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Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition)

Titel: Wenn dein dunkles Herz mich ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary C Brooks
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sagen, dabei wollte eine innere Stimme etwas anderes fragen. Er wollte sie in die Arme schließen, wie er es früher getan hatte, doch die Zeiten waren vorbei. Diese Lüge konnte er nicht mehr zurücknehmen, nicht nach all der Zeit. Es würde niemals wieder so sein, wie es einmal war.
    Kimberly presste die Lippen aufeinander, strich sich mit einer heftigen Handbewegung die Haare aus dem Gesicht und verschmierte dabei das Blut, das aus dem Schnitt an ihrer Stirn lief. Sie sah es, ballte die Hände zu Fäusten und senkte den Kopf. Es sah aus wie eine Geste der Ergebenheit, aber Barron wusste es besser. Er kannte sie, kannte sie so gut. Sie versuchte nur, ihre Wut zu verbergen, sich zu kontrollieren.
    „Na, Kimy, hast du deine Zunge verschluckt? Oder haben die bösen Schatten sie gefressen?“ Oliver, eines der Crewmitglieder, bedachte sie mit einem spöttischen Grinsen. Ein Goldzahn blitzte inmitten eines schwarzen, faulenden Gebisses auf. Seine schmutzigen, zerkratzten Hände spielten mit dem Entermesser an seiner Hüfte und in seinen schlammbraunen Augen blitzte es verschlagen.
    Kimberly starrte ihn an, die Augen zu schmalen Schlitzen verengt. „Du hast ja keine Ahnung“, zischte sie.
    „Uhh, jetzt bekomm ich aber Angst.“
    „Halt den Mund“, wies Barron ihn zurecht, aber Oliver grinste nur.
    „Wenigstens war ich mutig genug, hinzugehen“, gab Kimberly zurück. „Obwohl es mich beinahe das Leben gekostet hat. Du wärst dort gestorben, du dreckiger, kleiner -“
    „Und, hat es sich gelohnt?“, unterbrach Barron sie. Er schaffte es, seine Stimme gleichgültig klingen zu lassen. Über ihnen schrie eine Möwe.
    Kimberly schnaubte. „Natürlich.“ Sie holte den Kristall hervor und starrte einen Augenblick lang in sein helles, weißes Licht. „Fang!“
    Captain Barron fing den Stein auf, ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Nur aus den Augenwinkeln sah er, dass die junge Piratin unter Deck verschwand, wahrscheinlich in ihrer Kajüte. Irgendwann würde sie dieses Schiff übernehmen, irgendwann war sie an der Reihe.
    Tapfere, kleine Kimberly.
    Er wüsste nicht, was er ohne sie tun würde. Er konnte sie sich einfach nicht in einem feinen Kleid auf adligen Empfängen vorstellen. Kimberly gehörte hierher, zu ihm. Daran änderten auch all die Lügen nichts. Nur hier konnte er sie beschützen, daran hatte Melinda keine Zweifel gelassen. Melinda … Er hoffte so sehr, dass sie recht hatte. Mit Kim. Mit dem Kristall. Mit allem.
    Barron wandte sie ab und stiefelte davon.
    Der Kristall leuchte nun nicht mehr, er wurde trüb und dunkel.
     
     

Dämonengesicht
     
    Der Wind heulte um das Schiff herum und blies heftig in die Segel. Kimberly spürte die Bewegungen des Schiffes während sie in ihrer Hängematte lag und ihren Gedanken nachhing. Sie liebte das Piratenleben, aber wollte sie wirklich für immer auf diesem Schiff bleiben und solche Aufträge wie heute erledigen? Es war verlockend, ein Heimatschiff zu haben, einen Rückzugsort. Aber die Antwort war Nein. Sie erwartete mehr von ihrem Leben, ein größeres Schiff, eine eigene Mannschaft. Sie wollte nicht länger eine Rarität bleiben, wollte nicht länger die einzige Frau an Bord sein. Sie wusste, dass sie ein nahezu einzigartiges Privileg genoss, dass kein anderer Captain sie dulden würde. Zumindest nicht so . Als Hure vielleicht, aber nicht als Teil der Crew. Wenn Barron nicht ihr Onkel wäre … Wie würde ihr Leben dann aussehen?
    Vielleicht hätte sie dann noch Eltern. Vielleicht würde in England leben, teure Kleider tragen und darauf warten, verheiratet zu werden. Vermutlich würde sie es längst sein und ihr zweites oder drittes Kind erwarten. Wollte sie das? Nein, bestimmt nicht. So eine Frau war sie nicht. Und solche Menschen waren auch ihre Eltern nicht gewesen. Zumindest erzählte man ihr das. Melinda und Matt, im Gefecht gegen die Spanier gefallen. Wie ihre Mutter es an Bord der Devil geschafft hatte, wusste sie nicht. Vielleicht, weil sie die Frau des Bruders des Captains gewesen war? Kimberly schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden. Sie wollte nicht wieder an ihre Eltern denken, sie konnte sich ohnehin nicht an sie erinnern. Es war zu lange her, dass man sie ermordet hatte. Die Crew war ihre Familie, schon immer, mehr brauchte sie nicht.
    Sie nahm es Captain Barron nicht wirklich übel, dass er sie auf die Insel geschickt hatte. Sie war die Schnellste von ihnen, die Wendigste. Und vermutlich auch die Cleverste. Die anderen hätten

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