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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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aber mitten in der Bewegung ließ er sie wieder fallen, wandte sich ab und verschwand mit großen Schritten in der Dunkelheit. Dorothea biss sich auf die Unterlippe, bis sie schmerzte, während sie so leise wie möglich durch den Garten ins Haus schlich. In ihrem Zimmer riss sie sich die zerdrückten, vom Tau feuchten Kleidungsstücke vom Leibe, rollte sie zu einem Bündel zusammen und schob es tief unter das Bett, um sie bei nächster Gelegenheit zu verbrennen.
    Erst nachdem sie sich gründlich mit Wurzelbürste und Seife abgeschrubbt hatte, zog sie ihr Nachthemd über und schlüpfte unter die glatten Laken. Trotz ihrer Erschöpfung konnte sie nicht einschlafen. Sobald sie sich hinlegte und die Augen schloss, begann alles sich in einem wahnsinnigen Tanz zu drehen, als wäre sie immer noch mit Ian im Ballsaal. Erst in der Morgendämmerung fiel sie in einen leichten, unruhigen Schlaf, der zu früh von einem Klopfen an der Tür beendet wurde. » Geht es dir heute besser, Kind?« Die Stimme ihrer Mutter klang besorgt. » Oder soll ich Lischen zu Dr. Woodforde schicken?«
    » Nein, ich komme gleich«, rief sie und zuckte beim Klang ihrer eigenen Stimme zusammen. Ihr Kopf schien von einem Heer Zwerge bevölkert, die sich einen Spaß daraus machten, dort ihr Bergwerk zu bearbeiten. Und ihre Zunge war so pelzig und schal wie ein alter Spüllappen. Vorsichtig richtete sie sich auf und taumelte zum Waschtisch. Nach ihrer nächtlichen Waschorgie war kaum noch Wasser im Krug. Mit den Resten spülte sie sich so gut es ging den Mund aus und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Im Spiegel sah sie fast aus wie immer. Nur die dunklen Schatten unter den Augen und die ungewöhnliche Blässe waren anders. Dorothea kniff sich energisch in die Wangen, bis sie eine gesunde Färbung aufwiesen, und ging in die Küche.
    » Du hättest noch nicht aufstehen sollen« war das Erste, was ihre Mutter sagte, sobald sie einen Blick auf sie geworfen hatte. » Leg dich wieder hin, ich bringe dir einen Tee.« Mit dem Tablett brachte sie ihr einen Umschlag, auf dem in Ians unverkennbarere Handschrift » Mrs. Masters, persönlich« gekritzelt stand.
    » Das hat ein Bote am frühen Morgen gebracht«, sagte sie in neutralem Ton. » Wenn es das ist, was ich vermute, kann ich ihm nur beipflichten. Du wirst sehen, du wirst bald darüber hinwegkommen.« Sie stellte das Tablett ab und strich ihrer Tochter mitfühlend über den Kopf. » Ach, Dorchen, du warst immer schon so wild und ungestüm. Damit verletzt man sich und andere nur unnötig.«
    » Schon gut, Mama. Ich werde Ian nicht wiedersehen.« Dorothea ballte die Hände zu Fäusten und drehte sich zur Wand, damit ihre Mutter die Tränen nicht sah, die ihr in die Augen stiegen. » Wenn ich nur die Zeit zurückdrehen könnte!«
    Statt einer Erwiderung darauf sagte ihre Mutter nur: » Ich werde mit den Mädchen in den neuen botanischen Garten gehen. Bis später.«
    Sobald ihre Schritte verklungen waren, riss Dorothea mit klopfendem Herzen den Brief auf: » Wenn Du mit mir in Kontakt treten willst, wende Dich an Mr. Hastings von der Bank. Er weiß, wie ich zu erreichen bin. Mit den besten Wünschen für Dein weiteres Leben, Ian.«
    Nichts weiter. Enttäuscht ließ sie ihn sinken. Was hatte sie erwartet? Dass Ian ihr seine unendliche Liebe schwören würde? Das konnte er ja nicht gut.
    Dorothea ließ sich aufs Bett fallen und starrte blicklos an die Zimmerdecke. Offensichtlich ging ihre Mutter davon aus, dass ihre gestrigen Kopfschmerzen auf die notwendige Trennung zurückgingen. Wie entsetzt wäre sie, wenn sie die Wahrheit kennen würde!
    Dabei hatte es sich so richtig angefühlt. Als wären Ian und sie füreinander bestimmt. Auch wenn es Robert gegenüber über die Maßen schäbig gewesen war– solange sie allein ihren Gefühlen gefolgt war, war ihr alles richtig und natürlich erschienen. So richtig und natürlich, wie es weder mit Miles Somerhill noch mit Robert gewesen war. Einerseits bedauerte sie, dass sie nun wusste, was sie in Zukunft vermissen würde. Andererseits hätte sie diese berauschende Erfahrung um keinen Preis missen wollen. Wie hieß es so schön: Jedes Ding hat seinen Preis. Sie würde so bald wie möglich nach Eden-House zurückkehren.

16
    Als sie diesen Entschluss beim Abendbrot verkündete, stieß sie damit auf Unverständnis und Heathers entschiedenen Protest. » Ich will noch nicht zurück«, erklärte Heather entschieden. » Erst muss Mr. Rathbone sein Versprechen einlösen und mir

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