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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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müsste herrlich sein, sich von diesem Wasser umspülen zu lassen. Den ganzen Schweiß, der ihre Glieder mit einem klebrigen Film überzog, auf einmal abzuwaschen. Aber ein Blick in die Runde zeigte ihr, dass der Badeplatz keineswegs vor Blicken geschützt war. Also sagte sie bedauernd: » Ich kann nicht. Wenn jemand käme und mich so sähe!«
    Jane lachte, sagte aber nichts. Stattdessen kam sie langsam zum Ufer zurück, streifte sich das Wasser vom Körper und kleidete sich wieder an. Erst bei den Stiefeln zögerte sie und sah Dorothea an. » Meinst du, dieser Reporter wäre sehr schockiert, wenn ich barfuß bliebe?«
    Jane hasste europäisches Schuhwerk. Wann immer es ging, lief sie mit bloßen Füßen. Selbst Mutter Schumann hatte sich inzwischen an den Anblick gewöhnt. Also nahm Dorothea die ungeliebten Stiefel mit hinauf, als sie sich waschen ging, während Jane sich schon ihrer Mutter und Mr. Somerhill auf der Veranda anschloss.
    Obwohl sie sich beeilte, war bis auf Karl die übrige Familie bereits vollzählig versammelt. Der Reporter erzählte gerade von den Zuständen in Adelaide, die er als Neuankömmling noch miterlebt hatte. » Kennen Sie die Geschichte von dem Hut auf der Wakefield Street? Nein?– Also, in der Regenzeit geht ein Mann die Straße entlang, als er einen Zylinder im Schlamm liegen sieht. Er bückt sich, um ihn aufzuheben. Zu seinem Entsetzen kommt darunter ein Männerkopf zum Vorschein, der ihn um Hilfe bittet. Der Mann geht ein Brett holen, stellt sich darauf und zieht und zieht. Aber der Gentleman im Schlamm steckt fest, rührt sich keinen Zentimeter. Ein zweiter Mann kommt ihm zu Hilfe– vergebens. › Verdammt‹, sagt der Mann im Schlamm schließlich. › Ich komme einfach nicht aus den Steigbügeln!‹«
    August brach in schallendes Gelächter aus. » Der Witz ist gut«, prustete er. » War es wirklich so schlimm?«
    » Mr. Stevenson, mein Chef, schwört Stein und Bein, dass er das selbst erlebt hätte.« Somerhill grinste. Da sah er Dorothea in der Tür stehen und sprang auf. » Miss Schumann, Ihre Mutter hat mir verraten, dass Sie ein äußerst schmeichelhaftes Interesse an unserer Zeitung geäußert haben. Es wäre mir eine Ehre und ein Vergnügen, Ihnen alles zu zeigen, was Sie sehen möchten.«
    Überrascht sah Dorothea zu ihrer Mutter. » Mama!«
    Auguste Schumann lächelte verhalten. » Glaubst du, ich habe nicht gemerkt, dass du immer dann den kleinen Umweg durch die Hindley Street vorschlugst, wenn beim Register eine neue Ausgabe aushing? Und es waren nicht die Familienanzeigen, die du verschlungen hast.«
    Tatsächlich hatte die Eloquenz, ja Bissigkeit der Kommentare, in denen meist die Arroganz und Überheblichkeit der Verwaltung gegenüber den Eingeborenen gegeißelt wurde, sie begeistert. Dagegen war Herr Dünnebier in Dresden ein Chorknabe! Man musste die Menschen aufrütteln. Überhaupt waren die Philanthropen in ihren Augen viel zu zurückhaltend: Anstatt Waisenkinder von den Straßen Londons in die australische Wildnis zu verfrachten, wäre es doch sinnvoller gewesen, die Missstände anzuprangern, die dazu führten, dass die Kleinen als Diebe und Huren abgerichtet wurden. So, wie Mr. Stevenson es hier mit seinem Register tat.
    Wenn sie ein Mann gewesen wäre, hätte sie schon längst dort vorgesprochen und ihre Dienste angeboten. Stattdessen hatte sie seit Wochen überlegt, wie sie es anstellen konnte, den Herausgeber zu überzeugen, ihr als Frau eine Chance zu geben. Dorotheas Gedanken überschlugen sich: Janes Geschichte bot ihr die erste Möglichkeit, ihr Geschlecht zu ihrem Vorteil einzusetzen. Im persönlichen Gespräch konnte sie diesen Mr. Stevenson sicher davon überzeugen, dass die Geschichte einer Frau besser von einer anderen Frau geschrieben würde als von einem Mann.
    Dorothea holte tief Luft und lächelte Miles Somerhill an. » Sie glauben gar nicht, was Sie mir damit für eine Freude machen«, sagte sie und spürte, wie ihr Herz vor Aufregung wie rasend klopfte. Dass ihr sehnlichster Wunsch jetzt so plötzlich und unerwartet in greifbare Nähe rückte, erschien ihr wie ein Wunder. » Wann?«, fragte sie atemlos.
    » Ist Ihnen gleich morgen Vormittag um zehn Uhr recht?« Somerhill sah fragend zu ihren Eltern. » Wir könnten dann einen kleinen Lunch nehmen, und anschließend würde ich Ihre Tochter selbstverständlich wieder nach Hause bringen.«

5
    Miles Somerhill kam auf die Minute pünktlich mit einem eleganten Gig vorgefahren. » Was für ein

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