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Wenn der Acker brennt

Wenn der Acker brennt

Titel: Wenn der Acker brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Maerker
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sich aber wieder nur die Mailbox meldete, telefonierte er mit der Rezeption des Hotels, ließ seinen Charme spielen und fand so heraus, dass Rick am Morgen das Hotel verlassen hatte und bisher nicht wieder zurückgekehrt war. »Kleine Ratte«, fluchte Jeremias. Es war äußerst ärgerlich, dass Rick sein Telefon im Zimmer hatte liegen lassen, statt es einzustecken.
    Nach der Telefonaktion setzte er sich wieder in seinen Lamborghini. Christine Weingards Wagen stand noch immer auf demselben Parkplatz. Er hielt an, schloss die Augen und rief sich den Moment ins Gedächtnis, als er geglaubt hatte, ein Geräusch auf Denningers Terrasse gehört zu haben. Der Hohlraum für das Brennholz wäre ein gutes Versteck gewesen. Von dort aus waren es nur wenige Schritte hinter die aufgeschichteten Baumstämme, die ihm den Blick auf den Pfad in die Berge versperrten. Verflucht, warum war er nicht gleich darauf gekommen? Sollte seine Vermutung richtig sein, dann bestand wohl kein Zweifel daran, dass die beiden beobachtet hatten, wie er Schwabe erledigt hatte und danach in die Berge geflüchtet waren, um ihm nicht über den Weg zu laufen. Es war ein aussichtsloses Unterfangen, sie dort in der Dunkelheit zu finden. Er musste warten, bis es hell wurde.
    »Grüß dich, Gundi!«, rief er, als er kurz darauf in eine Seitenstraße einbog und die alte Frau in ihrem Vorgarten entdeckte. Sie saß auf der Bank vor ihrem rosafarbenen Fachwerkhäuschen und starrte in Richtung Denningerhof.
    »Hast du was von Georg gehört?«, wollte sie wissen und schaute ihn erwartungsvoll an.
    »Leider nicht, aber die Feuerwehr tut ihr Bestes. Sie werden ihn schon lebend finden«, entgegnete er und stieg aus seinem Wagen.
    »Meinst du?«
    »Aber ja.«
    »Und was ist mit Rick und dem Madl?«
    »Keine Ahnung.« Jeremias lehnte sich mit den Armen auf den Zaun und schaute über die Rosenbüsche hinweg.
    »Die zwei waren doch draußen bei ihm.«
    »Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass sie noch dort waren, als der Brand ausbrach.«
    »Nein, das heißt es nicht«, seufzte Gundi erleichtert. »Du weißt, wer das Madl ist?«
    »Bettis Tochter.«
    Die alte Frau nickte, strich über ihr graues Haar, das sie zu einem Knoten im Nacken gebunden hatte, und verschränkte die Hände in ihrem Schoß.
    »Wenn du etwas von den beiden hörst, lass es mich wissen«, bat Jeremias.
    »Machst du dir Sorgen um sie?«
    »Nach Lage der Dinge sind Sorgen durchaus berechtigt.«
    »Schon.«
    »Also dann, ich fahre nach Hause, ich bin hundemüde.«
    »Jeremias!«, rief Gundi Moosbacher ihm nach, als er sich zum Gehen wandte.
    »Ja?«
    »Komm noch mal her.«
    »Was ist?« Gundi sah ihn mit ihren dunklen Augen so durchdringend an, dass es ihm direkt unheimlich wurde.
    »Ich will, dass du mir etwas versprichst, Jeremias.«
    »Das wäre?«
    »Dass du dich dem Madl nicht näherst.«
    »Was meinst du damit?«
    »Geh, du weißt schon.«
    »Ich glaube nicht, dass ich deine Erlaubnis brauche, sollte ich mich einer Frau nähern wollen, wie du es nennst«, antwortete er schmunzelnd.
    »Schwöre es, Jeremias. Ich habe dich noch nie um etwas gebeten. Im Namen der Jungfrau Maria, schwöre.«
    »Geh schlafen, Gundi, die Aufregung schadet dir nur. Du bist ja ganz durcheinander. Niemand muss hier irgendjemandem irgendetwas schwören.« Er ignorierte den stummen Blick der alten Frau, mit dem sie ihn verabschiedete.
    »So eine Sünde darf niemand auf sich laden«, murmelte Gundi und lehnte sich an das Kissen, das mit einem Band an der Fensterbank befestigt war. Sie seufzte noch einmal tief, dann schloss sie die Augen. Nicht lange danach ließ ihr dröhnendes Schnarchen die Fensterläden über ihr vibrieren.

28
    Die Schutzhütte lag auf einem steinigen Plateau oberhalb der Klamm. Sie gehörte der Gemeinde Sinach und wurde von der örtlichen Bergwacht instand gehalten. In der Dunkelheit war nicht viel zu erkennen, nur die zerklüfteten Wände, die sich hinter der Hütte erhoben. Es ging ein kühler Wind, vermischt mit dem Duft nach Farnen und Moosen, irgendwo in der Ferne schrie ein Käuzchen, dann war es wieder still. Als hätte die Erde aufgehört zu atmen. Im Tal sahen Christine und Rick den glutroten Himmel über dem Denningerhof.
    »Es werden nicht viele Spuren übrig bleiben, die Rimbar überführen könnten.« Christine wurde erneut bewusst, wie wenig sie gegen diesen Mann ausrichten konnten. »Wir sollten uns Judiths Ring besorgen, dann hätten wir wenigstens etwas in der Hand.«
    »Du willst Amatas

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