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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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sondern als Kerker anzusehen ging aber einwandfrei zu weit! So unmerklich wie möglich rückte sie von ihm ab und war erleichtert, als August die Gelegenheit wahrnahm und sich neben den Professor drängte.
    Dass es sich tatsächlich um einen Kängurutanz handelte, wurde sehr schnell deutlich, als der Träger der Puppe begann, wie eines dieser Tiere umherzuspringen. Er imitierte es so gut, dass alle Zuschauer in schallendes Gelächter ausbrachen, während er zwischen den Tänzern und den Musikerinnen hin und her hüpfte. Die Pantomime wurde auf dramatische Art beendet, als die Tänzer mit den Federbüscheln ihren Schmuck ablegten und nach ihren Waffen griffen. Auf einmal hielten sie lange Speere und seltsam geformte Keulen in den Händen. Die Gruppe wirkte so kriegerisch, dass Dorothea äußerst unbehaglich zumute wurde. Was, wenn sie sich entschieden, ihre Speere und Wurfhölzer nicht nur zur Zierde zu tragen, sondern sie gegen die Weißen einzusetzen? Niemand von ihnen hier war bewaffnet. Schutzlos wären sie einem Angriff ausgeliefert.
    Glücklicherweise dachten die Aborigines nicht im Traum daran, ihnen etwas zuleide zu tun. Sie begnügten sich damit, unter wildem Geschrei die Waffen zu schwingen und das arme Känguru zu bedrohen. Indem sie so heftig aufstampften, dass der trockene Lehm in Staubwolken aufgewirbelt wurde, umkreisten sie ihre imaginäre Beute. Inzwischen lief den Männern der Schweiß in Strömen über den Körper, verwischte die Bemalung und ließ die dunkle Haut darunter schimmern wie poliertes Ebenholz. Die animalische Ausstrahlung der Darbietung war so überwältigend, dass Dorothea zwischen Bewunderung und einer gewissen Verlegenheit schwankte. Aus den Reihen der Frauen waren anfeuernde Rufe zu hören. Keine von ihnen machte jedoch Anstalten, sich den Tänzern anzuschließen.
    » Tanzen bei ihnen eigentlich nur die Männer?«, fragte Karl und sprach damit aus, was Dorothea auch gerade gedacht hatte.
    » Bei dieser speziellen Art von Tanz, ja«, erwiderte Matthew Moorhouse, ohne den Blick von dem Schauspiel abzuwenden. » Es gibt aber auch andere Tänze. Nur für Frauen oder solche, bei denen beide Gruppen sich gegenüberstehen. Das kommt ganz auf den Anlass an.«
    » Gibt es auch Kriegstänze?«, wollte einer der jungen Männer wissen. » Wie bei den Schwarzen auf Neuseeland? Ein Freund hat sie mir beschrieben. Sie sollen überaus beeindruckend sein.«
    » So kriegerisch geht es hier nicht zu.« Moorhouse lächelte plötzlich nicht mehr. » Glücklicherweise. Die Kaurna hier um Adelaide sind ausgesprochen friedliebend.«
    » Was man von der Bande am Coorong nicht behaupten kann!«, warf ein anderer der jungen Männer halblaut ein. » Und mit den Murraystämmen wird O’Halloran noch alle Hände voll zu tun bekommen!«
    » Ein Hoch auf unseren Commissioner! Auf dass er dort bald Klarschiff macht!«, grölte sein bereits leicht alkoholisierter Freund neben ihm. » Hängt sie alle auf!«
    » Mäßigen Sie sich! Es sind Damen anwesend.« Moorhouse verfolgte mit verächtlicher Miene, wie er seinen Flachmann vollends leerte und mit unsicheren Fingern zuschraubte, ehe er ihn in den Tiefen seiner Rockschöße verschwinden ließ. » Offensichtlich sind Sie nicht ganz wohl. Vielleicht sollten Sie sich jetzt entschuldigen. Guten Abend.« Damit drehte er ihm ostentativ den Rücken zu und überließ es dem peinlich berührten Freund, ihn nach einem heftigen Disput im Flüsterton hinauszuführen.
    Der Gesang der Frauen war währenddessen immer leidenschaftlicher geworden. Auf- und abschwellend steigerte die primitive Melodie sich zu einer Art Beschwörung, die Dorothea trotz aller Fremdartigkeit in ihren Bann zog.
    Mit einem letzten, kollektiven Aufschrei endete die Jagd. Von zahlreichen Speeren getroffen sank das Känguru samt seinem Träger unter dramatischem Stöhnen zu Boden. Augenblicklich stürzten sich die Jäger darauf. Ein wirres Knäuel aus bemalten Körpern entzog es ihren Blicken, bis sich ein Mann, der den Stock mit dem Stoffknubbel triumphierend gen Himmel reckte, aus ihm löste und ihn unter lautem Triumphgeschrei dem alten Mann brachte.
    Damit war die Darbietung beendet. Die Tänzer hatten sich so verausgabt, dass einige taumelten und von Mittänzern in den Schatten geführt wurden, wo sie erschöpft zu Boden sanken. Die Kinder beeilten sich, ihnen große, mit Wasser gefüllte Muscheln zu bringen, das sie durstig hinunterstürzten. Einer nach dem anderen sammelte sich unter den Akazien.
    »

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