Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
nach draußen.
Vielleicht sind sie auch zu besoffen, um noch gehen zu können.
„Jack Barron! Komm raus, du feiger Hund!“
Einige Fenster öffneten sich und Köpfe spähten neugierig hervor, um zu sehen, was der Tumult sollte. Die Tür zum Freudenhaus schräg gegenüber schwang ebenfalls auf, ein Mann mit Kapitänshut, die ihm schief auf dem Kopf saß, trat heraus und schloss den Knopf seiner Hose.
„Was soll das? Kimberly? Was willst du?“
Sie richtete ihren Säbel auf ihn und kam langsam näher. „Antworten.“
Er lachte ungläubig auf und seine Wangen waren so rot, dass unverkennbar war, wie viel Alkohol er getrunken hatte. „Hier? Jetzt?“
„Hier und jetzt. Ich warte.“ Sie ging noch einen Schritt näher, den Säbel erhoben, die Spitze auf seine Kehle gerichtet. In dem Moment strömten weitere Menschen aus dem Freudenhaus, umschwärmten ihn wie Bienen ihre Königin und bauten sich schützend um ihn herum auf. Ihre Bewegungen waren steif und abgehackt, ihre Gesichter leer.
„Captain Jack Barron muss beschützt werden“, grunzten sie im Chor und ihre Marionetten-Arme wackelten in der Luft. „Gib uns den Stein.“
Kimberly holte den Stein hervor, betrachtete seine weiße Farbe und drehte ihn in der Hand. Die Regentropfen platschten darauf und perlten auf, nur dort, wo der winzige Kratzer war, glaubte sie zu sehen, wie sich ein Rinnsal bildete, eine Anstauung, die mit dem bloßen Augen kaum zu erkennen war.
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
Einige Marionetten-Männer lösten sich und torkelten auf sie zu, ihre betrunkenen Körper waren noch schwerfälliger als die ersten, die Kimberly gesehen hatte. Die Männer unter ihnen trugen teilweise nicht viel mehr als ihre Unterhosen, ein paar nicht einmal das. Auch die Frauen waren spärlich bekleidet und machten sich nicht die Mühe, ihre Kleider wieder zuzuknöpfen. Kimberly verzog angewidert das Gesicht.
„Captain Jack Barron darf nichts geschehen.“ Sie umringten ihn enger, drückten ihre Marionetten-Körper gegen ihn, zerdrückten ihn beinahe. Kimberly konnte die Angst in seinen Augen sehen, ganz egal, wie krampfhaft er sich bemühte, triumphierend zu grinsen. „Gebt uns den Stein. Sonst töten wir das reine Kind.“
Kimberly und Tyler wechselten verwirrte Blicke, der Mann stand mit erhobenen Waffen hinter ihr, bereit sie zu schützen. Sie nickte ihm kurz zu und warf den Kristall dann in seine Richtung.
Tyler fing ihn aus der Luft und starrte verblüfft auf die sich wechselnden Farben des Kristalls, seine Oberfläche wechselte von strahlendweiß zu nachtschwarz, immer schneller und schneller flackerten die verschiedenen Schattierungen.
„Kommt und holt ihn euch“, erwiderte sie und griff mit ihrer freien Hand nach Aelyza. Die Marionetten-Männer erstarrten einen Augenblick lang und zischten wütend.
Kimberlys Finger streiften ihre Hosentasche und etwas raschelte darin. Den Blick nicht von den torkelnden Gestalten wendend, schob sie die Hand in die Tasche und ertastete etwas Trockenes, Zartes, das sie behutsam herausholte. Es war ein abgefallenes, vertrocknetes Blütenblatt, schwarz und dünn. Kryzalea… Nicht das Blütenblatt, dass sie sich erhofft hatte. Damit würde sie nichts gegen die Marionetten-Männer ausrichten können.
Sie hielt es sich nachdenklich vors Gesicht, doch ein Windstoß riss sie ihr aus den Fingern. Das schwarze Blatt wirbelte umher, stieg und fiel mit dem Wind, wurde von den Regentropfen niedergedrückt und wehte schließlich auf Tylers Stirn, wo es kleben blieb. Im gleichen Augenblick verdrehte dieser die Augen und sackte zusammen, der Stein kullerte aus seinen erschlafften Händen.
„Nein!“ Kimberly schrie überrascht auf, schätzte den Abstand zwischen sich und den Marionetten-Männern und rannte zu Tyler. Sie schlitterte über den Matsch und kam rutschend neben ihm zum Stehen.
„Tyler? Tyler, wach auf!“
Sie rüttelte an seiner Schulter, doch er bewegte sich nicht, und währenddessen kamen die Marionetten-Männer näher, um den Stein zu holen. Ein Mann, der keine Hosen mehr trug, richtete seine Pistole auf sie und entsicherte die Waffe. Zum zweiten Mal an diesem Tag sah sie in eine gähnende, schwarze Mündung, hörte das Klicken … und den ohrenbetäubenden Schuss, der die Regentropfen zerplatzen ließ und die Luft zerschnitt.
Dämonenblut
Tyler wachte in einer grauen, fleckigen Dunkelheit auf, um ihn herum tropfte es. In der Nähe raschelte und schabte etwas über den Boden, etwas platschte
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