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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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Aber das magst du doch gerade an mir«, erwiderte er, plötzlich ernst. » Wenn du mich pfeifen hörst, kommst du heraus. Bis morgen Abend.« Er drehte sich um und verschwand auf demselben Weg, auf dem er bereits ungesehen hereingekommen war.
    Das Kostüm war relativ schlicht: weite Pumphosen aus locker gewebtem, dunkelblauem Baumwollstoff, dazu ein eng geschnürtes Oberteil in der gleichen Farbe, dessen trompetenförmige Ärmel mit goldfarbenen Rankenmustern bestickt waren. Ein dichter Gesichtsschleier aus schwarzem Chiffon würde sicherstellen, dass niemand sie erkannte. Samtpantöffelchen mit aufgebogenen Spitzen vervollständigten die orientalische Note. Es war bei Weitem nicht so prächtig wie die Kostüme ihrer Mutter, aber vermutlich war es klüger, so wenig wie möglich aufzufallen.
    Nach einigem Überlegen hatte sie entschieden, sich kurz vor dem Abendessen mit Kopfschmerzen zu entschuldigen und in ihr Zimmer zurückzuziehen. Wenn sie darum bat, in Ruhe gelassen zu werden, würde ihre Mutter schon dafür sorgen, dass dieser Wunsch respektiert werden würde. Sobald alle Übrigen sich in ihre Zimmer zurückgezogen hatten, konnte sie hinausschleichen und durch die Gartenpforte ungesehen das Anwesen verlassen.
    Ihr Plan funktionierte wie vorgesehen.
    » Natürlich, schlaf dich gesund«, sagte ihre Mutter bloß, als sie darum bat, nicht gestört zu werden. » Wenn es morgen allerdings nicht besser ist, sollten wir vielleicht doch Dr. Woodforde kommen lassen.« Seit dem Skorpionstich hielt sie große Stücke auf den alten Arzt.
    In ihrem Zimmer legte Dorothea mit fiebrigen Fingern die ungewohnte Kleidung an. Die Hose wurde nur von einem Band in der Taille gehalten. Es ist ein seltsames Gefühl– so ganz ohne Unterröcke, dachte sie, als sie sorgfältig die Schleife band. Nicht auszudenken, wenn sie sich löste! Sie kam sich ein wenig verrucht vor, als sie das Oberteil über ihren nackten Oberkörper zog. Ihr Hemd hatte sie ausziehen müssen, weil der Schnitt keine Unterkleidung zuließ. Fertig geschnürt saß es wie angegossen, und auch der tiefe Ausschnitt überließ nur wenig der Fantasie. Aber dank des Schleiers würde ja niemand wissen, wer es war, der da so offenherzig sein Dekolleté zur Schau stellte.
    Allmählich begann sie, sich wirklich auf das Abenteuer zu freuen. Ungeduldig wartete sie auf das verabredete Zeichen. Als Ian endlich leise pfiff, schlich sie auf Zehenspitzen durch die Hintertür und in den Garten hinaus. Die Samtpantoffeln verursachten nicht das geringste Geräusch.
    » Alles klar?« Er musterte sie prüfend. » Das Zeug steht dir. Man muss diesen Osmanen lassen, dass sie wissen, wie sie ihre Frauen anziehen.«
    » Was man bei der Männertracht nicht unbedingt sagen kann«, erwiderte sie spöttisch. » Du siehst aus wie eine Jahrmarktsfigur.« Tatsächlich wirkte er in den roten, weiten Hosen, der gemusterten Schärpe mit der Säbelattrappe, dem Fes und einem wilden Schnurrbart eher wie ein Kinderschreck. » Findest du?« Seine Zähne blitzten inmitten der schwarzen Wolle, aus der der Bart gefertigt war. » Dann mal los, Madame Suleika.«
    Es traf sich gut, dass Neumond war. Selbst wenn jemand aus dem Fenster schauen sollte, würde er im pechschwarzen Häuserschatten allenfalls Umrisse ausmachen können. Aber wie von Ian vorhergesagt, begegneten sie erst auf der North Terrace anderen Menschen, die alle in die gleiche Richtung strebten. Von der Residenz her klangen bereits leise Geigenklänge durch die Abenddämmerung. Fackeln erleuchteten den Weg und tauchten den Park in ein warmes, rötliches Licht. Der Festsaal und die Salons waren schon gut gefüllt. Offenbar hatte die Gesellschaft von Adelaide diese Einladung nur zu gerne wahrgenommen.
    Am Eingang begrüßten Gouverneur Grey und ein grobschlächtiger Mann mit riesigem Turban die Ankömmlinge. » Das ist Morphett«, flüsterte Ian Dorothea zu. » Ein Viehbaron. Es heißt, er wäre der eigentliche Gastgeber. Und er ist nicht gerade als Kostverächter bekannt. Zieh den Schleier besser so tief herunter wie möglich!«
    Trotzdem schien es ihr, als schafften seine tiefliegenden Augen es, ihn zu durchdringen. Er grinste unverschämt, und seine fleischigen Hände hielten ihre deutlich zu lange, während er versuchte, so viel wie möglich von ihrem Busen zu erkennen. » Was für ein ekelhafter Mensch«, flüsterte sie Ian zu, als sie in die hinteren Räume schlenderten. » Warum lässt Grey sich darauf ein?«
    » Er ist ein sparsamer Mann«,

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