Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t
überängstlich, Mama?«, sagte Dorothea eilig und versuchte, den Ärger zu ignorieren, der in ihr aufstieg. Wie lange denn noch würden sie alle als Invalidin behandeln? » Ian wird schon auf uns achtgeben. Nicht wahr, Ian?«
» Ja«, erwiderte er schlicht, wobei es ihm Mühe zu bereiten schien, ihrem Blick standzuhalten.
Einige Tage später hielt ein schicker modischer Gig, gezogen von einem lebhaften Braunen, vor der Tür.
» Er ist da, er ist da!« Lischen und Heather, die aus dem vorderen Schaufenster gespäht hatten, kamen in die Küche gerannt, wo Dorothea und ihre Mutter damit beschäftigt waren, den Picknickkorb zu packen.
» Lauft schon vor und sagt ihm, ich wäre gleich so weit«, sagte Dorothea und spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Wieso war sie so nervös? Mit fahrigen Fingern zupfte sie noch ein letztes Mal den kecken Strohhut zurecht, den sie am Tag zuvor bei der neuen Modistin um die Ecke erstanden hatte, ehe sie den Henkelkorb aufnahm und sich rasch von ihrer Mutter verabschiedete. » Bis heute Abend, Mama.«
Ian hatte das Pferd am Terrassengeländer festgebunden und war gerade damit beschäftigt, den beiden Mädchen in den Wagen zu helfen, als er sie kommen hörte. Eilig drehte er sich um. In legerer Kleidung sah er beinahe noch besser aus als im Abendanzug. Der Buschläuferhut und die derben Drillichhosen verliehen ihm das Aussehen eines Abenteurers. Um der Formlosigkeit die Krone aufzusetzen, hatte er auch auf ein Halstuch verzichtet, und so blieb im Ausschnitt des Hemds aus kariertem Cambraystoff ein Teil seiner gebräunten Brust sichtbar. Dorotheas Augen hingen wie gebannt an diesem Flecken Haut.
» Entschuldige, ich habe gedacht, für einen Ausflug in den Busch muss ich meine guten Sachen nicht einstauben lassen«, sagte er, während er leicht errötete. » Aber wir können am Gasthaus halten, und ich kleide mich schnell um.«
» Ach, Unsinn«, wehrte sie ab und drückte ihm den Korb in die Hand. » Ich werde es sicher bereuen, aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, meine neue Garderobe auszuführen. Deine Kleidung dürfte sehr viel passender für den Anlass sein.«
Tatsächlich hatte sie sich große Mühe gegeben, modisch auf dem neuesten Stand zu sein. Ihr Kleid aus narzissengelbem Batist mit moosgrünen Falbeln hatte sie noch in der Nacht fertig gesäumt. Dazu trug sie Knöpfstiefel aus feinem Veloursleder, eine leichte Samtpelerine und eben den Strohhut mit der schmalen, gebogenen Schute, von dem die Modistin versichert hatte, er wäre dernier cri in Paris.
Ians bewundernder Blick, als er sie auf den Bock hob, sagte ihr, dass es sich gelohnt hatte.
» Wo fahren wir hin?«, erkundigte sie sich, während er den Wagen geschickt die King William Street entlanglenkte.
» Ich habe mir sagen lassen, es gibt auf dem Weg nach Glenelg einen Ort, der früher ein Heiligtum der Eingeborenen gewesen sein soll. Dort gibt es nicht nur eine ganze Reihe Quellen, sondern auch Felsen voller geheimnisvoller Zeichen, und man kann seltsam bemalte Steine und Kiesel finden.« Seine Zähne blitzten, als er leise, damit die Mädchen auf dem Rücksitz ihn nicht hören konnten, hinzufügte: » Das wird sie beschäftigen, wenn sie merken, dass Messerwerfen zu üben eine recht langweilige Angelegenheit ist.«
Es versprach ein perfekter Tag zu werden: Die Sonne schien von einem azurblauen Himmel, ein leichter Wind vom Meer her hielt die Temperatur angenehm– Dorothea fühlte sich auf einmal wieder so jung und übermütig wie damals auf dem Schiff, als die Zukunft voller Versprechungen gewesen war. Vielleicht lag es an Ians Gegenwart, dass sie sich wie ein Fohlen auf der Frühjahrsweide vorkam. Er erwartete nicht von ihr, dass sie sich vernünftig und erwachsen benahm– er nahm sie hin, wie sie war. Sie musste bei ihm keine Rolle spielen.
» Weißt du noch, die unanständigen Lieder, die die Matrosen auf dem Schiff immer sangen?« Und schon stimmte sie eines davon an. Wann immer sie stockte, weil sie den Text vergessen hatte, fiel Ian mit seiner klangvollen Stimme ein. » Du kannst sie ja doch alle auswendig«, sagte sie vorwurfsvoll, als er zum wiederholten Male soufflierte. » Warum hast du immer so getan, als kenntest du sie nicht?«
» Ich hatte Angst, wenn es herauskäme, würde deine Mutter dir den Umgang mit mir verbieten«, sagte Ian schlicht. » Ich wusste ja, dass ihr eine Missionarsfamilie seid. Und kirchliche Leute sind da verflixt eigen.«
» Du hättest auch einfach
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