Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
fallen.“
Bill nickte. „Ihr wollt runter?“
„Ist dort schon jemand?“
„Nein. Ich komme nach, sobald es Ärger gibt. Noch sind alle mehr oder weniger friedlich, aber ich weiß, wie das läuft. Ist schließlich nicht der erste Sturm.“
„Aber seit langem einer, der so stark ist.“
„Verstehe. Geht schon mal vor, aber achtet drauf, dass euch keiner sieht. Ich will nicht, dass alle meinen Keller stürmen und die Rumfässer plündern.“
„Klar.“ Sie warf einen Blick auf die teilweise schon sehr betrunkenen Piraten. „Viel Glück.“
Bill nickte erneut und reichte ihr den Schlüssel zu der Holztür, die in die Lagerkammer führte, wo sie sich verstecken konnten, bis der Sturm vorüber war. Kimberly war einmal dabei gewesen, als es während eines Sturmes im Alten Klabautermann zu einer ausgewachsenen Prügelei gekommen war. Die Erinnerung daran trug sie bis heute in Form einer Narbe an ihrem Rücken. Ein Messerstreich, der nicht ihr gegolten hatte, hatte sie damals erwischt. Sie schauderte.
Frankie und Tyler warteten noch immer in der Nähe des Fensters auf sie und sie wollte rufen, als sie hinter dem dreckigen Glas eine Bewegung wahrnahm. Nein, keine Bewegung. Einen Umriss. Sie trat näher, wischte mit der Hand über die Scheibe, um den Schmutz weg zu machen.
Ihre Augen wurden groß. Sie schnappte nach Luft.
Ihre Gedanken rasten, während ihr Herz stehen zu blieben schien.
Nein!
Unmöglich! Wie kann …? Niemals!
„Kim?“ Tyler berührte ihre Schulter, aber sie schüttelte seine Hand ab und kämpfte sich zur Tür vor. „Kim, bist du wahnsinnig?“
Vermutlich. Sonst könnte doch niemals…
Sie zog die Holztür auf und schlüpfte durch den Spalt nach draußen. Der Wind zerrte an ihr und zwang sie, ein Stück zur Seite zu taumeln, bevor sie ihr Gleichgewicht wieder gefunden hatte. Die Gestalt stand noch immer dort, regungslos. Kimberly wollte etwas sagen, aber der Wind riss die Worte von ihren Lippen, bevor sie sie aussprechen konnte. Sie hatte so viele Fragen!
Der Mann richtete die Augen auf sie und in diesem Moment erkannte sie ihren Fehler.
Es ist unmöglich. Ich hätte es wissen müssen.
Die Augen waren tot, nur ein sanften, rotes Glühen war darin zu sehen, wie das Echo eines vergangen Lebens voller Hass. Jetzt erkannte sie auch das Blut, das sein Hemd bedeckte, die unnatürliche Blässe seines Gesichts, das Falsche in seiner Erscheinung.
Er war tot.
„Gavin“, flüsterte sie, aber sie wusste nicht, ob sie das Wort wirklich gesprochen oder nur gedacht hatte.
In dem Moment verzogen sich die blassen, aufgerissenen Lippen zu einem bösen Haifischgrinsen und sein Kopf ruckte herum, fixierte etwas, das sie nicht sehen konnte. Sie glaubte einen Schrei zu hören und wirbelte herum. Sie sah die Palme, die auf sie zuraste, und konnte nichts weiter tun, als vor Entsetzen die Augen zu schließen.
Etwas prallte gegen sie, weicher als erwartet, und warf sie zu Boden. Sand stob auf und bedeckte ihr Gesicht, kroch in ihre Nase, ihren Mund, ihre Ohren. Noch bevor sie sich bewegen und nachsehen konnte, wusste sie, dass Gavin fort war. War er überhaupt je da gewesen…?
Das weiche, warme Etwas, das sie umgeworfen hatte, bewegte sie, rollte vorsichtig von ihr herunter. Starke Hände packten sie und drehten sie auf den Rücken, eine dunkle Stimme redete auf sie ein, aber sie verstand die Worte nicht. Etwas zwang sie, die Augen zu öffnen, doch ihre Sicht war so verschwommen, dass sie den Mann nicht erkennen konnte, der sich über sie beugte.
„Kim!“ Die Stimme klang dumpf und verzerrt, aber mit jedem Mal, die sie ihren Namen rief, wurde sie klarer. Sie verstand die Rufe nur, weil sich die Lippen direkt an ihrem Ohr bewegten, weil der Wind sie dort nicht so leicht fortreißen konnte.
„Tyler“, murmelte sie und wollte sich mit den Händen den Sand aus den Augen wischen, aber jemand hielt sie fest, drückte ihre Arme auf den Boden.
„Tu das nie wieder!“, brüllte die Stimme in ihr Ohr, dann schoben sich die starken Arme unter ihren Körper und hoben sie hoch, sein Oberkörper schützte sie vor dem tosenden Wind, der Sand und Palmwedel mit sich trug. Sie spürte, wie sein ganzer Körper vor Anspannung zitterte, jeder Schritt war schwieriger als der letzte. Der Wind war stark. Trotzdem verlor Tyler nicht das Gleichgewicht, er schwankte nicht einmal. Frankie wollte ihm helfen, doch er bedeutete dem Pirat mit einem Kopfnicken, vorzugehen. Er trug Kimberly zurück in die Schenke und ließ
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