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Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t

Titel: Wenn der Eukalyptus blüh dorothea1t Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: peterson
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Fleisch und Blut trug, aus dem sich später ein Kind entwickeln würde. Miles’ Kind.
    Was sollte sie tun? Was konnte sie tun? Unwillkürlich kamen ihr die Gerüchte über die sogenannten Engelmacherinnen in den Sinn. In Dresden hatte sie einmal einen Wortwechsel zweier Dienstmädchen aufgeschnappt. Die eine hatte nach der Adresse einer » Engelmacherin« gefragt, um » ein Kind wegmachen zu lassen«, und die andere hatte sie sofort hinter die nächste Hausecke gezogen. Dorothea hatte völlig arglos ihre Mutter gefragt, was es damit auf sich hätte und wie man ein Kind » wegmachte«. Es war ihr rätselhaft erschienen, wieso jemand Gottes Geschenk, wie es immer in den Geburtsanzeigen hieß, nicht haben wollte.
    Ihre Mutter hatte sie seltsam angesehen und dann ruhig erklärt, dass nur sehr schlechte Menschen so etwas täten. Es sei eine schwere Sünde, die man damit auf seine Seele lade. Sie hatte dabei so ernst gewirkt, dass Dorothea nicht gewagt hatte, weiter nachzufragen. Aber es hatte sie noch wochenlang beschäftigt, wie man dabei vorging. Schnitt man den Frauen dafür den Bauch auf? Sie hatte sich fest vorgenommen, das Dienstmädchen abzupassen und danach zu fragen, aber die junge Frau tauchte nicht wieder auf. Nach einigen Wochen hatten andere Themen die Frage nach den Engelmacherinnen in den Hintergrund treten lassen. Dorothea hatte– bis jetzt– nicht mehr daran gedacht.
    Aber gab es solche Frauen überhaupt hier in Adelaide? Und wenn, wie sollte sie sie finden?
    Das Gesicht ihrer Mutter in dem Moment, als sie von der schweren Sünde gesprochen hatte, vor Augen, schob sie diesen Gedanken rasch von sich. Nein, das wollte sie nicht.
    Aber was blieben ihr sonst für Möglichkeiten?
    Die Gedanken rasten in ihrem Kopf, ohne dass sie einer Lösung auch nur ansatzweise näher gekommen wäre. Wenn Miles noch hier in Adelaide wäre, müsste er sie jetzt, unter diesen Umständen, selbstverständlich heiraten. Aber er war auf See. Wenn sie ihm eine Nachricht hinterherschickte, konnte die ihn– wenn überhaupt– frühestens in einigen Monaten erreichen. Falls er dann noch in Singapur war. Auf jeden Fall wäre es zu spät, um noch vor der Geburt heiraten zu können. Und wollte sie ihn überhaupt heiraten? Hatte sie sich nicht geschworen, ihn aus ihrem Leben und ihrer Erinnerung zu streichen? Sie lachte bitter auf, als ihr bewusst wurde, dass sein Kind sie immerzu an ihn erinnern würde. Tag für Tag.
    In den folgenden Tagen fielen ihr fehlender Appetit, die dunklen Ringe unter den Augen und ihre Niedergeschlagenheit sogar Lischen auf. Als Einzige sprach sie aus, was alle anderen nur dachten: » Bist du traurig, weil du dich mit Mr. Somerhill gezankt hast?«
    » Wie kommst du denn darauf?« Überrascht sah Dorothea von ihrem Teller hoch, auf dem sie gedankenverloren die Bissen hin und her geschoben hatte.
    » Na, weil er gar nicht mehr kommt. Und du machst immerzu ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter.«
    » Lischen«, mahnte die Mutter.
    » Aber es stimmt doch«, beharrte die Kleine. » Außerdem habe ich Karl noch zu August sagen hören, dass dieser Laffe Somerhill Doros Kummer gar nicht wert wäre. Und August sagte darauf, dass Frauenzimmer eben manchmal ziemlich dämlich wären, und… Autsch!« Sie verstummte erschreckt, als einer ihrer Brüder sie offensichtlich heftig vors Schienbein getreten hatte. Karl war rot bis über beide Ohren, und auch Augusts Wangen wiesen eine gesunde Färbung auf.
    » Schäm dich, Lischen! Man belauscht nicht anderer Leute Unterhaltung«, sagte Mutter Schumann streng. » Koar, sei so gut und reich mir bitte die Bohnen herüber.«
    Auch Koar war kein willkommenes Kind gewesen, dachte Dorothea. Ohne das Eingreifen des greisen Zauberers wäre sein Leben sehr, sehr kurz gewesen. Aber ohne ihn wäre Karl jetzt nicht mehr am Leben. Gab es so etwas wie eine Bestimmung? Dann hätte auch ihr Kind eine. Es war ein seltsam tröstlicher Gedanke, der ihr Mut gab. Sie würde es irgendwie schaffen. Schließlich lebten hier in der Kolonie Witwen, die sogar mehr als ein Kind ernähren mussten. Und sie hatte ihre Familie. Sie war nicht allein wie diese armen Frauen.
    Sobald ihr Vater wieder da war, würde sie sich den Eltern anvertrauen. Sie würden nicht gerade in Jubel ausbrechen, so viel war klar. Aber sie war sich sicher, dass sie sie nicht im Stich lassen würden.
    Zwei Tage später beendete Mr. Moorhouses Besuch alle Zukunftspläne. Noch bevor sie den schwarzen Flor am Ärmel bemerkte, fiel

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