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Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen

Titel: Wenn der Christbaum brennt - und andere heitere Weihnachtskatastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Sinhuber (Hrsg)
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find‘st nit zu mir. Fahrst lieber mit an Balledschmötterling. Oane mit nackerte Haxen, dös schon. Aber daß d‘ amal mit‘n armen, alten, gränklichen Onkel Toni ausfahrst, dös fallert dir nit ein. Wo i frische Luft so nödig hätt.«
    »Warum gehst du denn nicht spazieren, Onkel Toni?«
    »Spazieren? Daß die mich am End wieder haschen … naa, naa … a prennt‘s Kind firchtet es Feier!«
    »Wieso haschen, Onkel Toni?«
    Er sah mich lange an und wackelte vorwurfsvoll mit dem Schnurrbart. Dann kam es langsam heraus.
    »Daß d‘ mich überhaupt noch fragst, du mit deine mopsnaserten Madeln! Dös waren Weihnachten … dös waren ihrer … wo ich meine ganze freie Zeit dem Gemeinwohl opfere … dem Vaterland …«
    Er hob das Gesicht zum Himmel, und eine Träne glänzte in seinem Auge, ehe er fortfuhr:
    »Meine ganze freie Zeit, jawohl. Noch am 24. Zember war ich im königlichen Kupferstichkabinett und frag an Herrn Direktor: Hätten S‘ nit an Arbeit für mich, über d‘ Feiertäg? Was zum bestimmen, oder so?
    Ja, schon, sagt der Direktor und winkt am Adlatus, Schröckenfux Kaspar schreibt sich der, ein sehr ein hoffnungsvoller junger Mann. Horchen S‘, sagt er dem, geben S‘ an Herrn Hofrat es Bordefeuille mit denen erotischen Lithographien … woaßt, so Biedermeiersacherln, vom Hans Bassaguet, dös war dir schon a Saumagen war dir dös … Alsdann, sagt der Direktor, so was liegt Ihnen, da sein S‘ ein Fachmann.
    Is recht, sag i. Geben S‘ her die Bildein. I fang gleich an. Was du heite kannst besorgen.
    Ja was denn noch, sagt er. Was Eahna nit einfallt. Das geht hier nicht zu machen. Der Saal hier ist ein öffentlicher Ort, und da beinhaltet Eahnere Arbeit eine Verlötzung der öffentlichen Süttlichkeit!
    Jo mei, sag i, dann nimm i‘s halt mit zu Haus und arbeit an Heiligen Abend durch. Gibt für mich eh koan Christkindl mehr, seit mein oarm‘s Mutterl nimmer is.
    So? fragt derjenige. Frau Mama is g‘storben? Dös tut mir leid. So a ristige Frau was die war. Wie is denn dös passiert. Jo, sag i, schwerheerig is s‘ halt g‘wesen, schon lang. Und in unsern Hausflur ham mir doch ein Fenster von an Ausschank, wo die alte emsige Frau immer bersehnlich ums Bier gangen is. No, und einmal hat s‘ es Hörrohr hing‘halten, weil s‘ glaubt hat, der Schankbursch will ihr was sagen, und da hat ihr der b‘soffene Lackel, der b‘soffene, da hat er ihr ‚s eiskalte Bier ins Hörrohr einig‘schütt. Und davon iss‘ nimmer genesen … nimmer genesen … der Mörder, der.
    Mittlerweil, unterm Reden, hat der Adlatus die Bildein verpackt, i nimm ‚s dicke Paketl, wo mit an königlich bayerischen blauweißen Babierschbagat z‘sammbunden war, und geh. Wie i in der Gabelsbergerstraße bin, kimmt dir nit a Windstoß, ganz a firchterlicher, und reißt mir nit‘s Wummerl vom Kopf, das seltene Stückl, was der Duluhs-Lodreck immer tragen hat. Mir war‘s ja bißl z‘kloan, dös Luder, aber die wahren Kenner ham mich pidderlich drum beneidet. An Kleiderpracker von der Lola Montez hab i dafür in Tausch geben, wo s‘ damit immer an Keenig Ludwig … aber pscht, sonst kimmt‘s in die Soziblätter. Heutzutag mußt ja fürchterlich aufpassen bei sowas … Der Ranzoni hat‘s mir damals verschafft g‘habt, woaßt eh, der von der Firma Schmirgelberger, was für die Waisenkinderüberraschungen die falschen Ostereier aus Gips fabriziert … no ja, sagen derfen die oarmen Hascherin eh nix, nur stumme Tränen derfen‘s in die Augen haben, weil das für die Patronessen so rührend wirkt … aber daß i net abschweif. Alsdann i geh und hab‘s königlich mir anvertraute Gut fest unterm Arm druckt, untern rechten, und mit der freien Hand will i‘s Wummerl schnappen, eh‘s zu weit wegfliegt. Jo, dös glaubst! A zwoater Windstoß reißt mir‘s königliche Paket aus der Hand – und: huidla! zerstreut‘s die seltenen Bildeln auf der Straßen. I ruf um Hilfe … kimmt dir nit eine Mädchenschule daher, alle paarweis, was von zwoa Nonnen spazieren g‘führt wer‘n. Gleich sein‘s ausg‘schwarmt die Fratzen, und sein denen Blatteln nachg‘rennt … und beim Zuwibringen waren s‘ ganz derrötet wie die Paradeiser und ham s‘ mir nur langsam in die Hand geben … Was moanst, wie i mi g‘schamt hab …
    Aber‘s Publikum is über mich her und hat g‘rufen: Wöndet Lünchjustiz an! Saumagen, verdöchtiger! Schizzet unsere Jugend! Verfiehrer! Bazi, ausg‘schamter! Noch dazu am heuligen Abend! Hauts den

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