Wenn der Acker brennt
Bürgermeister.
»Ganz richtig«, antwortete Jeremias ohne weitere Erklärung und schob die Tür des Hangars auf, in dem seine Cessna stand. Was Burger betraf, sollte er vorsichtig sein. Er hatte ihn wegen seiner Cleverness und seiner Korrektheit nach Sinach geholt, aber nun musste er aufpassen, dass ihm diese Eigenschaften nicht zum Verhängnis wurden.
Eine halbe Stunde später kreisten sie über dem Denningerhof. Franz Burger beugte sich aus dem Fenster des Sportflugzeugs, während Jeremias mit der Feuerwehr über Funk in Verbindung stand und den Leuten Anweisungen gab, in welche Richtung sie sich wie weit vorwagen konnten.
»Langsam, Mann, nicht, dass du noch rausfällst.« Jeremias riss den Kommissar an der Windjacke zurück.
»Sieht nicht gut aus da unten«, fluchte Burger und starrte auf den Rauch, der das Gelände dunkel einhüllte. »Der Hof ist nur noch eine Ruine, und die Felder brennen wie Zunder. Da wird nicht viel übrig bleiben.«
»Wenn das Feuer Denninger im Schlaf überrascht hat, dann habe ich wenig Hoffnung, dass er entkommen konnte«, tat Jeremias betroffen. Der Hof war schon bis auf die Grundmauern niedergebrannt, er konnte sich jegliches Taktieren mit der Feuerwehr ersparen und sie stattdessen mit präzisen Informationen versorgen, um die Löscharbeiten voranzutreiben.
»Was meinst du, wie es zu dem Brand gekommen ist?«
»Möglicherweise ist dem alten Querkopf beim Schnapsbrennen die Destillationsmaschine um die Ohren geflogen.«
»Aber die steht doch im alten Scheunenkeller, und der ist viel zu weit vom Haus entfernt.«
»Vielleicht hat er sie inzwischen in seinem Schuppen neben dem Haus untergebracht, weil ihm der Weg in den Keller zu beschwerlich ist, was weiß denn ich? – Was ist?«, fragte Jeremias, als Burger eine Weile stumm vor sich hin starrte.
»Ich dachte gerade an Rick Linden und die junge Frau, die mit ihm unterwegs ist. Nachdem sie bei mir auf dem Revier waren, sind sie zu Denninger in seinen Wagen gestiegen. Ich frage mich, wo sie jetzt sind? Ob sie vielleicht noch auf dem Hof waren, als der Brand ausbrach?«
»Da kann ich dir nicht helfen. Wie du weißt, gehöre ich nicht zu dem Personenkreis, dem Rick mitteilt, wo er sich aufhält.« Jeremias war fürs Erste erleichtert. Offensichtlich hatten sich die beiden noch nicht mit der Polizei in Verbindung gesetzt und ihn eines Verbrechens beschuldigt. Was nicht ausschloss, dass sie es irgendwann tun würden, sobald sie sicher waren, brauchbare Beweise vorbringen zu können. Rick besaß genügend Geld, um notfalls eine Horde Privatdetektive auf ihn anzusetzen. So weit durfte er es aber auf keinen Fall kommen lassen.
»Das Auto der Fotografin steht noch auf dem Rathausparkplatz«, riss Franz Burger ihn aus seinen Überlegungen.
»Vielleicht hat unser Rockstar eine Limousine für eine romantische Nachtfahrt durch die Berge geordert und sie sind sonst wo.«
»Möglich wäre es. Es wäre ohnehin besser, wenn wir uns mit der Frage, wo die beiden sind, erst einmal bedeckt halten. Sonst werden wir uns vor neugierigen Journalisten und Fernsehübertragungswagen nicht retten können.«
»Ganz meine Meinung.« Jeremias war erleichtert. Burgers Entscheidung, die Öffentlichkeit herauszuhalten, kam ihm sehr gelegen.
»Was natürlich nicht heißt, dass wir nicht nach ihnen suchen werden.«
»Selbstverständlich suchen wir nach ihnen.« Ich werde mich sogar persönlich darum kümmern, dachte Jeremias.
Nachdem sie die Feuerwehr mit allen notwendigen Informationen versorgt hatten, beendeten sie den Rundflug. Der Kommissar fuhr zur Einsatzleitung der Feuerwehr, um sich zu erkundigen, wann der Weg zum Denningerhof befahrbar sein würde. Der Bürgermeister erklärte, er wolle sich im Dorf umhören, ob jemand Linden und Christine Weingard gesehen hatte. So konnte er ganz offiziell seine Suchaktion starten.
Zuerst aber telefonierte er die Pensionen und Gasthöfe der Gemeinde ab. Der Brand hatte weit über die Dorfgrenzen hinweg die Menschen in Aufregung versetzt, sodass Jeremias überall jemanden erreichte. Alle kamen seinem Wunsch nach, ihm umgehend eine Liste mit den Namen der aktuellen Gäste zu mailen. Niemand fragte ihn nach dem Grund, schließlich war er Jeremias Rimbar. Doch Rick und Christine Weingard waren auf keiner Liste zu finden.
Noch während er die Namen der Übernachtungsgäste überprüfte, erhielt er die Nachricht, dass Ricks Mobiltelefon in einem Garmischer Hotel geortet worden war. Er wählte es noch einmal an, als
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