Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)
presste die Hände auf die Ohren, um ihn auszublenden. Aber es war, als hallte das Geräusch nur in ihrem Kopf wider und sie spürte einen Stich in ihrem Finger, als sie ihn gegen ihre Schläfe drückte.
„Kim?“, fragte Tyler besorgt und berührte ihren Arm, doch sie war viel zu fasziniert von dem kleinen Splitter, den in ihrem Zeigefinger steckte. Er war winzig und nur zu sehen, wenn er im Kerzenlicht aufleuchtete. Kimberly presste die Haut zusammen, bis ein Tropfen Blut hervorquoll und den Splitter herausdrückte.
Ein zufriedenes Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht und sie kroch zu dem Stein, um sich zu vergewissern, dass sie es sich nicht eingebildet hatte. Tatsächlich, in der perfekten, glatten Oberfläche war nun ein winziger Kratzer, auf den ersten Blick nicht zu erkennen, aber da.
„Kim?“
„Es hat funktioniert“, wisperte sie.
Es sah aus, als ob Frankie noch etwas sagen wollte, doch in diesem Moment wurden Schreie laut. Oben polterte etwas, Sand und Erde rieselten von der Decke und alle drei sprangen alarmiert auf. Die Piraten in der Schenke schrien laut durcheinander, Tische und Stühle wurden umgeschmissen und schwere Schritte hallten auf dem Boden. Kimberly und Tyler verhakten ihre Finger fest miteinander und sie rückten näher an die Wand, bis sie mit dem Rücken gegen die Rumfässer stießen. Kimberlys Hand ruhte auf ihrem Säbel und alle drei hatten den Blick fest auf die Tür gerichtet.
Oben gab es einen Knall, die Schreie wurden lauter und dann war es still. Selbst hier unten klingelte das Echo des Schusses in ihren Ohren. Sie warfen sich alarmierte Blicke zu. Wer hatte geschossen?
„Wo ist es?“, brüllte eine zornige Stimme, die so sehr von Wut und Hass und etwas Bösem verzerrt war, dass Kimberly nicht erkennen konnte, zu wem sie gehörte. Und sie war so laut, dass die drei sie selbst durch die geschlossene Kellertür hören konnten – bis sie erkannte, dass die Tür nur angelehnt war. Kimberly hielt den Atem an und deutete stumm auf das Ende der Treppe, wo ein schwacher Lichtstrahl zwischen Holz und Wand hindurchsickerte.
„Wo ist das reine Kind? Wo?!“
Das reine Kind? Wovon redet er?
Eine zweite Stimme sagte etwas, zu zittrig und leise, um die Worte zu verstehen. Einen Augenblick lang herrschte Schwiegen, dann zerriss ein weiterer Schuss die Ruhe und in der Schenke brach erneut Panik aus. Schatten huschten immer wieder an der Tür vorbei, Körper blockierten das Licht und verschwanden wieder. Kimberly zuckte jedes Mal zusammen, fürchtete, der Besitzer des Revolvers könnte hier hereinkommen und sie alle erschießen. Ihre Finger gruben sich in Tylers Hand, um zu verbergen, wie sehr sie zitterten.
„Muss ich erst alle töten, bevor ihr es mir sagt?“
Der Körper, der das Licht verdeckt hatte, verschwand von der Tür und wurde durch einen anderen ersetzt, der sich davor aufbaute. Die Stille klingelte Kimberly in den Ohren, das Blut rauschte viel zu schnell durch ihren Körper und obwohl sie den Atem angehalten hatte, fand sie sich selbst noch zu laut. Ihr Herz musste sie verraten, so heftig schlug es in ihrer Brust.
Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen, Kerzenlicht flutete herein und warf tanzende Schatten an die Wand. Eine männliche Gestalt baute sich im Eingang auf, den Pistole erhoben. Rote Augen glühten ihnen entgegen.
„Da ist es ja“, knurrte die Stimme.
Seelensplitter
Schmerz. Da war nichts als ein grässlicher, reißender und brennender Schmerz, der ihn und ganz und gar erfüllte, der alle Gedanken auslöschte und nur das schreckliche Gefühl, einen Teil von sich mit einem glühenden Eisen abgetrennt bekommen zu haben, zurückließ.
Anór krümmte sich in der dunkelsten Nische der Höhle zusammen und schob seine ganze dämonische Energie fort von sich und hinein in den Körper des Piraten. Vielleicht konnte er so dem Schmerz entkommen, dem Gefühl, man hätte seine Seele zerschnitten. Der Stein war nur leicht beschädigt, das wusste er. Wäre es anders gewesen, hätte er gespürt, wie seine Seele verbrannt und zu Asche zerfallen wäre. Und dennoch. Dieser winzige Moment, in dem Aelyza seine Dämonenseele berührt hatte … es war ein Vorgeschmack auf das, was kommen würde, wenn er das reine Kind nicht aufhielt.
Das reine Kind. Es war stärker, als er gedacht hatte. Fehlendes Wissen glich es mit Neugierde aus und den Gefühlen, die es antrieb. Freundschaft. Zuneigung. Liebe.
Er zischte leise. Liebe. Wusste es, wen es da liebte? Ein raues, kehliges
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