Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t
große Zeit anknüpfen kann«, sagte Dorothea und versuchte dabei, überzeugt zu klingen. Irgendwie ging gerade alles schief: erst Miles’ Verrat und nun auch noch dieser Rückschlag! » Dann will ich Sie nicht länger aufhalten.– Danke für den Brandy, Mr. Stevenson.«
Dass es erneut zu regnen angefangen hatte, bemerkte sie nicht einmal. Wie im Traum setzte sie Fuß vor Fuß, ohne auch nur im Entferntesten darauf zu achten, dass ihr leichtes Schuhwerk bald total durchnässt war. Wut und Enttäuschung kämpften in ihr. Hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, in Tränen auszubrechen, und dem Wunsch, sich irgendwie an Miles rächen zu können, schritt sie so kräftig aus, dass Protector Moorhouse Mühe hatte, sie einzuholen.
» Miss Schumann– warten Sie doch. Wenn Sie gestatten: Ich würde Sie gerne begleiten. Ich hätte mit Ihrem Vater etwas zu besprechen.– Geht es Ihnen gut?«
Die Besorgnis in seinen freundlichen Augen war ehrlich, und so rang sie sich ein Lächeln ab. » Danke, mir geht es gut. Ich war nur völlig in Gedanken versunken.«
» Ein neuer Artikel?« Er sah sie fragend an, während er seinen Schritt dem ihren anpasste. » Ich wollte Ihnen schon seit Längerem sagen, wie gut mir der über Jane und ihr Leben gefallen hat. Auch der über die Frauen der Lutheraner. Wissen Sie schon, worüber Sie als Nächstes schreiben werden?«
» Das ist leider noch völlig ungewiss. Mr. Stevenson hat mir eben eröffnet, dass der Register sich keine weiteren Artikel von mir leisten kann.«
» Oh, das tut mir leid«, murmelte er. Offensichtlich hielt er ihren Zustand für eine Folge dieser Unterredung, und Dorothea war ihm dankbar, dass er den Rest des Weges über nur belanglose Konversation führte.
Endlich allein auf ihrem Zimmer, gab sie dem Bedürfnis nach, das sie die ganze Zeit unterdrückt hatte. Den Kopf im Kissen vergraben, schrie sie ihren ganzen Zorn hinaus und hielt auch die Tränen nicht mehr zurück, die ihr in den Augen brannten; Tränen der hilflosen Wut. Dorothea war noch nie eine Heulsuse gewesen, und so dauerte der Sturm nicht lange. Sobald sie sich einigermaßen beruhigt hatte, schniefte sie kräftig, zog die nassen Sachen aus, wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser und nahm sich vor, Miles Somerhill so rasch wie möglich zu vergessen. Nur gut, dass sie niemanden in die Heiratspläne eingeweiht hatte! Jetzt Gegenstand des unvermeidlichen allgemeinen Mitleids zu sein hätte sie nicht ertragen.
Aber da keiner davon wusste, konnte sie so tun, als wäre nichts gewesen. Vielleicht sollte sie einen kleinen Flirt zugeben. Sonst würden einige von sich aus mehr vermuten. Schließlich waren sie ständig zusammen gesehen worden.
Hoffentlich erging es diesem Schuft richtig schlecht in Singapur! Sie schwelgte in Vorstellungen darüber, wie Miles als niederer Dienstbote von seiner Herrschaft schikaniert wurde oder sich gar als Lastenträger verdingen müsste. Und wenn er sich die Passage vom Munde abgespart hätte und hier wieder auftauchte, um sie um Verzeihung zu bitten, würde sie ihn nicht zu kennen vorgeben.
Nach diesem Entschluss fühlte sie sich deutlich besser.
Der Besuch von Mr. Moorhouse hatte einen konkreten Anlass gehabt: Pastor Schumann wurde gebeten, den neuen Gouverneur mit einer Delegation, bestehend aus Geschäftsleuten und Vertretern der Südaustralischen Company, in den Süden zu begleiten. Dort, im Gebiet am unteren Murray River und weiter südlich waren angeblich deutlich bessere Böden entdeckt worden als die bereits bewirtschafteten im Norden Adelaides. Pastor Schumann sollte in seiner Eigenschaft als Geistlicher und Sprachkundiger eventuell feindselige Eingeborene beruhigen. In Anbetracht der schlechten Reiseverhältnisse zu Lande, würde man mit dem Schiff von Port Adelaide südwärts die Küste entlangsegeln. Sollten sich die Gerüchte bestätigen, würde eine weitere Expedition klären, ob der Viehtrieb aus Neu-Südwales nicht zukünftig besser an der Küste erfolgen sollte.
» Sie haben sicher davon gehört, dass die Maraura im April einen Viehtreck auf der Höhe von Lake Bonney angegriffen haben«, hatte Moorhouse erklärt. » Die versprengten Tiere– immerhin fünftausend Schafe und achthundert Rinder– sind immer noch verschwunden, obwohl schon zwei Expeditionen nach ihnen gesucht und dabei einige Eingeborene erschossen haben.– Und unsere letzte Expedition, von der ich gerade zurückgekehrt bin, war ein Desaster.« Er starrte düster auf seine Hände.
» Sind
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