Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t
besorgt aus. » Ich würde ihn vorher gerne untersuchen.«
» In Gottes Namen, tu, was du für nötig hältst.« Ian schien nicht überzeugt, nahm jedoch Dorotheas Arm und zog sie mit sich beiseite, um Koar Platz zu machen. Der öffnete mit flinken Fingern Roberts Reitrock und Hemd. Seine Brust war unverletzt, der Speer war nicht durchgedrungen. Koar nickte zufrieden und beugte sich vor, um sein Ohr an Roberts Brust zu legen. Er lauschte lange. So lange, dass Dorothea Angst bekam. Schließlich hielt sie die Anspannung nicht mehr aus. » Was ist? Was hörst du?«
Koar schüttelte den Kopf, ohne sie anzusehen. Dass er ihren Blick mied, sagte nur zu deutlich, dass es schlecht um Robert stand. Dennoch wollte sie es nicht wahrhaben.
» Es gibt hier jede Menge Kräuter«, sagte sie eifrig. » Ich weiß, wo er sie aufbewahrt. Damit kannst du doch sicher etwas anfangen. Ich hole sie dir.« Sie musste etwas tun. Sie konnte doch nicht einfach nur dasitzen und warten.
Koar sah sie an und schüttelte bedeutungsvoll den Kopf. Lass es, sagte er stumm. Behutsam zog er Roberts Kleidung wieder zurecht, rollte die Opossumdecke zusammen und schob eine Ecke unter den Kopf des Verletzten, um ihn bequemer zu lagern. Robert hatte die Augen wieder geschlossen, als schliefe er. Nur die steile Falte über der Nasenwurzel zeigte, dass er bei Bewusstsein war.
Plötzlich hustete Robert. Und dann quoll blutiger Schaum aus seinem Mund. Mühsam rang er um Luft, versuchte etwas zu sagen, die Augen fest auf Koar geheftet. » Tödlich?« Er war kaum zu verstehen, aber die Augen blickten so klar, dass kein Zweifel darüber bestand: Robert Masters wollte die Wahrheit wissen.
» Es tut mir leid. Die Lunge ist verletzt. Mehr kann ich nicht sagen.« Koar erwiderte den Blick offen. » Ich bin kein Arzt, Mr. Masters. Aber unter diesen Umständen…«
» Bin kein Idiot.« Es war mehr ein Röcheln. Jeder Atemzug schien ihm jetzt schwerzufallen. Er schloss die Augen wieder, aber Dorothea war der Schmerz in ihnen nicht entgangen. Vorsichtig nahm sie seine Hand. Sie fühlte sich seltsam heiß an. Er drückte sie erstaunlich fest, ehe er die Augen wieder öffnete und flüsterte: » Ian.«
» Ja, Robert?« Koar hatte sich taktvoll entfernt und betrachtete angelegentlich die Wandmalerei. Ian und Dorothea waren mit Robert allein.
Robert tastete mit seiner freien Hand nach Ians Hand und packte sie.
» Kümmere dich um sie! Versprochen?« Die beiden Männer tauschten einen langen, stummen Blick. Dann nickte Ian und sagte: » Ich verspreche es dir.« Robert wollte etwas erwidern, aber ein weiterer quälender Hustenanfall hinderte ihn daran. Noch mehr blutiger Schaum rann ihm aus dem Mundwinkel und tropfte auf das Opossumfell.
» Versuch nicht zu sprechen, Liebling«, bat Dorothea ihn, halb wahnsinnig vor Sorge. » Wir werden alles tun, was du willst. Werde nur wieder gesund.«
Der Anfall verebbte. Zu ihrer Verwunderung sah sie so etwas wie Mitleid in seinen Augen, als er leicht den Kopf schüttelte. » Verzeih mir, Liebste. Ich liebe dich«, flüsterte er, bevor er erneut Ian fixierte. » Tu mir einen Gefallen und zieh das Ding raus! Will nicht elend krepieren…«
Ian wurde totenblass. » Das kannst du nicht von mir verlangen!«
» Bist du… Freund?«
Das Blickduell der beiden Männer währte nur kurz. Dann neigte Ian in einer Geste der Ergebung den Kopf. Und ehe Dorothea begriff, was er vorhatte, trat er hinter Roberts ausgestreckten Körper und riss mit einem lauten Schrei voller Schmerz und Trauer den Speer heraus.
Roberts Körper zuckte. Seine Hand wurde plötzlich schlaff. Fassungslos sah sie auf. » Was hast du nur getan, Ian?«, schrie sie ihn an.
» Hast du nicht gehört, wie er mich darum gebeten hat«, schrie er zurück. Er ließ den Speer fallen, rollte sich auf dem Boden zusammen, verbarg das Gesicht in den Armen und schluchzte hemmungslos.
» Du Mörder!« Außer sich vor Zorn wollte Dorothea sich auf ihn stürzen, aber Koar fing sie ab und hielt sie fest. Ohne darüber nachzudenken, schlug sie mit ihren Fäusten auf ihn ein, schrie all ihren Zorn heraus. In stoischer Ruhe ertrug er ihren Ausbruch. Hielt sie einfach nur fest, bis der Sturm vorüber war. Erst als auch Ian sich wieder etwas gefangen hatte, ließ er sie los. » Dein Mann hat es so gewollt. Du solltest es respektieren«, sagte er ernst. » Ian, wir müssen hier weg. Die Explosion ist sicher nicht unbemerkt geblieben. Und gegen eine Gruppe von Kriegern haben wir keine
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