Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t
was sagen Sie dazu?«
» Es tut mir leid, Mr. Moorhouse, aber von solchen Dingen weiß ich nichts«, wehrte der ab und knetete nervös seine Finger. » Mein Interesse gilt der Medizin, nicht der Magie. Und schon gar nicht der in Ihrer Sprache schwarze Magie genannten Spielart.«
» Haben Sie einmal einen Blick auf den Kultfelsen an der Straße nach Glenelg geworfen?« Dorothea erinnerte sich plötzlich an die Malerei, die sie damals so erschreckt hatte. » Dort, wo wir die verbrannte Bibel gefunden haben? Der Mann, der mich entführt hatte, trug die gleiche Bemalung wie die Figur dort mit den Köpfen in den Händen. Das muss doch etwas zu bedeuten haben!«
» Natürlich bin ich der Sache so rasch wie möglich nachgegangen.« Protector Moorhouse runzelte die Stirn. » Aber dort waren nur Tierzeichnungen. Nichts Ungewöhnliches, versichere ich Ihnen.«
Dorothea öffnete schon den Mund, als eine Hand ihre Schulter drückte und Karl ihr ins Ohr flüsterte: » Lass die Dinge ruhen! Was soll es bringen? Du siehst doch, dass der Protector es gar nicht wissen will.« Laut sagte er: » Ich glaube, meine Schwester ist erschöpft. Sind Sie mit Ihrer Befragung so weit fertig, dass ich sie auf ihr Zimmer begleiten kann?«
» Natürlich. Ich bitte um Entschuldigung, dass ich Sie in Ihrer Trauer belästigen musste, Mrs. Masters.« Moorhouse sprang auf und nahm ihre Hand. » Wenn ich irgendetwas für Sie tun kann, zögern Sie nicht, es mich wissen zu lassen. Mary und ich fühlen mit Ihnen.«
Dorothea neigte dankend den Kopf. Sein Mitleid zerrte an ihrer Beherrschung. Warum nur waren Beileidsbekundungen so schwer zu ertragen? Eigentlich sollten sie doch trösten.
» Möchtest du, dass ich bei dir bleibe?« Karl hatte die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet und sah sie an.
» Nein danke. Lieb von dir, aber ich möchte lieber allein sein.«
Der Wunsch, um Robert trauern zu können, war allmählich gewachsen. Im ersten Schock war ihr der Verlust noch gar nicht richtig bewusst geworden. Danach hatte Heathers Kummer keinen Raum für ihren eigenen gelassen. Bewusst oder unbewusst hatte sie die Bilder in ihrem Kopf verdrängt, die sich nun, nachdem Matthew Moorhouse sie geweckt hatte, nicht länger verdrängen ließen. Roberts schweißüberströmtes, blasses Gesicht. Der Speer, der aus seinem Rücken ragte. Ian, der ihn herauszog, und Ian, wie er sich danach auf dem Boden krümmte wie unter unmenschlichen Schmerzen.
Von den zwei Männern, die sie liebte, hatte einer den anderen getötet. Nicht aus Eifersucht, nicht aus Leidenschaft, sondern weil der ihn darum gebeten hatte. Als letzten Freundschaftsdienst.
Um Robert noch einmal nahe zu sein, ging sie in sein Zimmer. Das Kopfkissen bewahrte noch einen Rest seines Geruchs. Wie der im Arbeitszimmer ihres Vaters würde er jeden Tag schwächer werden, bis er ganz verschwunden war. Dorothea vergrub ihr Gesicht im Kissen und ließ endlich den Tränen freien Lauf. Sie weinte um ihren Vater, um Robert und um das, was hätte sein können, wenn sie ihn so geliebt hätte wie Ian.
Am nächsten Morgen zog Karl sie beiseite. » Gut, dass du endlich geweint hast«, sagte er. » Mama hat es sehr geholfen.– Kann ich offen mit dir sprechen?«
Dorothea war wieder einmal erstaunt über die Beobachtungsgabe ihres jüngeren Bruders. » Natürlich«, erwiderte sie. » Was hast du auf dem Herzen?«
» Nicht hier. Können wir nach draußen gehen?«
Erstaunt folgte sie ihm. » Als Erstes: Mr. Moorhouse hat uns zugesichert, dass er in seinem Bericht schreiben wird, dass er weitere Untersuchungen nicht für erforderlich hält. Ein Verrückter hat dich entführt, und bei der Befreiung sind nicht nur er, sondern auch dein Mann und ein Stallbursche umgekommen.« Er blieb stehen und sah ihr offen ins Gesicht. » Er meinte, es sei unnötig, sämtliche Einzelheiten öffentlich zu machen. Es würde nur Unruhe unter den Kolonisten auslösen, und einen Beweis müssten wir letztendlich schuldig bleiben. Ian und ich haben den Bericht so unterschrieben. Mr. Moorhouse hat mich gebeten, dir zu erklären, dass es auch in deinem Interesse ist, wenn diese Sache möglichst diskret behandelt wird.«
» Das heißt, er möchte es geheim halten?«
» So würde er das sicher nicht ausdrücken, aber ja, ich denke, der Gouverneur kann in der augenblicklichen Situation keine weiteren Komplikationen gebrauchen. Am oberen Murray gärt es immer noch heftig, und Moorhouse berichtete, dass es in den neuen Weidegebieten im Südosten
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