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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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mich zurück.«
    » Was für ein ekelhafter Mensch!«, rief Mutter Schumann empört aus. » Aber irgendwie haben Sie es ja wohl doch geschafft. Sonst wären Sie nicht hier.«
    » Das verdanke ich Robert. Robert Masters wurde auf mich aufmerksam, als wir uns beim Wollhändler in Port Adelaide über den Weg liefen. Wir kamen ins Gespräch, und er bot mir eine Teilhaberschaft für einen Viehtrieb an. Keine Ahnung, wie er es geschafft hat, Mr. Higgins zu überreden– aber am nächsten Tag drückte er mir meine Kontraktauflösung in die Hand, und ehe ich es mich versah, war ich auf dem Schiff nach Sydney. Dort übernahm ich die Herde und brachte sie über die Südroute nach Wellington.« Er lehnte sich zurück und sah mit offenem Stolz in die Runde. » Wir haben kein einziges Stück Vieh verloren auf dem Treck!«
    Mit einem kurzen Seitenblick streifte er Koar, ehe er fortfuhr: » Dass wir von Überfällen verschont blieben, soll auf die Coorong-Strafexpedition zurückzuführen sein, sagte man mir. Aber es war wirklich seltsam: Obwohl ich während der ganzen Zeit das Gefühl nicht loswurde, beobachtet zu werden, haben wir nicht einen einzigen Eingeborenen zu Gesicht bekommen. O’Halloran scheint ihnen wirklich Respekt eingebläut zu haben.«
    » Da konntet ihr von Glück sagen! In der Stadt gehen Gerüchte um, dass es unter den Stämmen am Great Murray River gewaltig gären soll. Angeblich soll ein Zauberer dahinterstecken.« August lächelte herablassend. » Ein Zauberer! Was für ein Hokuspokus!«
    » Ein Zauberer ist ein überaus gefährlicher Mann«, widersprach Koar ihm leise, jedoch umso entschiedener. » Selbst die stärksten Jäger fürchten sie, weil sie einen aus der Ferne töten können.«
    Da er die ganze Zeit geschwiegen hatte, wie er es immer tat, wenn Fremde anwesend waren, sahen ihn alle erstaunt an. » Wirklich?«, sagte August etwas unsicher. » Ich dachte immer, eure Zauberer wären so eine Art männliche Kräuterhexen.«
    » Weil du nie richtig zuhörst, wenn es um andere Dinge als Steine und Dreck geht«, murmelte Karl und sah Koar auffordernd an. » Erzähl ihm, was ein Zauberer alles kann!«
    » Das würde mich auch interessieren.« Ian betrachtete Koar aufmerksam. » Du kennst dich damit aus?«
    » Ich war sozusagen schon Zauberlehrling– um es in eurer Sprache auszudrücken«, erwiderte Koar. » Mein Großvater, der große Tenberry, hat mich so gut es ging unterrichtet. Leider starb er, als ich noch recht klein war.«
    » Aber du weißt, was ein Zauberer so tut?«, fragte Ian.
    Koar zuckte mit den Schultern. » Es gibt verschiedene Zauberer. Alle kennen sie die Mythen und Geschichten der Regenbogenzeit. Sie können Kontakt zu den Ahnengeistern aufnehmen. Und sie befragen Verstorbene, wer ihren Tod verursacht hat, damit der Mörder bestraft werden kann. Sie heilen schwere Krankheiten, die von bösen Geistern verursacht wurden. Aber sie können ihre Macht auch einsetzen, um anderen zu schaden.« Koar verstummte.
    » Wie beispielsweise, sie aus der Ferne zu töten?« Ian runzelte die Stirn. » Funktioniert das wirklich?«
    » Ja«, sagte Koar lakonisch.
    » Und wie? Benutzen sie dazu magische Beschwörungsformeln oder so etwas?«
    » Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Tenberry meinte, das sei ein Missbrauch der Gabe. Sie sei ein Geschenk der Ahnengeister, dazu bestimmt, den Menschen zu helfen, nicht, ihnen zu schaden. Deswegen hat er auch nie den höchsten Grad angestrebt.« Es schien Koar zu widerstreben weiterzusprechen.
    » Jetzt hast du uns so neugierig gemacht, jetzt musst du uns den Rest auch noch verraten«, drängte August ihn. » Was hat es für eine Bewandtnis mit dem höchsten Grad?«
    » Ein solcher Zauberer kann Menschen allein kraft seines Willens töten«, sagte Koar. » Aber um diese Kraft freizusetzen, muss er Menschenfleisch essen.«
    Es folgte ein entsetztes Schweigen, in dem man eine Nähnadel hätte zu Boden fallen hören.
    » Das ist ja grauenhaft«, hauchte schließlich Mutter Schumann und warf einen besorgten Blick auf die beiden Mädchen, die Koar mit aufgerissenen Augen anstarrten. » Tun sie das immer noch? Ich meine, das haben sie vielleicht früher getan, aber doch nicht heute!« Es klang geradezu beschwörend. » So etwas würde der Gouverneur doch sicher strengstens verbieten.«
    Koar schwieg verlegen. Man sah ihm an, dass er es bereute, sein Wissen preisgegeben zu haben. Also entschied Dorothea, ihn erst später wegen des Skelettmanns zu fragen. Dieses

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