Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
durch eine Pfütze. Er fühlte sich schwindelig, als hätte er sich den Kopf gestoßen, und konnte sich nicht erinnern, wie er hergekommen war.
Kim. Die Marionetten-Männer. Barron! Wo…?
Das Rascheln und Platschen kam näher, heiseres Kichern hallte von den Wänden wider. Wo war er hier? Nur wenig Sonnenlicht fiel durch eine Spalte, über ihm ragten Steine aus der Felsendecke. Es war kühl und feucht, die Luft roch muffig und alt.
Tyler stemmte sich hoch und krabbelte rückwärts, bis er mit dem Rücken gegen rauen Stein stieß, fort von den Geräuschen. Er fühlte sich seltsam, als sei er gar nicht richtig dort. Als würde er einen sehr realen Traum träumen.
Weiße Haare leuchteten auf, blasslila Haut schimmerte im Zwielicht. Ein leises, schnarrendes Husten. „Du kommst spät.“ Die Stimme war kalt und irgendwie alt und jung zugleich. Der Mann hob den Kopf und musterte ihn aus glanzlosen, violetten Augen, ein Lächeln schlich über sein fliederfarbenes Gesicht. Für einen Augenblick huschte ein Schatten von Reißzähnen darüber.
„Wer bist du?“
„Alle stellt ihr die gleiche Frage, dabei wisst ihr es längst.“
„Wo bin ich?“
„Auch das weißt du, zumindest nicht weniger als ich. Den Rest kann ich dir auch nicht verraten.“
Tyler richtete sich auf, presste den Rücken gegen den Stein und tastete hinter sich nach etwas, das er als Waffe benutzen konnte.
„Lass es sein. Du kannst mich hier nicht verletzen. Das habe ich dem reinen Kind auch schon gesagt.“
„Alle sprechen von diesem reinen Kind. Wer ist das?“
Der Dämon lachte, wieder blitzte das Haifischgrinsen auf. „Dein größter Feind. Hüte dich vor ihm. Meide es. Dein Herz hat dir gesagt, dass das reine Kind gefährlich ist, doch du ziehst vor, nicht darauf zu hören. Lässt das andere Herz für dich fühlen. Dummkopf“, zischte er.
„Mein Feind? Das andere Herz? Wovon sprichst du?“
„Das wirst du schon noch erfahren.“ Er schloss für einen Moment die Augen, die violetten Adern pulsierten sanft unter der blassen Haut. „Hmm“, machte er. „Es ist so stark.“
Tyler schwieg und ballte die Hände hinter dem Rücken zu Fäusten. Der Dämon sollte nicht sehen, dass sie zitterten.
„Willst du wissen, wovon ich spreche, Kryz?“
„Mein Name ist Tyler.“
„Mag sein, dass du dich so nennst. Und dass die Menschen, die du für deine Familie gehalten hast, dich so nennen. Aber das war eine Lüge.“
„Ich verstehe nicht?“
„Wie viel weißt du über die Geschichte um den Stein? Über mich, meine Art und das, was passiert ist? Über die Mönche, die Insel und den einen? Über das, was noch kommen wird? Die Auferstehung?“
Tyler schwieg weiterhin. Würde er es ihm erzählen, wenn er nichts wusste? Oder wollte er nur prüfen, wie viel sie bereits herausgefunden hatten, um abzuwägen, wie viel Zeit ihm noch blieb?
„Ich sehe schon, ihr seid ratlos. Nun, Kryz, dann will ich dich aufklären. Es gab eine Zeit, in der wir frei auf dieser Welt lebten. In der wir stärker und mächtiger waren als die Menschen und sie als unsere Sklaven hielten. Einige von uns vereinigten sich mit ihnen, benutzten ihre eigenen fleischlichen Körper und die der Menschen als Spielzeug.“ Für einen kurzen Moment schweifte sein Blick in die für ihn schöne Erinnerung, dann wurde er hart.
„Es gab einen Aufstand, eine Rebellion. Einige Menschen hatten sich in einem Kloster zusammengeschlossen, schon lange, bevor wir davon erfahren haben. Sie nannten sich die Reinen und hatten nur ein Ziel: uns zu vernichten. Es gab unzählige Schlachten, so viele, dass nicht einmal ich sie zu zählen vermag. Und wir Dämonen mussten erkennen, dass unsere fleischlichen Körper zu schwach waren.“ Er zischte verächtlich.
„Wir verließen sie, um die Menschen in unserer wahren Gestalt wieder in Ketten zu legen, um sie daran zu erinnern, wer wir waren. Und dass sie nichts bedeuteten, dass ihr Leben nichts wert war.“
Der Dämon hielt inne, schüttelte die Wut ab, die seinen Körper zittern ließ. „Ohne die Reinen wäre es uns gelungen. Sie haben nur darauf gewartet, dass wir die Hüllen ablegen. Sie sind verantwortlich für die Käfige, in denen wir nun leben. Für den Stein, das Gefängnis meiner Seele. Sie konnten uns zurückdrängen, sperrten uns ein und glaubten sich in Sicherheit. Sie schützten die Verstecke mit ihrem Symbol und bestäubten sie mit … Wir werden uns dafür rächen, an jedem einzelnen Kind der Hexenmeister, an jedem Menschen, der
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