Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Titel: Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary C Brooks
Vom Netzwerk:
die Hände erst auf den Bauch, dann an den Kopf, stöhnte, würgte.
    „Gavin!“
    Seine Hände begannen zu zittern, seine Arme, Beine, alles vibrierte unkontrolliert, seine Zähne schlugen heftig auf einander.
    „Gavin, was hast du, was ist los?“ Kimberly packte ihn fest bei den Schultern, wollte ihn festhalten, damit er sich beruhigte, aber er schubste sie weg. Fest, energisch, voller Wut. Ein tiefes Grollen kam aus seiner Brust. Das Zittern hörte mit einem Mal auf, er wurde ruhig, saß einen Moment lang starr da, bevor er den Kopf hob und sie ansah. Aber es waren nicht länger seine Augen. Sie waren rot und riesig, sie loderten voller Hass. Zuerst sah es aus wie eine Schwellung von zu vielen Tränen, zu viel Salz, aber das war es nicht. Es war die kochende Wut, die Kimberly eben in sich gespürt hatte, es war das Wesen, das Böse, der Dämon .
    Es stand direkt vor ihr. Und es hatte eine Waffe.
    Gavins Hand, die nicht mehr seine war, schloss sich um den Griff, zog den Säbel langsam heraus. Die feurigen Augen wanderten an der Klinge entlang, prüften ihre Schärfe. Er – es – lächelte. Es war ein böses, tückisches, gefährliches Lächeln, eines das sagte: „Ich kann dich töten. Hier und jetzt. Und niemand würde es merken.“
    Beinahe zu spät bemerkte Kimberly, dass die unausgesprochene Drohung nicht ihr galt.
    Die Klinge fuhr langsam an Gavins Arm entlang, liebkoste ihn beinahe, fuhr immer wieder über sein Handgelenk. Seine Pulsadern.
    „Nein!“
    Ein rascher, schneller Schnitt. Ein Aufkeuchen. Ein Schrei. Und Blut, so viel Blut.
    Es verließ ihn so schnell wie das Rot seine Augen.
    Gavins schmächtiger Körper sackte schwer zu Boden und blieb einfach liegen, reglos. Das Blut floss weiter aus seinem Handgelenk, sickerte in das Holz.
    „Scheiße.“ Kimberly griff nach einer Bluse unter ihrer Hängematte, riss einen Streifen Stoff ab und band ihn fest um den Schnitt. „Komm schon, Gavin, hilf mir.“ Sie versuchte, ihn hochzuheben und zu tragen, aber dafür reichte ihre Kraft nicht. „Sam!“
    Wind und Regen peitschten ihr entgegen, als sie an Deck kam, Wasser rollte über die Planken. „Sam! Captain!“
    Die Tür des Kapitänsquartiers am Heck des Schiffes wurde aufgerissen, Captain Barron und der Bader Samuel stürzten heraus und sahen sie fragend an. „Warum schreist du hier so rum?“
    „Gavin hat sich verletzt. Wir brauchen Hilfe.“
    Die beiden Männer liefen an ihr vorbei in die Kajüte, hoben Gavin hoch und trugen ihn in die Kombüse am Bug des Schiffes. Kimberly machte auf dem kleinen, schiefen Holztisch Platz, damit die Männer Gavin darauf legen konnten. Sam rückte sein Monokel zurecht und griff nach einem mit brauner Flüssigkeit gefülltem Krug. Der provisorische Verband wurde abgewickelt, die Wunde mit selbstgebranntem Rum desinfiziert und mit einem halbwegs sauberen Fetzen Segeltuch neu verbunden. Der Küchenjunge verzog das Gesicht, noch nicht ganz wieder bei Bewusstsein, ließ die Prozedur aber klaglos über sich ergehen. Er war so blass, dass selbst seine Sommersprossen farblos wirkten.
    „Wie ist das passiert?“ Captain Barron trat hinter Kimberly und musterte sie mit gerunzelter Stirn.
    Sie schwieg einen Moment, suchte nach einer passenden Antwort. Sollte sie lügen? Wenn es stimmte, was Gavin über den Stein von Anór erzählt hatte, war es vielleicht besser, ihm erst einmal nicht die Wahrheit zu sagen und abzuwarten. Oder musste sie ihn gerade deshalb warnen? Vor den Gefahren? Sie hatte doch gesehen, was geschehen war, hatte selbst gespürt, wie das Böse, der Dämon versucht hatte, in sie einzudringen. Sie schauderte unwillkürlich.
    „Kimberly?“
    „Wir glauben, es hat mit diesem verfluchten Stein zu tun.“
    Barron runzelte die Stirn. „Dem Stein von Anór? Wie stellst du dir das vor? Ist er über Deck zu euch geflogen, hat den Säbel angestoßen und so Gavin den Arm aufgeschlitzt?“ Er lächelte, aber es war ein amüsiertes, mitleidiges, Mach-dich-doch-nicht-lächerlich-Lächeln. So hatte er sie oft angesehen, als sie noch klein gewesen war. Nur dass sie dieses Mal hinter der Fassade noch etwas anderes entdeckte: Überraschung.
    Kimberly ballte die Hände zu Fäusten, schluckte den Ärger herunter. „Etwas ist hier. Etwas Böses. Etwas, das mit mir diese Insel verlassen hat und nun bedroht es uns. Sei nicht leichtsinnig, Captain.“
    Ohne seine Antwort abzuwarten ging sie davon, fort aus dem Raum, der nach Alkohol und Schmerz und Tod stank, fort von dem Mann,

Weitere Kostenlose Bücher