhige Meeresoberfläche glitzerte, vom silbrigen Mondlicht beschienen, wie von tausenden Diamanten besetzt.
„Willst du mir von deinem Traum erzählen?“
Kimberly zögerte. „Träume haben keine Bedeutung“, sagte sie dann und schüttelte den Kopf.
„Wollen wir dann jetzt tun, was wir gestern schon vorgehabt hatten?“
Sie schenkte ihm einen fragenden Blick.
„Den Dolch ausprobieren.“
„Ich weiß nicht, was das bringen soll. Man kann den Stein nicht zerstören.“
Tyler hob eine Augenbraue. „Hast du es denn schon einmal versucht?“
„Nein, ich…“ Kimberly schwieg, ihre Gedanken kreisten und suchten in ihren Erinnerungen, aber da war nichts.
„Also los.“
„Warte, ich … ich will nicht …“ Sie brach ab, um nicht weiter herum zu stottern und rang nach Worten. „Ich weiß nicht, was passieren wird.“
„Hast du Angst, dass du wieder zu ihm kommen könntest?“ Er runzelte nachdenklich die Stirn.
„Oder du. Wir können ihm dort nichts tun, aber ich weiß … ich weiß, welche Macht er hat. Ich … du könntest …“ Kopfschüttelnd brach sie erneut ab.
Die Furche auf Tylers Stirn wurde tiefer. „Du fürchtest, ich könnte böse werden. Du glaubst, er würde versuchen, in meinen Körper einzudringen, um auch mich besessen zu machen.“ Er seufzte und richtete den Blick wieder aufs Meer. Seine Stimme wurde leise. „Du traust mir nicht.“
„Tyler…“, setzte sie an, wusste aber nicht, was sie sagen sollte. „Ich habe dir doch erzählt, was er mir gesagt hat. Dass er dafür sorgen wird, dass sich alle gegen mich wenden werden. Und du hast Oliver gesehen. Das gleiche könnte auch dir passieren. Und was soll ich tun, wenn er sogar dich in seiner Gewalt hat? Den einzigen
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