Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
bald.
Geisterbesuch
Der Himmel hatte sich rasch zugezogen, der Sturm kam immer näher. Schon jetzt spürte Kimberly, wie der Wind stärker und kühler wurde und den Geruch des offenen Meeres mit sich trug.
„Wir sollten runter vom Schiff. In dem Zustand weiß ich nicht, wie viel die Devil aushält. In einem der Häuser ist es sicherer.“
Tyler nickte und wand seine Hand aus ihren Fingern. „Wir sollten den Stein und das Buch mitnehmen. In einem Seesack fallen sie nicht auf und wir kommen nicht damit in Kontakt. Falls der Sturm so heftig wird, dass die Devil … Ich habe kein gutes Gefühl dabei, die Sachen hier zu lassen. Wenn jemand anderes den Stein findet, können wir den Dämon nicht mehr aufhalten.“
„In Ordnung. Du holst die Sachen, ich sehe nach, ob sich jemand von der Crew zum Ausnüchtern in die Schlafkojen zurückgezogen hat.“
Sie teilten sich auf und Kimberly durchsuchte die Schlafstätte der Piraten, aber bis auf sie beide war niemand an Bord. In ihrer Kajüte gab es nichts Wichtiges mehr, ihren Säbel und Aelyza trug sie bei sich und schließlich verließen sie das Schiff nicht für immer. Sie wollten nur abwarten, bis der Sturm vorübergezogen war.
„Weißt du schon, wo wir hingehen können?“, rief Tyler gegen den Wind, der mittlerweile schon zu einem lauten Brausen geworden war. Die Wellen schlugen heftig gegen die Schiffswand und die Holy Devil schwankte leicht in dem seichten Wasser. Sie sahen die Regenfront, die näher kam, und das aufgewühlte Meer in der nicht mehr so weiten Ferne. Der Horizont war eine graue, schwankende Wand, Himmel und Wasser waren nicht mehr zu unterscheiden, so eng umschlungen waren sie in ihrem stürmischen Tanz.
„Erst einmal zu Bill, ich hoffe, ein paar der anderen sind auch dort.“
Frankie, bitte sei dort. Ich muss dich vor Oliver warnen.
Und wenn Frankie ebenfalls zum Marionetten-Mann wird?
„Dann los. Hier wird es gleich sehr ungemütlich.“ Das Holz des beschädigten Schiffes ächzte unter der Gewalt des Windes. Kimberly warf sich ihren Seesack über die Schulter, griff nach Tylers Hand und rannte über die Planke nach unten. Der Sturm kam näher, baute sich hinter ihnen auf und ließ seine Kräfte an den Schiffen aus, die vor Tortuga ankerten. Sandige Böen wehten ihnen entgegen, Körner blieben in ihren Haaren hängen und fanden ihren Weg unter ihre Kleidung. Die Wedel der Palmen, unter denen sie herliefen, raschelten heftig und die dünnen Stämme bogen sich bereits leicht.
„Schneller“, schrie Tyler gegen den Wind und zog an ihrer Hand. Sie stolperten über die Sandwehen, den Weg entlang und auf Bills Schenke zu. Schon von außen erkannten sie, dass es im Alten Klabautermann schon sehr voll war. Die Chancen standen gut, dass auch einige Mitglieder ihrer Crew dort waren. Kimberly stieß die Tür auf und schob sich durch die Menge schwitzender, schmutziger Körper. Tylers Finger waren noch immer eng mit ihren verschlungen und sie hatte nicht vor, sie loszulassen. Nicht jetzt. Nicht hier.
„Kim!“
Sie drehte sich zu der Stimme um, die sie gerufen hatte, und ein Schwall der Erleichterung strömte durch sie hindurch. „Frankie!“
Sie quetschten sich zu dem deutschen Piraten durch und verschafften sich einen ersten Überblick, als sie dort angekommen waren. Die Schenke war wahnsinnig voll, es gab keinen freien Tisch mehr und die meisten drängten sich aneinander.
„Wo sind die anderen?“
Frankie sah sich um und hob die Achseln. „Wahrscheinlich noch im Freudenhaus. Barron und Finn waren eben mal hier, den Doc habe ich auch kurz gesehen. Ich kann dir aber nicht sagen, ob sie sich hier irgendwo herumtreiben, oder ob sie schon wieder weg sind.“ Er nickte zum schmierigen Fenster. „Wird heftig werden, was?“
„Wir sollten froh sein, jetzt nicht auf der Devil zu sein. Könnte ungemütlich sein.“
Frankie nickte. „Es ist verdammt voll hier drin. Wenn wir hier festsitzen, und es zu Prügeleien kommt…“
Kimberly nickte verstehend. „Ich frag Bill, ob schon jemand im Keller ist. Ich denke nicht, dass die meisten hier noch in der Lage sind, daran zu denken. Sollen sie sich prügeln, solange wir dort unten unsere Ruhe haben.“
Tyler sah sie zustimmend an und auch Frankie nickte. „Bin gleich wieder da.“
Sie fand Bill hinter der Theke, die Wangen gerötet, den Schweiß überall auf seinem Körper klebend. „Kim. Schon wieder hier?“
„Hast du gesehen, was da draußen los ist? Bald wird mehr als nur Regen vom Himmel
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