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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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in Dresden erobert. Ihr Bruder war ein begeisterter und guter Tänzer. Aber Ian?
    » Ich werde mir die Sache anschauen und dann einfach nachmachen. So schwer wird es schon nicht sein«, meinte Ian zuversichtlich. Tatsächlich studierte er eine Weile die Bewegungen der bunt gekleideten Tänzer mit zusammengezogenen Brauen. Dann nickte er, sagte: » Ich denke, ich hab’s«, und zog sie in seine Arme. Zu Dorotheas Überraschung erwies er sich als geborener Tänzer. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass Ian zum ersten Mal einen Fuß in einen Tanzsaal gesetzt hatte. Er wirbelte sie derart schwungvoll herum, dass sie sich an seiner Schulter festklammern musste. Es war, als wären sie zwei allein auf der Welt. Um sie herum verschwamm alles zu einem Kaleidoskop aus Farbsplittern, während sie sich ganz der Melodie hingab. Der Melodie und Ian, der sie führte. Dorothea reagierte auf jeden Druck seiner Hand in ihrem Rücken mit einer Selbstverständlichkeit, als seien ihre Körper seit Jahren miteinander vertraut.
    Als der Tanz zu Ende war, war ihr schwindlig, und sie rang nach Atem, aber sie war zutiefst glücklich. » Ich hatte nicht gedacht, dass Tanzen so viel Spaß machen kann!«, stieß sie leise aus. » Ich auch nicht«, stimmte Ian zu und grinste. » Wir haben sie alle vom Parkett gefegt! Aber ich glaube, ich brauche jetzt etwas zu trinken. Du auch?«
    Fast hätten sie die Zeit vergessen. Zwischen den Tänzen pausierten sie nur, wenn auch die Kapelle eine kurze Verschnaufpause einlegte. Dann gingen sie nach draußen auf die Veranda, wo eine kühle Brise die erhitzten Körper kühlte, und Ian besorgte Nachschub von dem indischen Punsch. Als Dorotheas Blick zufällig auf die Glassturzuhr neben dem Porträt Königin Victorias fiel, erschrak sie. Es konnte doch nicht wirklich schon zehn Minuten vor Mitternacht sein? Sie zupfte Ian am Ärmel. » Ich fürchte, wir müssen jetzt verschwinden«, raunte sie. » Wie sollen wir das anstellen?« An der einzigen Treppe der Veranda, die direkt in den Garten hinunterführte, stand ein bulliger Wachmann.
    » Nichts leichter als das!« In Ians Augen blitzte der Schalk. » Schwank ein bisschen und vergiss nicht, leise vor dich hin zu stöhnen!« Ehe Dorothea protestieren konnte, hatte er sie fest am Arm gepackt und zog sie hinter sich her. » Die Dame hat ein bisschen zu viel von dem Punsch getrunken, fürchte ich«, sagte er zu dem Wachmann. » Es wäre wohl das Beste, wenn ich sie, möglichst ohne Aufsehen zu erregen, nach Hause bringe.«
    » Brauchen Sie Hilfe?«, fragte der Mann nicht allzu begeistert, während er sich beeilte, den Weg freizugeben.
    » Nein danke. Ich denke, ich schaffe es alleine«, sagte Ian. » Gute Nacht.«
    Sie tauchten gerade in den Schatten der Bäume, als es vom Kirchturm der Trinity Church zwölfmal schlug und drinnen in der Residenz eine Kakofonie der Stimmen losbrach.
    » Das war knapp.« Ian lachte und riss sich mit einem schmerzlichen Stöhnen den falschen Schnauzbart ab.
    » War es wirklich nötig, dem Mann vorzumachen, ich wäre betrunken?«, fragte Dorothea und zog sich den Schleier vom Kopf, um ihn erbost anzublitzen. » Ich war noch nie so froh, diesen albernen Schleier zu tragen wie in dem Augenblick. Ich habe mich in Grund und Boden geschämt!«
    » Er hat doch keine Ahnung, wer du bist. Was macht es also aus?«, gab Ian gleichmütig zurück. Er verzog leicht die Mundwinkel. » Und du musst zugeben: Es hat wunderbar funktioniert. War es nicht furchtbar komisch, wie er sich davor fürchtete, dass dich noch in seiner Gegenwart das Unwohlsein überkommen würde?« Er kicherte so albern vor sich hin, dass Dorothea ihm verärgert einen Rippenstoß versetzte. Er griff nach ihren Händen, um sie von weiteren Attacken abzuhalten. Sie versuchte sich loszureißen, was nur dazu führte, dass sein Griff sich verstärkte, und ehe sie es sich versah, hatte er sie so fest an sich gepresst, dass sie kaum noch atmen konnte.
    » Ian«, keuchte sie und sah zu ihm auf, um ihn zur Vernunft zu bringen.
    Im nächsten Augenblick pressten sich seine Lippen auf ihre. Und anstatt ihn wegzuschieben, sich loszureißen, erwiderte sie den Kuss mit einer Leidenschaft, die sie beide überraschte. Um Ian noch näher zu sein, schlang sie ihre Arme um seine Taille und presste sich, so fest sie konnte, gegen ihn. Seine Reaktion darauf war ein unterdrücktes Stöhnen, und er vertiefte den Kuss. Keiner von beiden wollte ihn enden lassen. Sie klammerten sich aneinander wie

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