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Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Maerker
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Rucksack gestopft hatten, den sie dann einen Abhang hinunterrollen ließen. Er landete in einem Gebüsch, wo er vermutlich von dem dritten Täter in Empfang genommen worden war.
    Später wurden an der Stelle auch Fußabdrücke im sandigen Boden gefunden, deren Form und Größe auf eine Frau hindeuteten. Aber vielleicht hatten sie sich auch geirrt, und sie stammten doch von einem kleinen dünnen Mann? Wenn es sich so verhielt, stimmte allerdings Ricks Beschreibung nicht, der den Mann im Keller als groß und stark bezeichnet hatte. Andererseits war Rick ein kleiner Junge gewesen, für den sicher alle Erwachsenen irgendwie groß und stark gewirkt hatten.
    Manni Schwabe und Achim Müller, die beiden Männer, die noch am Tatort verhaftet worden waren, stammten beide aus einem kleinen Ort an der österreichischen Grenze. Der direkte Weg vom Tatort dorthin führte durch Sinach. Inzwischen hatte Burger herausgefunden, dass damals eine junge Frau auf dem Denningerhof ausgeholfen hatte, die einen Tag vor dem Überfall in München angeblich den Hof verließ, weil sie eine andere Stelle angenommen hatte. Niemand war auf die Idee gekommen, sich genauer über Judith Bischoff zu erkundigen. Hätten es die Ermittler getan, dann wäre ihnen aufgefallen, dass sie aus demselben Dorf wie Schwabe und Müller stammte, und das hätte mit Sicherheit einige Fragen aufgeworfen. Vorausgesetzt natürlich, sie hätten Rick Linden die Geschichte mit dem Geldrucksack geglaubt. So aber hieß es, der Junge habe die Öllampe unbeaufsichtigt abgestellt und dadurch den Brand verursacht. Für die unbekannte Tote hatte keine Vermisstenanzeige vorgelegen, und es hatte sich auch niemand gemeldet, als in der Zeitung von dem Brand berichtet worden war. Die Untersuchungen waren beendet worden. Viel zu schnell, wie Burger aus heutiger Sicht fand.
    Er blickte auf den Radiowecker. Kurz nach elf. In sechs Stunden würde die Nacht für ihn vorbei sein. Er zuckte zusammen, als das Telefon klingelte. Das erste Mal seit Monaten, dass er wieder einmal nachts angerufen wurde. Das Aufregendste, was sich üblicherweise zu dieser Stunde in Sinach abspielte, waren Betrunkene, die johlend von einem Ausflug in die Nachbargemeinde zurückkamen.
    »Franz, der Denningerhof brennt«, meldete sich Josef Kreitmüller.
    »Du meine Güte, wieso das denn? Ich bin schon unterwegs.«
    »Was ist los, Schatz?«, murmelte Klara, ohne die Augen zu öffnen.
    »Auf dem Denningerhof brennt es.« Franz Burger hatte die Beine schon aus dem Bett geschwungen. Er wollte Kreitmüller nicht zu lange warten lassen.
    »Für einen Brand ist doch die Feuerwehr zuständig, Schatz. Bestimmt ist es nur ein kleiner Schwelbrand, weil eines der alten Kabel auf dem Hof wieder mal den Geist aufgegeben hat.«
    »Könnte sein, ich schaue trotzdem mal nach Georg.«
    »Weil sonst nicht so viel bei uns passiert und du dich über ein außergewöhnliches Ereignis freust?«
    »Ich möchte nur wissen, wie es zu dem Brand gekommen ist, und mich vergewissern, dass es Georg gut geht.«
    »Was immer du vorhast, sei vorsichtig«, murmelte Klara, drehte sich wieder um und zog die Decke über ihre Schultern.
    »Versprochen, Liebling«, sagte er zärtlich und hauchte ihr einen Kuss auf die braunen Locken. Klara und er waren seit zweiundzwanzig Jahren verheiratet, und er hatte es keinen Tag bereut. Er wartete noch einen Augenblick, bis sie wieder gleichmäßig atmete, dann stand er leise auf.
    Ein paar Minuten später saß Franz Burger am Steuer des schwarzen BMW , den die Gemeinde ihm als Dienstwagen zur Verfügung gestellt hatte. Als die Signalhörner der Feuerwehr durch die Straße schallten, ließ er die Einsatzwagen erst vorbei, bevor er ihnen folgte. Der Lärm hatte das Dorf bereits geweckt. Überall gingen Lichter an und flogen Fenster auf.
    Die lassen wohl inzwischen jede Vorsicht außer Acht, dachte Burger, als er den Lamborghini des Bürgermeisters vor der Apotheke stehen sah. Jeder, der in der Nacht vorbeikam, wusste, wen Jeremias besuchte. Burger hielt am Straßenrand und stieg aus. Er betastete die Reifen des Lamborghini, sie waren kalt. Der Wagen war demnach schon länger nicht mehr bewegt worden. Wahrscheinlich war Jeremias seit Stunden bei Maria und hatte keine Ahnung, was gerade geschah. Burger überlegte, bei Maria zu klingeln, entschied sich aber dagegen. Er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen.
    »Was ist los, Burger?« Ein hagerer Mann mit ausgebeulter Khakihose und Schlafanzugjacke stürmte aus dem Haus

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