Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t
Angst eingejagt hat und von dem die anderen glaubten, dass wir ihn uns einbilden würden. Stimmt das?«
Dorothea nickte.
» Ist der böse Mann auch wirklich tot?« Heathers ängstliche Frage ließ Dorothea erschauern. Wieder spürte sie das Wurfmesser zwischen ihren Fingern, die rote Wut in sich, mit der sie es geschleudert hatte. » Das ist er!«, erwiderte sie so entschieden, dass Heather sie erstaunt ansah. Aber Dorothea sagte nur: » Ich dachte, du möchtest mir vielleicht beim Blumensammeln helfen. Damit wir die Gräber schmücken können.«
Die Beerdigungszeremonie war schlicht. Ian, Koar und John hatten unter einer Akaziengruppe auf einer Anhöhe über dem Murray River eine tiefe Grube ausgehoben. Tief genug, dass kein Dingo sich bis zur Sohle durchgraben konnte. Dorthin brachten sie Robert Masters Leichnam und Sams Kopf. Den Boden hatten sie mit Eukalyptusblättern bedeckt, und Eukalyptusblätter häuften sie auch über die beiden in weißes Leinen eingenähten Formen, ehe die Männer sich daranmachten, die Grube zuzuschütten.
Da kein Pastor verfügbar war, hatte Karl eine kurze Andacht vorbereitet. Dorothea und Heather legten ihre Kränze auf den Erdhügel; danach kehrten alle wortkarg und niedergeschlagen ins Haus zurück. John hatte angeboten, zwei Holzkreuze zu schnitzen, die, bis beim Steinmetz in Adelaide zwei Grabsteine bestellt und geliefert worden wären, an Robert Masters und Sam Carpenter erinnern würden.
Außerdem musste man die Behörden in Adelaide informieren. Koar und Karl waren an dem Tag von Dorotheas Entführung glücklicherweise früher als erwartet von ihrem Ausflug zurückgekommen. Koar war sofort nach Adelaide geritten, um Robert Masters zu informieren, während Karl auf Eden-House geblieben war. Dorotheas Mann hatte nicht lange gezögert. Sobald er in Erfahrung gebracht hatte, dass Protector Moorhouse unterwegs und der Gouverneur ebenfalls nicht erreichbar war, hatte er bei Richter Cooper eine Nachricht hinterlassen und war mit Ian und Koar auf eigene Faust aufgebrochen.
Das bedeutete, dass keine amtliche Stelle über den weiteren Verlauf dieser Expedition Bescheid wusste. Da jedoch ein Eingeborener und zwei Engländer, wenn man von den Köpfen der Unbekannten absah, zu Tode gekommen waren, musste es zumindest gemeldet werden. Ob daraufhin eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet würde, musste dann Richter Cooper entscheiden.
Die Ankunft von Protector Moorhouse drei Tage später enthob sie der Entscheidung, wer von den Männern nach Adelaide reiten sollte. Er reagierte äußerst bestürzt auf Ians ersten, knappen Bericht. » Was für eine üble Geschichte!«, bemerkte er. » Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass so etwas hier bei uns in Südaustralien geschieht. Sind Sie ganz sicher, Mrs. Masters– verzeihen Sie meine Impertinenz–, dass dieser Schwarze nicht nur Ihretwegen den Kopf verloren hat?«
Dorothea brauchte ein wenig, um zu verstehen, was Moorhouse andeuten wollte. Dann jedoch stieg Ärger in ihr hoch. » Er war nicht bloß vernarrt in mich. Dafür hätte er ja wohl kaum solch einen makabren Altar gebraucht wie den, den er aus den Köpfen der Seeleute von der Maria aufgebaut hatte!«
Moorhouse war die Skepsis deutlich anzusehen. Zweifelte er etwa an ihrem Geisteszustand? » Fragen Sie ruhig Koar oder Mr. Rathbone. Sie haben es auch gesehen«, bekräftigte sie.
Ian nickte bedächtig. » Ja, da waren Köpfe, sieben Stück. Aber ob es wirklich die von den vermissten Seeleuten waren, da bin ich mir nicht so sicher.« Er sah zu Dorothea hinüber. » Tut mir leid, das finde ich wirklich zu weit hergeholt.«
» Ich denke auch, dass wir diese Spur nicht weiterverfolgen müssen«, meinte Protector Moorhouse sichtlich erleichtert. » Und da Sie, Mr. Rathbone, ja die Höhle endgültig verschlossen haben, wird das auch nie zu klären sein. Nur schade um die Malereien. Die hätte ich gerne gesehen. Sie meinten, es hätte sich um eine Darstellung der Regenbogenschlange gehandelt, Mrs. Masters?«
» Jedenfalls hat er das gesagt.« Dorothea versuchte, sich an den genauen Wortlaut zu erinnern.
» Er sprach davon, dass er mit den Köpfen die Regenbogenschlange dazu bringen könnte, die Weißen alle zu töten und die Gesetze der Traumzeit wieder einzuführen.«
» Hm. Gerüchte über solch einen angeblich ›großen Zauber‹ sind mir verschiedentlich zugetragen worden. Aber ich hatte eher den Eindruck, dass die Informanten sich damit wichtig machen wollten.– Koar,
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